Renate Künast erspart den Grünen eine Kampfabstimmung. Die Abgeordneten bestätigen die Karrierepläne Claudia Roths, kurz bevor sie bei der zweiten Sondierungsrunde mit der Union mitmacht.

Berlin - Nach mehr als elf Jahren an der Grünen-Spitze wechselt Claudia Roth in das Amt der Bundestags-Vizepräsidentin. Die Fraktion nominierte sie am Dienstag in Berlin mit großer Mehrheit für das Amt. Zuvor hatte die ehemalige Grünen-Fraktionschefin Renate Künast ihre Kandidatur zurückgezogen und der Fraktion eine Kampfabstimmung erspart.

 

Fraktionschef Anton Hofreiter lobte Roth: „Sie hat sich als moralisch integre Figur für Flüchtlinge, für Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, eingesetzt.“ Roth erhielt 54 von 63 Stimmen. Bisher saß Katrin Göring-Eckardt auf diesem Posten, sie ist inzwischen Fraktionsvorsitzende.

Künast, die in der Regierung von Gerhard Schröder (SPD) bereits Agrar- und Verbraucherministerin war, sagte der Deutschen Presse-Agentur, sie habe um das Vertrauen in der Fraktion geworben für ihre zukünftige Arbeit in diesem Feld. Sie wolle den Verbraucherschutz weiterentwickeln. Ob sie dies zum Beispiel als Fach-Sprecherin der Fraktion oder deren Vizechefin tun wolle, ließ sie offen. „Das wäre jetzt zuviel geredet.“

Roth war 2001 an die Parteispitze gewählt worden

Zu Parlamentarischen Geschäftsführerinnen wurden die scheidende Bundesgeschäftsführerin der Partei, Steffi Lemke, sowie Anja Hajduk und Katja Keul gewählt. Auf Lemke entfielen nach Angaben eines Fraktionssprechers 55,5 Prozent der Stimmen, auf Hajduk 60 und auf Katja Keul 65,5 Prozent. Am Montagabend war es zwischen Grünen-Abgeordneten des Realoflügels zu Streitereien gekommen.

Zur neue Ersten Parlamentarischen Geschäftsführerin war bereits Britta Haßelmann bestimmt worden. In der Vorwoche hatten die Abgeordneten Göring-Eckardt und Anton Hofreiter zu Vorsitzenden der Grünen-Fraktion gewählt. An diesem Samstag folgt die personelle Neuaufstellung in der Parteiführung auf einem Parteitag in Berlin.

Roth war 2001 an die Parteispitze gewählt worden. Den Vorsitz verlor sie vorübergehend wegen der damals geltenden Unvereinbarkeit von Amt und Mandat Ende 2002. Zwei Jahre später wurde sie wieder Grünen-Chefin.