In einer Serie stellen wir Künstler von den Fildern vor und sprechen mit ihnen auch über Werke, die sie um keinen Preis verkaufen wollen oder solche, die seit Langem keinen Käufer gefunden haben.

Leinfelden-Echterdingen - Etwas Unverkäufliches?“ Hans-Peter Haas muss kurz überlegen, geht dann zur Wand im Büro seiner Druckerei und nimmt ein farbenprächtiges Werk vom Haken. „Das hier würde ich nie hergeben“, sagt der Senior der Siebdruckkunst. „Mister Peanuts“, ein Werk aus der frühen Phase seiner Karriere, entstanden 1970.

 

Seine Lehre in der Siebdruckerei von Luitpold Domberger, der nach dem Krieg diese Technik aus den USA nach Europa gebracht hatte, liegt da gerade einmal rund 15 Jahre zurück. Nach darauf folgenden Auslandsaufenthalten – unter anderem in Skandinavien, Belgien, Frankreich und der Schweiz – hatte sich Haas Ende der 1960er Jahre mit den in den anderen Ländern gemachten Erfahrungen auf den Kunstdruck spezialisiert. Von Kalendern und Werbedrucken, mit denen Haas – der eigentlich Grafiker hätte werden wollen – bis dahin sein Geld verdient hatte, verabschiedete er sich zunehmend.

Eine eigene Drucktechnik entwickelt

Arbeiten von Kurt Kranz, Jovascheff Christo, Heinz Mack oder Rudolf Hausner landeten nun auf seinen Druckplatten. „Die Farben habe ich anfangs noch selbst hergestellt“, erzählt Haas. Er habe im Laufe der Zeit eine eigene Drucktechnik entwickelt, mit der er auch Halbtöne auf das Papier und andere Materialien bringen konnte. „Hauptmerkmal der Arbeiten war, dass sie brillant und harmonisch wirkten und nicht den Charakter eines Druckes, sondern eher den eines Originals hatten“, sagt Haas. Genauigkeit sei immer sehr wichtig gewesen; doch es habe auch Fälle gegeben, wo der Zufall eine glückliche Rolle gespielt hat, wie er erzählt.

Der hatte auch dazu beigetragen, dass dieses unverkäufliche, „Mister Peanuts“ genannte Werk entstanden ist. Zu jener Zeit machte er zusammen mit den Künstlern die Jahresgaben für den württembergischen Kunstverein. So lernte er Eduardo Paolozzi kennen, einen Schotten mit italienischen Wurzeln. Der bekannte Pop-Art-Künstler ging zu dieser Zeit in Druckereien, ließ sich den Makulaturausschuss geben und band diesen zu Büchern, die er anschließend signierte. Haas’ Aufgabe war es nun, eine aus einer Zeitschrift entnommene schwarze Linienzeichnung zu drucken – und zwar in Farbe. „Es sei so üblich, dass sich die Drucker schöpferisch mit einbringen, ich soll mir eben etwas einfallen lassen“, erinnert sich er sich an das Gespräch mit dem gelernten Bildhauer.

„Dieses Bild ist für mich heute etwas Besonderes“

Haas fertigte 50 verschiedene Probedrucke an, aus denen sich der Künstler ein Exemplar für die Gesamtauflage des Buches von 150 Stück hätte aussuchen sollen. Zwei Tage habe er für die Arbeit gebraucht, sagt der Siebdrucker. Paolozzi sei von den Drucken begeistert gewesen. „Ist es möglich, daraus 150 Varianten zu machen?“ So lautete seine Frage. Der Kunstverein übernahm die Kosten; Haas sagte zu und überlegte sich, wie er schnellstens zu diesen 150 Drucken kommen konnte. Er setzt auf weißes Papier, auf Gold-, Silber- und Kupferhintergrund machte sich an die Arbeit, erhielt dadurch verschieden aussehende Arbeiten.

Und damit nicht genug: Paolozzi wollte, dass zusätzlich Collagen aufgedruckt werden – was eigentlich nicht möglich gewesen sei. Doch der Drucker fand eine Möglichkeit, nahm silberne Farbe, druckte darauf dann weiß und kam so zu seinem Ergebnis. „Dieses Bild ist für mich heute etwas Besonderes, weil es in dieser Perfektion einmalig ist“, sagt Haas und ist noch sichtlich stolz auf eine Arbeit, die vor 45 Jahren entstanden ist.