Nach über sechs Monaten Umbau erstrahlt die beliebte Kneipe am Erwin-Schoettle-Platz in neuem Licht. Das neue Konzept kommt bislang im Viertel gut an, berichtet Pächter Michael Rieger.

Stuttgart - Am vergangenen Wochenende steht zum ersten Mal nach über sechs Monaten wieder eine Menschentraube vor der Sakristei. Die biertrinkenden Grüppchen lachen, rauchen und trotzen dem einsetzenden Nieselregen. Nach ihrer Schließung im Winter hat die Heslacher Eckkneipe am Samstag wieder ihre Türen geöffnet. Bereits Mitte Dezember hatte die alte Wirtin Alexandra Milchraum die Sakristei nach 14 Jahren verkauft. Ohne groß die Werbetrommel gerührt zu haben, nahmen die neuen Betreiber am Samstagabend den Betrieb auf.

 

„Wir haben extra keine Werbung für das Opening gemacht, weil es sich schon herumgesprochen hatte“, berichtet Pächter Michael Rieger. Vor allem mit Blick auf die Corona-Abstandsregeln wollten sie den ganz großen Ansturm vermeiden, was dann auch geklappt habe. Apropos Corona: Wer im letzten halben Jahr an der geschlossenen Kultkneipe vorbeispazierte, bemerkte zwar schnell, dass sich im Inneren der Gaststätte so einiges tut. Doch durch die Corona-Pandemie verzögerte sich die ursprünglich für Anfang April geplante Wiedereröffnung um einige Wochen. „Da hat die Motivation zum Renovieren einfach etwas nachgelassen“, gesteht der neue Pächter.

Tacos, Ceviche und selbst gemachte Fritten

Der ehemalige Betreiber des geschlossenen Clubs Ice Café Adria und sein Team ließen sich Zeit bei der Umgestaltung des fast 100 Jahre alten Lokals. Über sechs Monate lang verpassten sie dem Altbau einen neuen Schliff; erneuerten in Eigenregie die Küche, Toiletten und den Gastraum. Der Außenbereich wurde um eine rundlaufende Holzbank ergänzt und abends beleuchtet eine Lichterkette die knapp 20 Sitzplätze im Freien.

Auch in der Küche hat sich einiges verändert. Während unter der alten Wirtin vor allem schwäbische Hausmannskost wie Schnitzel, Wurstsalat und Bratkartoffeln serviert wurde, setzen Rieger und sein Partner Aldo Legein auf einen Mix aus traditionellen und internationalen Gerichten. Der Belgier und Rieger kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in Costa Rica; der lateinamerikanische Einfluss schlägt sich auch auf die Speisekarte nieder. Neben der südamerikanischen Spezialität Ceviche finden sich dort mexikanische Tacos, aber auch selbst gemachte Fritten, gefüllte Kroketten, Falafel, Hummus und Salate.

VfB-Spiele werden weiter gezeigt

Doch nicht alles ist neu. Einen Sakristei-Burger gibt es weiter unter demselben Label, der halbe Liter Bier kostet immer noch 3,50 Euro. Und auch der Rest der Getränkeauswahl unterstreicht den Kneipencharakter: Neben einer kleinen Bier- und Weinauswahl können Gäste die klassischen Longdrinks und diverse Kurze bestellen. In der Zukunft sollen zudem weiter die Partien des VfB Stuttgart gezeigt werden.

Und Riegers erster Eindruck lautet: Das neue Konzept kommt im Viertel sehr gut an. In den ersten Tagen nach der Eröffnung war der Außenbereich fast immer voll. Einige alte Stammgäste schauten vorbei und die Nachbarschaft zeigte sich schon in der Umbauphase sehr interessiert und hilfsbereit. Das Publikum ist jünger und hipper als noch in alten Tagen, was angesichts der Lage im Stuttgarter Süden nicht wirklich überrascht. In lauen Sommernächten ist der Erwin-Schoettle-Platz mit den Tischtennisplatten und der Spielfläche hinter der Matthäuskirche ein beliebter Aufenthaltsort.

Die Betreiber fühlen sich im Viertel wohl

Die neue Sakristei und ihr Pächter fühlen sich dort gut aufgehoben. In naher Zukunft planen die neuen Betreiber noch einen wechselnden Mittagstisch sowie eine Frühstückskarte. Für die vielen vorbeifahrenden Radfahrenden soll eine Fahrradstation installiert werden. Rieger zeigt sich begeistert von der angenehmen Atmosphäre an der Ecke: „Abends ist fast genauso viel los wie in der Innenstadt und es herrscht einfach eine Megastimmung.“

Die Sakristei hat täglich von 11 Uhr bis 1 Uhr geöffnet. Essen gibt es bis 22 Uhr und um 23 Uhr macht der Außenbereich zu. Reservierungen sind nicht möglich.