Das kühle und wechselhafte Wetter ist für Bienen gefährlich. Die Insekten tun sich schwer, Nahrung zu finden. Was jeder machen kann, um den Bienen zu helfen, lesen Sie hier.

Stuttgart - Heute kalt, morgen warm. Oder morgens kalt und regnerisch, mittags strahlender Sonnenschein. Das derzeitige Wetter passt eigentlich eher in den April als in den Wonnemonat Mai. Aber nicht nur wir Menschen sehnen uns nach lang anhaltendem Sonnenschein. Auch die Insekten leiden diesen Frühling unter dem Wetter. „Honig- und Wildbienen sind dieses Jahr beide schlimm dran, wenn man das so sagen kann“, erklärt die Fachbeauftragte für Wildbienen beim NABU Baden-Württemberg, Sabine Holmgeirsson. Bienen, die geschwächt oder sogar schon tot auf dem Gehweg oder auch mal auf Balkonen liegen, sind derzeit häufig zu beobachten. „Ein Bienenvolk braucht mehr als das, was gerade geboten ist“, erklärt Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim. Es sei eine Mischung aus zwei Problemen, die die Bienen momentan haben. „Die Pflanzen erfrieren und die Bienen können nicht fliegen,“ so Rosenkranz.

 

In Kaltphasen können Bienen nicht ausfliegen

Vor allem die warmen Tage im Februar haben dafür gesorgt, dass die Bienen schon früh aktiv waren, Brut angelegt haben und die Völker so gewachsen sind. Da diese Phase aber nur von kurzer Dauer war, fällt es den Honigbienen nun schwer ihren Energiebedarf zu decken. Denn: „Honigbienen brauchen rund 500 Gramm Nektar pro Volk pro Tag“, erklärt Rosenkranz. Eine Menge die zum einen gerade schwer zu bekommen ist. Zum anderen ist auch das Sammeln von Nektar in solchen kalten Phasen schwierig: „Honigbienen fliegen erst ab zwölf Grad. Deshalb kommt ein Bienenvolk gerade schnell an sein Limit“, so der Experte.

Hummeln und Wildbienen sind weniger kälteempfindlich

Aber auch Temperaturwechsel innerhalb eines Tages, wie in den letzten Woche, seien dabei für die Bienen problematisch. Sobald nämlich die Sonne auf den Bienenstock scheint und diesen erwärmt, fliegen die Honigbienen los. „Dann wird es über den Tag kalt – und die Biene erstarrt“, erklärt Rosenkranz das Phänomen. Wildbienen wie die Mauerbiene oder Hummeln können zwar auch bei niedrigeren Temperaturen fliegen, dennoch haben auch sie es derzeit schwer. „Bei den Honigbienen kann der Imker immer noch zufüttern, bei den Wildbienen ist das nicht der Fall“, so Holmgeirsson vom NABU, die selbst auch Imkerin ist.

So kann man helfen – kurzfristig, aber auch nachhaltig

Aber nicht nur die Imker können helfen. Jeder kann helfen, den Honig- und vor allem den Wildbienen die schwere Zeit zu überbrücken. „Das erste was ich machen würde, ist die Biene anwärmen. Also in die Sonne legen, wenn sie verkühlt oder feucht ist“, so Rosenkranz. Und auch eine extra Portion Energie kann den geschwächten Tieren im Notfall helfen. Eine handwarme, 50-prozentige, Zuckerlösung hilft den Tieren oftmals wieder auf die Beine: „Zuckerwasser ist Flugbenzin für Bienen“, so Holmgeirsson.

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Solche Gaben sind aber natürlich immer nur eine temporäre Hilfe. Deshalb raten die Experten dazu, das Nahrungsangebot für Bienen nachhaltig zu verbessern und bei der anstehenden Garten- und Balkonbepflanzung auf bienenfreundliche Pflanzen zu setzen. Zum Beispiel in Form von ungefüllten Blüten, Kräutern oder Gemüsepflanzen und Beerensträuchern: „Die schmecken uns und den Bienen, eine Win-win-Situation“, so Holmgeirsson vom NABU. Eine solche Bepflanzung sollte aber nicht nur jetzt angedacht werden. Denn ob sich die Situation der Bienen im Sommer und Herbst bessert bleibt fraglich. Und auch für die nächsten Jahre lohnt es sich auf insektenfreundliche Bepflanzungen zu achten: „Es wird generell unruhiger, auch in nächsten Jahren,“ prognostiziert Rosenkranz.