Nach vielen Jahren Vorbereitung können nun die ersten Veranstaltungen im Kulturbunker Diakonissenplatz stattfinden. Gestartet wird mit der Reihe „Rock before Tatort“.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Auf der Fußgängerebene des Diakonissenplatzes fällt bisher vor allem der Kahlschlag der teils alten Bäume auf, die wohl auch im Zuge der Neugestaltung des Platzes gefällt wurden. Wie der einmal aussehen soll, wo Stuttgarter Kinder bisher jahrzehntelang auf Fahrrädern das richtige Verhalten im Straßenverkehr erlernt haben, ist bis jetzt nur auf Architekturplänen ersichtlich. Eine Ebene tiefer, im Bunker darunter, wurden dagegen Fakten geschaffen. Dort wird es bald losgehen mit ersten Rockmusik-Konzerten, so Klaus-Peter Graßnick, Vorstand des zuständigen Vereins Kultdiak Stuttgart, die Abkürzung für Kulturbunker Diakonissenplatz. Und eine Idee für ein Konzertformat hat er auch: „Rock before Tatort“, also Rockmusik der guten Gangart am Sonntag, bevor es im ARD-Fernsehen um 20.15 Uhr auf Verbrecherjagd geht.

 

Der Schalldruck bleibt unterm Boden

Derzeit müssen noch einige Deckensegel für die bessere Akustik angebracht werden, der Eingang an der Rosenbergstraße wird noch gerichtet, dann kann es los gehen. „Wir haben schon viele Anfragen für Veranstaltungen“, so Graßnick, „auch für Parties. Die Räume haben schon viele besichtigt etwa aus der Raver-Szene. Und die fanden das voll in Ordnung“. Erste Anfragen gibt es auch schon aus den umliegenden Schulen. Und das soll der Kulturbunker ja auch werden: Ein Treffpunkt für alle im Stuttgarter Westen, der mit seiner dichten Besiedelung so etwas gut gebrauchen kann. Und ein Vorteil liegt auf der Hand: Da kann es ruhig mal lauter werden als es der bürgerliche Rahmen erlaubt, der musikalische Schalldruck bleibt stets unterm Boden.

Zum ersten Konzertformat: „,Rock before Tatort‘ ist ein Konzept, das in anderen Städten sehr gut funktioniert“, so Graßnick. Üblicherweise geht das von 17 Uhr bis kurz vor 20 Uhr. Die Zielgruppe: „Leute, die nicht mehr erst um 23 Uhr in einen Club wollen, um am frühen Morgen nach Hause zu kommen“, so Graßnick. Das sind also weniger die jüngeren Jahrgänge, aber Leute, die immer noch Wert legen auf gute Live-Musik. Und die erste Band steht auch schon fest: Die „Not Named Brothers“ mit Graßnick am Bass. Die haben ihre Sturm-und-Drang-Jahre nun auch schon hinter sich, geben sie als musikalische Vorbilder doch etwa Jimi Hendrix, ZZ Top oder Ten Years After an. Ein Termin steht noch nicht genau fest, aber es sollte schon Anfang Juni sein.

Anfragen aus den verschiedensten Bereichen

Weitere Anfragen gibt es schon viele, sei es von den Ravern, den Schulen, der Jazz-Society, der Musikerinitiative Rock, auch Ausstellungen wird es geben. Offen ist dies für Vereinsmitglieder, aber natürlich werden die Räume auch vermietet. Die weitere programmatische Ausgestaltung will Graßnick anderen überlassen: „Das sollen jüngere machen aus dem Vorstand. Dazu könnte eine Programm-Kommission eingerichtet werden“. Graßnick hat ja viele Mühen in dieses Projekt investiert: Er hat seit 2016 auf die Nutzungsmöglichkeiten dieser besonderen Räumlichkeit aufmerksam gemacht, hat den Verein gegründet und er hat auch auf eine nachhaltige Planung Wert gelegt, konnte so auch viele Stadträtinnen und Stadträte aus verschiedenen Fraktionen für den Kulturbunker gewinnen. Und er hat mit einigen Aktiven mehr als 3000 Arbeitsstunden investiert, damit zumindest der Veranstaltungsteil jetzt betriebsbereit ist.

Noch viel Platz für Probenräume

Und es bleibt ja auch noch viel zu tun: Denn der größte Teil der Bunkeranlage schlummert dann trotz dieser Veranstaltungen immer noch vor sich hin, konkret etwa 2400 Quadratmeter Räumlichkeiten unter der Erde. Seit Ende der 1980er Jahre ist das so, da wurde die Anlage aus den Zeiten des Zweiten Weltkriegs ertüchtigt für den Fall eines Atombombenangriffs. Das Rathaus hätte dann dort seine Notfallarbeit aufnehmen sollen, so die damalige Planung. Zentrale Versorgungseinrichtungen sind also vorhanden: Strom, Wasser, Belüftung. Damit diese Räume wieder mit Leben gefüllt werden, hat der Gemeinderat bereits 800 000 Euro zur Verfügung gestellt. Das wären ideale Probenräume für Bands, die in der Stadt dringend benötigt werden, sowie für Ateliers. Bis es soweit ist, werden schon noch zwei Jahre an Umbauarbeiten vergehen. „Das lassen wir von Profis machen, damit haben wir unseren Architekten Martin Schick beauftragt“, so Graßnick. Und die Gemeinderäte haben bis dahin auch eine Aufgabe zu erledigen: Damit dies alles gut funktioniert, ist eine dauerhafte Förderung notwendig.

Infos im Internet unter www.ku-bu.de