Die Internationale – auf den Bühnen der Welt ist sie kein Traum. Dort treten schon seit jeher Menschen aus aller Welt gemeinsam auf. So auch im Friedrichsbau-Varieté beim neuen Programm „Pure“.

Mit einem Eierlikör fängt es an. Comedian und Akrobat Marco Noury serviert den Besuchern das Getränk. Muss man mögen, gerade früh am Morgen. Doch dieser Tage braucht man alle Hilfsmittel, damit sich ein bisschen Unbeschwertheit einstellt. Leicht und unverstellt soll es sein, die Leidenschaft und Romantik feiern, das neue Programm „Pure“. Doch viele Menschen treiben derzeit andere Gefühle um, nicht zuletzt die drei Artisten aus der Ukraine, die in den nächsten Monaten auf der Bühne des Friedrichsbau-Varietés auftreten werden. Dennoch suchen sie nach Unbeschwertheit und wollen ein Beispiel geben.

 

Die Internationale auf der Bühne

„Die Künstler kommen aus vielen verschiedenen Nationen“, sagt Geschäftsführer Timo Steinhauer, „und arbeiten gemeinsam friedlich auf der Bühne.“ Wie es seit jeher im Sport und der Kultur üblich ist. Sprache, Aussehen, Herkunft spielen keine Rolle, alleine das Können zählt.

Das beste Beispiel für die Internationale auf der Bühne des Varietés ist Ethan Law. Er ist Amerikaner und Pole, hat beim Meistertrainer Lu Yi, einem Chinesen, der in San Francisco lebt, gelernt. In Montreal in Kanada ging er in die Zirkusschule und lebt nun in Prag. Er tritt mit einem Cyr Wheel auf, das sieht aus wie ein Rhönrad, allerdings mit einem einzigen Reifen. Ob seine Musik dazu, „Play with Fire“ von Sam Tinnesz, sein Kommentar zur Weltlage ist, bleibt offen.

Ein ukrainischer Artist muss in den Krieg

Wie es in der Welt aussieht, das wird aber ganz deutlich, wenn die Ukrainerin Natalia Ruzhilo auftritt. Neben ihr bleibt eine Leerstelle, die nicht zu füllen ist. Eigentlich sollte sie mit ihrem Bruder Andriy auftreten. Doch der Jongleur durfte sein Land nicht verlassen, er kämpft gegen die russischen Soldaten. Seine Gage wird er trotzdem bekommen. Das hat ihm Steinhauer versprochen und zugesagt.

Schon lange in Berlin leben Viktoriia Knysh und Dmytro Shmygovskyi , sie zeigen ihre Kunst an der Pole Stange. Burlesque-Tänzerinnen wie Vivi Valentine aus Australien und Anja Pavlova aus Russland dürfen in einem Programm, das die Sinnlichkeit feiert, nicht fehlen. Die Italienerin Sheyen Caroli entstammt einer alten Zirkusfamilie und landete so fast zwangsläufig in der Manege und auf der Bühne. Gegen sie sieht Robin Hood aus wie ein Anfänger. Sie beherrscht die Kunst der Körperverbiegens so meisterhaft, dass sie mit den Füßen Pfeil und Bogen hält. Den Eierlikör-Mundschenk Marco Noury sehen wir wieder auf der Bühne, als Assistent und Sidekick von Moderatorin Chantall, die vorführt, wie man einen Hintern wie den von Kim Kardashian selbst basteln und aufpolstern und dann auch gleich noch beim Hula-Hoop vorführen kann.

Stürzt der Himmel ein?

Akrobatin Yuchan Ilzuka aus Japan schwebt zu Evanescenes „Bring me to Life“ durch die Luft. Und Autumn Melody Thomas begnügt sich nicht mit Fliegen unter dem Bühnenhimmel oder mit Singen, sie macht beides zusammen. Und dabei geht ihr nie die Luft aus. Sie singt „Skyfall“ von Adele, einen Titelsong von James Bond. Hat nicht der englische Agent oft genug die Welt gerettet? Ob 007 bald eingreift? Bis dahin trösten wir uns mit zwei Stunden Weltflucht im Varieté, und für den Weg hinaus in die Wirklichkeit hilft vielleicht doch ein Eierlikör.

Das Programm Pure feiert an diesem Freitag Premiere und ist bis zum 5. Juni im Friedrichsbau-Varieté auf dem Pragsattel, Siemensstraße 15, zu sehen. Vorstellungen sind donnerstags bis samstags um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Die Karten kosten zwischen 19 Euro und 49,50 Euro. Weitere Informationen und Karten gibt es über www.friedrichsbau.de und unter der Telefonnummer 07 11 / 2 25 70 70.