Yuval Noah Harari fügt aus vielen Bruchstücken ein großes Bild zusammen. Es wirkt düster, weil er die Weiterentwicklung des Homo sapiens zum Homo deus als zunehmenden Kontrollverlust zeichnet. Was passiert mit jenen Menschen, die bei dieser rasanten Entwicklung abgehängt werden, die sich kein DNA-Upgrade, kein künstliches Organ leisten können oder wollen? Welche Risiken liegen in Cyberkriegen, in denen Algorithmen den Menschen Handlungsempfehlungen geben?

 

Der israelische Historiker hat ein anmaßendes Buch geschrieben. Und ein aufregendes. Weil es zum Weiterdenken anregt, weil es zeigt, wie sich das, was vor kurzem noch Science Fiction war, in Wissenschaft zu verwandeln beginnt. Wie aus diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen materielle Interessen werden können, die zu marktreifen Produkten werden. Vieles in diesem Buch kann man falsch verstehen, das fängt schon bei der Unterzeile des Titels an: „Eine kurze Geschichte von Morgen.“ Dabei liegt es nahe, Geschichte klassisch als Historie zu verstehen und dem Autor zu unterstellen, er maße sich an, die Zukunft in all ihren Verästelungen vorausdeuten zu können. Tatsächlich legt Harari auch eine Geschichte als Erzählung vor. In dieser Lesart betont er selbst, dass er eher Möglichkeiten aufzeige, als konkrete Prognosen. Noch bleibt Zeit, den Zeitenwandel nicht nur geschehen zu lassen, sondern auf ihn Einfluss zu nehmen.