Das Künstlerkollektiv Drei Orangen zeigt im Esslinger Kulturzentrum Dieselstraße das interdisziplinäre Stück „Contest“. Welche Rolle die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ dabei spielt und wie das Publikum zum Juror wird, hat die Musikerin Daniela Petry erzählt:

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Unterhaltungsshows wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Germanys next Topmodel“ sind für das Künstlerkollektiv Drei Orangen um Daniela Petry Anlass, dem Publikum ein Stück über den Freiheitsbegriff zu präsentieren. „Da gewinnen ja immer die Juroren, die sind die eigentlichen Stars. Wir wollen in unserem Stück auch hinterfragen, inwiefern man als Teilnehmer solcher Shows sein Umfeld beeinflußt“, so Petry.

 

Der in Nürtingen, Basel und Berlin lebenden Musikerin geht es um die Frage, was Freiheit und Unabhängigkeit bedeuten. „Freiheit heißt eigentlich so viel wie unter Freunden sein, also in einer Gemeinschaft zu leben, in der man sich wohl fühlt.“

Musikwettstreit zwischen Pan und Apollo in der griechischen Mythologie

Inspirationsquelle des Stücks „Contest“, das bereits in Stuttgart eine Vorpremiere feierte und nach der Aufführung in Esslingen auf Deutschlandtour geht, waren nicht nur die modernen TV-Shows. „In der griechischen Mythologie gab es bereits den womöglich ersten Musikwettstreit. Pan und Apollo traten gegeneinander an und wurden von König Midas bewertet. Im Grunde geht es um verschiedene Lebenskonzepte, das greifen wir auf“, sagt die 37-Jährige.

Aus der griechischen Mythologie wird in der Umsetzung des Kollektivs wenig zu sehen sein. Vielmehr hat sich die Gruppe aus Musikern, Tänzern, einem Videokünstler und einer Regisseurin im Vorfeld des interdisziplinären Stücks ein Abstimmungsszenario in der Esslinger Innenstadt ausgedacht, das wiederum in die Aufführung einfließt. Auf der Inneren Brücke spielte das Kollektiv Musik und ließ Zuschauer per Buzzer abstimmen (Nächste Performance: 17. Oktober, 17 Uhr). „Wenn man drückt, spielen wir etwas anderes. Wir verstehen uns als interaktiv und wollen das Publikum integrieren“, sagt die Kontrabassistin Petry.

„Esslingen ist der geeignete Ort für uns“

Auch bei der Aufführung setzen die Künstler auf Nähe zum Zuschauer. „Es muss aber keiner Angst haben, dass er plötzlich ein Instrument spielen muss“. Drei Orangen will vielmehr die Sparten neue Musik und modernes Musiktheater an ein breiteres Publikum vermitteln. Esslingen hat sich dafür seit 2017 als geeigneter Ort erwiesen. Im Kulturzentrum Dieselstraße probt Petry mit Oliver Prechtl, Sawako Nunotani, Danilo Cardoso, Jakob Schmid und Frauke Meyer vor der Premiere täglich. Seit einem Jahr arbeitet die Gruppe an dem neuen Stück. „Die Dieselstraße fördert lokale Künstler wie uns und hat auch einen Fokus auf Tanz, daher fühlen wir uns hier sehr gut aufgehoben. Esslingen ist auch wegen Formaten wie dem Podium Festival passend und nicht zuletzt weil Jakob Schmid hier lebt und zwei von uns aus Nürtingen kommen.“

Premiere
19. Oktober, 20 Uhr, Kulturzentrum Dieselstraße, Dieselstraße 26, Esslingen.

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