Das Stadtmuseum will mit einem neuen Imagefilm seine Stellung in Stuttgart aufzeigen. Dabei will der Clip die Stuttgarter und nicht die Ausstellung in den Mittelpunkt rücken.

Stuttgart - Wie dreht man einen Werbefilm über ein Stadtmuseum? Vielleicht mit einer ersten totalen Einstellung auf das Museumsgebäude? Mit einer langsamen Kamerafahrt durch die Dauerausstellung? Schwenk auf die Vitrinen. Eine Stimme aus dem Off, die erzählt, was das Museum auszeichnet, welche thematischen Schwerpunkte es umfasst. Vielleicht kommt gar der Museumsdirektor selbst zu Wort?

 

Weit gefehlt: Mit Ausnahme einer ersten Totalen auf das Wilhelmspalais haben die Macher des Imagefilms, mit dem künftig das Stadtpalais für sich in den sozialen Netzwerken und auf der eigenen Internetseite werben will, alles anders gemacht, als es zu erwarten wäre. „Wichtig war, wir wollten auf keinen Fall mit der Kamera durch die Ausstellung gehen“, erklärt der Stuttgarter Regisseur Kai Thomas Geiger bei der Präsentation des Films am Freitagabend im Stadtpalais. Das Haus, fasst Sabrina Volkmann, Kommunikationschefin des Museums, die zentrale Botschaft des Films zusammen, funktioniere nur gemeinsam mit den Stuttgartern. „Die machen das Museum zu dem, was es ist.“

14 Menschen kommen zu Wort

Und genau das zeigt der Clip: 14 Menschen aus Stuttgart, die allesamt schon einmal in irgendeiner Weise mit ihrer eigenen Geschichte „das Museum zum Leben erweckt haben“, kommen in dem knapp fünfminütigen Film in knappen Sätzen, die mehr andeuten als verraten, zu Wort. „Es ist auch eine Reminiszenz an die letzten zwei Jahre des Museums und daran, was man hier im Haus erleben durfte“, sagt Stadtpalais-Leiter Torben Giese.

Die Protagonisten des Films, der mit dem Slogan: „Diese Stadt hat Geschichte(n). Wir erzählen sie“ überschrieben ist, stehen, so betonen die Macher, für die Vielfalt und den Facettenreichtum Stuttgarts: Von Imker Peter Pfeifle, über Laura Halding-Hoppenheit, die sich seit 44 Jahren für Schwule, Lesben und Transsexuelle einsetzt, oder die Surferin Linda Weiss bis zu Ex-OB Wolfgang Schuster oder den Hip-Hopper Jean-Christoph Ritter alias „Schowi“.

Das ist die Zielgruppe

Das Stadtpalais selbst kommt im Film nur als schemenhafte Hintergrundkulisse vor, als vager Ort des Geschehens: Mal als dunkler Gang, mal als den das Wilhelmspalais umgebenden Garten, als Aufzug, als Treppenhaus, als Heizungskeller – aber eben nicht als Museum. Sehr cool, sehr stylisch wirkt das alles. Unterlegt mit einem Song des Stuttgarter Musikers Noah Kwaku, dessen langsame Rhythmen dem Ganzen eine sehr entspannte Atmosphäre verleihen.

Keine Frage: Die Zielgruppe des Werbefilms ist jung. Die Botschaft subtil: Das Stadtpalais sieht zwar aus wie ein gewöhnliches Museum, aber eigentlich ist es ein Ort für Menschen aller Couleur, die eine Geschichte aus dieser Stadt erzählen wollen. Oder, wie es Torben Giese formuliert: „Wir versuchen im Grunde nichts anderes, als die Leute immer wieder daran zu erinnern, wie sie mit dieser Stadt in Verbindung stehen. Es sind die Protagonisten, die uns dabei helfen die Erinnerungsmaschine anzuschmeißen.“

Dass sich dieses Konzept, das in Stuttgart durchaus Kritiker hat, sich für ein Stadtmuseum nicht von selbst versteht, sogar fragil sein könnte, daran lässt der Museums-Chef keinen Zweifel: „Wir können am Ende nur so wild sein, wie uns die Politik lässt.“ Keine andere Stadt in Deutschland, so Giese, würde das zulassen, was wir hier machen dürfen.