Mal heiter, mal traurig waren die Lieder, die Sängerin und Songwriterin Krystle Warren am Freitagabend im Bix spielte. In ihren jazzigen Songs geht es um das Auf und Ab in der Liebe. Am Ende wurde es sogar etwas intim.

 

Stuttgart - Keinen Kommentar, keine Begrüßung, nicht mal ein kurzer Mikrofoncheck sind nötig: Krystle Warren, die Sängerin und Songwriterin aus Kansas City kommt auf die Bühne, legt sofort los und nimmt das Publikum im Bix gefangen mit einer Ballade über die Liebe. In dem Moment gibt es nur sie, ihre Gitarre und das Publikum. An diesem Abend spielt sie Lieder aus ihrem zweiten Album „Love Songs: A Time You May Embrace“, mal jazzig verspielt, mal trauriger Blues und manchmal sogar mit Einsprengseln von Country oder Boogie Woogie.

Mancher kennt Warren von Rufus Wainwright-Konzerten. Mit ihm war sie auf Tour. Ihr erstes Album „Circles“ erschien 2009, seitdem vergleichen Kritiker sie mit Tracy Chapman und Nina Simone. Dabei ist Warren wegen ihrer musikalischen Vielseitigkeit schwer einzuordnen: Jazz, Blues, Folk, Swing, Pop, Singer/Songwriter.

Warren mag den "shitty part" der Liebe

Im neuen Album ist das verbindende Element dieses Sammelsuriums an Musikstilen das Thema Liebe. Es ist als Konzept-Album gedacht und hat wie die Herzensangelegenheit zwei Seiten: Die erste Seite befasse sich mit dem schönen Teil der Liebe, die zweite eher mit dem „shitty part“, wie Warren sagt. „Das ist auch meine bevorzugte Seite“, gesteht die Musikerin.

Ihre Begeisterung für die schmerzhafte Seite der Liebe bringt die Sängerin auch körperlich zum Ausdruck: Ihr Torso schwankt zu den Gitarrenriffs hin und her, beugt sich den Wellen der Verunsicherung, die das Verlassen-Werden hervorruft. Gegen die tiefen Töne des Kontrabasses jault sie ein „I love you“, singt sich dann rasant in Rage, um am Ende wieder eine fast schon resignative Liebesbekundung ins Mikro zu hauchen.

Warrens schöne Alt-Stimme trägt die vielen Stimmungs- und Stilwechsel alle mit. Sie ist sanft und rauchig, wenn sie in „The Clod and the Pebble“ ein Gedicht von William Blake intoniert, aber sie kann auch plötzlich laut werden. Klar und durchdringend ist ihre Stimme dann, für die etwa 70 Gäste im Bix bräuchte sie im Grunde gar kein Mikrofon.

Die fröhlichen Songs begeistern

Den meisten Applaus erntet Warren an diesem Abend aber nicht für ihre Herzschmerz-Balladen. Das fröhliche Ragtime-Stück „Five Minutes late“ kommt ebenso gut an wie der verspielte Titel „Tuesday Morning“, wo Warrens Band an Schlagzeug, Kontrabass und Piano fröhlich herumimprovisiert.

Am Ende wird es sogar etwas intimer, als Warren von der Bühne springt und in der Raummitte spielt, fernab der Scheinwerfer herumturnt und die Zuhörer zum Mitsingen animiert. Die reagieren anfangs zwar etwas verhalten, dafür sind sie Zeuge der seltenen Konstellation, dass eine Sängerin aus dem Publikum heraus ihre eigene Band auf der Bühne anfeuert. Zum Schluss spielt Warren alleine „Jealous Guy“ von John Lennon, das Pfeifen und Fingerschnippen lässt sie das Publikum übernehmen. Und weil es dem so gut gefallen hat, gibt es sogar eine weitere Zugabe: „Forget me not“. Kein Problem, Krystle Warren.