Die Einrichtung will die von der Corona-Epidemie erzwungene Schließung des Stadtpalais für die Besucher mit zahlreichen digitalen Angeboten überbrücken.

S-Mitte - Es ist erst eine Woche her, da waren Kulturveranstaltungen noch in der Zone des Denkbaren. Am 12. März sollte die Ausstellung „Urban Beauties“ mit Werken des Stuttgarter Fotografen Jürgen Altmann beginnen. Aufgrund der sich zuspitzenden Situation rund um den neuen Coronavirus wurde die Eröffnung abgesagt. Es habe nicht viel Zeit gegeben, sich Alternativen zu überlegen, erzählt der Museumsmitarbeiter Yannick Nordwald. „Wir haben uns dann für eine Live-Eröffnung im Internet entschieden und einen halben Tag Arbeit hineingesteckt.“

 

200 Gäste waren zu der Eröffnungsfeier im Stadtpalais erwartet worden. Immerhin 100 Personen hätten kontinuierlich die Live-Übertragung im Internet verfolgt, erzählt Nordwald. Er und andere Mitarbeiter des Museums haben in den vergangenen Tagen, motiviert durch den erfolgreichen Notnagel in der vergangenen Woche, an einem digitalen Programm für Museumsbesucher gearbeitet. Es soll jenen eine Möglichkeit geben, sich mit der Stadtgeschichte und -kultur zu beschäftigen, die bis auf Weiteres an der Konrad-Adenauer-Straße vor verschlossenen Museumstüren stehen. Geplant sind im Internet abrufbare Live-Führungen durch die Sonderausstellungen im Stadtmuseum und die ständige Ausstellung Stuttgarter Stadtgeschichten.

Mit dem Smartphone oder am Laptop können Nutzer sich auf einen 360 Grad-Rundgang durch die Ausstellung „Urban Beauties“ begeben. Der Künstler Jürgen Altmann hat bekannte und weniger bekannte Orte in Stuttgart fotografiert.

Geplant sind außerdem Live-Auftritte von Musikern, Künstlern und Historikern, die online verfolgt werden können. „Wir sind gerade dabei eine Liste von Teilnehmern zu erstellen“, meint Museumsmitarbeiter Nordwald.

Museum bietet 360-Grad-Rundgang an

Mit der Hilfe von auf dem Videoportal Youtube abrufbaren Anleitungen soll der Hausforschertag künftig online Kindern und Familien Stadtplanung näherbringen.

Online-Workshop ist geplant

Außerdem ist ein Stadtlabor-Online-Workshop vorgesehen, das sich unter anderem mit Stadtgeschichte befasst. Ebenfalls an junges Publikum richtet sich das Angebot von sogenannten Speedruns durch das Stadtmuseum. Der Begriff „Speedrun“ ist in der Computerspiel-Szene bekannt. Er beschreibt den schnellen Durchlauf eines Spiels. Mitarbeiter Nordwald erklärt, wie das funktioniert. Ein Speedrun, der sich dem Thema Liebe in Stuttgart widmet, könnte in rascher Folge fünf oder sechs Objekte der Ausstellung zeigen und etwa auf die Geschichte der Homosexuellen in Stuttgart eingehen.

Nordwald hofft, dass das „digitale Stadtmuseum“ über die von der Corona-Pandemie erzwungene Schließung hinaus Bestand haben wird. „Wir haben jetzt die Gelegenheit, einiges auszuprobieren“, meint er. Die weitere Jahresplanung falle dem Museum derzeit nicht leicht, erklärt Nordwald. Er hofft, dass manche der abgesagten Veranstaltungen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden können. Vorerst lädt das Stadtmuseum zum digitalen Kulturtrip ein, der sich bequem von der Couch aus erledigen lässt.