Der La-Concha-Gastwirt kämpft für eine Erweiterung seiner Außengastronomie und gegen die öffentliche Toilette vor seinem Lokal. Doch bei der Verwaltung beißt er auf Granit.

S-Mitte - Die ganz Eisernen sitzen im Winter noch in Decken gehüllt vor dem Lokal La Concha am Wilhelmsplatz. Dort, wo die Stuttgarter im Sommer an Tischen und auf Bänken bei Bier oder Anisschnaps die Abendsonne genießen, gähnt dann bloß eine melancholische Menschenleere. „Wir müssen in der warmen Jahreszeit Speck anlegen, weil das Geschäft im Winter schwieriger ist“, meint der Gastwirt Armagan Gürak. Seine Rechnung ist dabei ganz einfach. Je größer seine Außengastronomie ist, desto mehr Speck. Er kämpft deshalb dafür, dass der Durchgang vor seinem Lokal von drei auf zwei Meter reduziert wird. Gürak verweist auf die benachbarten Lokale. „Da ist der Fußweg auch zwei Meter breit“, sagt er.

 

Auf der vergrößerten Fläche würde Gürak gerne weitere Tische und Stühle aufstellen. Doch die Verwaltung lege sich bisher quer, beklagt der Wirt. „Sie sagen, dass es neue Richtlinien gibt, nach denen der Fußweg breiter sein muss“, meint Gürak. Anders ausgedrückt habe er eben Pech gehabt und andere Lokale am Wilhelmsplatz Glück. Es sei die Ungleichbehandlung, die ihn störe, meint Gürak. „Überall ist es O.K. außer bei uns“, sagt Gürak. Er könne außerdem nicht nachvollziehen, dass die Verwaltung auf einen drei Meter breiten Gehweg besteht. „Das ist doch nicht die Königstraße hier“, sagt er. Immerhin zeichnet sich ein Kompromiss ab. Laut einer Sprecherin der Stadt stimme die Verwaltung einer Breite des Gehwegs von 2,50 Meter zu. Mehr sei aber nicht möglich, heißt es.

Gastwirt Gürak wünscht sich eine insgesamt größere Wertschätzung der Stadt für die Leistungen der örtlichen Gastronomien „Wir haben den Wilhelmsplatz zu einem attraktiven Ort gemacht. Ich würde mir wünschen, dass sie die Stadt sich mal erkundigt, was wir brauchen, anstatt uns nur zu kritisieren.“ Gürak drängt darauf, dass das öffentliche Klo auf dem Wilhelmsplatz einen anderen Standort findet. Er bezeichnet die WC-Anlage als „überflüssige Toilette“. Denn sowohl er als auch andere Gastronomen am Wilhelmsplatz würden niemanden abweisen, der bei ihnen aufs Klo muss, meint Gürak. Er berichtet auch von einem jüngsten Polizeieinsatz in Zusammenhang mit der örtlichen Drogenszene und sieht in der Anlage ein Sicherheitsrisiko. „Erst einmal sollte die Toilette außer Betrieb gesetzt werden, dann kann die Stadt sich Gedanken machen, wohin sie verlegt wird“, fordert der Gastronom. Die Polizei bestätigt, dass sie vor einigen Wochen angerückt ist, um einen der Heroinszene zugerechneten Mann aus einer Kabine zu holen. „Es bestand der Verdacht, dass er sich eine Überdosis gespritzt hat“, so ein Polizeisprecher. Insgesamt sei die WC-Anlage auf dem Wilhelmsplatz aber nicht besonders auffällig.

Wirt wünscht Wertschätzung

Bezirkschefin spricht von „Pinkelproblem“

Die Vorsteherin des Bezirks Mitte, Veronika Kienzle, gibt sich zuversichtlich, dass die Verwaltung die Toilette vor Güraks Gaststätte versetzen würde – sollte der Gastronom die anfallenden Kosten selbst übernehmen. Ansonsten sollte der Wirt aus ihrer Sicht froh sein über die WC-Anlage, findet Kienzle. Sie nimmt bei der Bewertung der Lage kein Blatt vor den Mund. „Die WC-Anlagen im Concha und anderswo am Wilhelmsplatz reichen doch gar nicht aus. Deshalb haben wir ja auch das enorme Pinkelproblem dort“, sagt sie. Das öffentliche Klo oder auch der Briefkasten zwischen dem Concha und dem Bistro Einstein seien zudem vor Güraks Lokal an Ort und Stelle gewesen, meint Kienzle.

Die Bezirkschefin hat auch in Sachen erweiterter Außengastronomie wenig Verständnis für Güraks Klagen. Von einer Ungleichbehandlung der verschiedene Lokale könne keine Rede sein. „Ich denke nur an das Baumbeet vor dem Il Pomodoro“, sagt sie. Kienzle bestreitet nicht, dass das Concha am Wilhelmsplatz ein attraktiver Treffpunkt ist. Sie habe schon in den 80er-Jahren dort gerne Kaffee getrunken, meint sie. Sie rät dem Gastwirt Gürak dennoch, die Dinge im Verhältnis zu sehen. „Das Concha ist sicher ein Kultcafé, das überall viele Freunde hat. Sonst wären auch ein paar Stühle weniger vor dem Lokal als jetzt“, sagt die Bezirkschefin.