Kulturschaffende im Kreis Böblingen schließen sich zusammen, um ihrer Arbeit bei den Entscheidungsträgern mehr Gehör zu verschaffen.

Die Kulturszene im Kreis bekommt ein mächtiges Sprachrohr. Seit wenigen Tagen gibt es den „Kulturrat im Kreis Böblingen“. Der neue Verein hat sich den Dialog mit kommunalen Entscheidungsträgern zum Ziel gesetzt. Ein Dreierteam mit Akteuren aus Böblingen, Sindelfingen und Holzgerlingen übernimmt die Leitung.

 

Eine Art Katalysator für die Neugründung des Kulturrats waren die zurückliegenden Corona-Jahre. Diese Zeit war für Kulturschaffende eine einschneidende Erfahrung. Die Pandemieeinschränkungen machten Veranstaltungen über längere Zeit gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Hinzu kamen klamme Kassen in den Kommunen, die zum Teil bei Kultur und Vereinen Einsparpotenziale suchten.

Böblinger Kulturinitiative als Keimzelle der Zusammenarbeit

Auch in Böblingen und Sindelfingen hatten die Ehrenamtlichen diese Entwicklung mit Sorge beobachtet. In Böblingen hatte sich deshalb im Winter 2020 eine Kulturinitiative gegründet. Vom Kulturnetzwerk Blaues Haus bis hin zur Freiwilligen Feuerwehr-Musikkapelle Dagersheim hatten sich zahlreiche Vereine und Institutionen angeschlossen und gemeinsam die härtesten Sparvorhaben der Stadt abmildern können.

Die Keimzelle einer auch über Böblingen hinausgehenden Zusammenarbeit wuchs über die Kooperation zwischen Blauem Haus und der IG Kultur in Sindelfingen. Die beiden soziokulturellen Zentren, die jeweils fast das ganze Jahr hindurch Programm machen, suchten in der Corona-Krise den Schulterschluss. Die Pläne zum Bau eines Bürger- und Kulturzentrums auf dem „Grünen Platz“ in der Sindelfinger Innenstadt veranlasste die Vorstandsmitglieder der IG Kultur zwischenzeitlich über eine Fusion mit dem Blauen Haus nachzudenken.

Immer mehr schließen sich an

Im Rahmen ihrer Überlegungen und Nachforschungen kamen die beiden Vereine mit dem Kulturhaus Osterfeld in Pforzheim ins Gespräch. „Dort empfahl man uns die Gründung eines Kulturrats“, sagt Gabriele Branz, die Vorsitzende des Kulturnetzwerks Blaues Haus. Im letzten halben Jahr nahmen diese Überlegungen immer konkretere Forman an. „Es kamen auch immer mehr Interessenten hinzu. Es war klar, dass wir das für den ganzen Landkreis und nicht nur für Böblingen und Sindelfingen machen wollen“, erklärt Branz. Und so fand am 12. Mai im Böblinger Filmzentrum Bären die Gründungsversammlung statt. Die Ortswahl ist kein Zufall: Gastgeber und Kinogeschäftsführer Andreas Zienteck ist Gründungsmitglied.

Schnittstelle zwischen Politik und Kulturmachern

Der Verein, dessen Eintragung ins Vereinsregister und Anerkennung der Gemeinnützigkeit gerade vom frisch gewählten Vorstand als erste Amtshandlung betrieben wird, will es sich laut einer Pressemitteilung zur Aufgabe machen, „die Kunst und Kultur in der Region zu fördern und ihr eine geeinte Stimme zu verleihen“. Der Kulturrat soll demnach „Schnittstelle zwischen Politik und Organisationen, Vereinen, Solo-Künstler*innen und Wirtschaft sein“. Als Netzwerk, Anlauf- und Beratungsstelle wolle man hier verschiedene Strömungen zusammenführen, um gemeinsame Projekte zu realisieren, ruhendes Potenzial zu aktivieren und die Vielfalt des Angebots aus Kunst und Kultur in der Region zu stärken.

Ein Trio leitet den neuen Verein

Die Initiatoren, zu denen unter anderem Steffen Volkmer, Anja Sklarski und CC-BS-Geschäftsführer Thomas Fenzel gehören, saßen in den letzten Monaten in mehreren Sitzungen mit Ansprechpartnern aus der Kunst- und Kulturszene zusammen, um die Gründung vorzubereiten. Um den Rat aus der Taufe zu heben, kamen insgesamt 24 Personen aus unterschiedlichsten Bereichen, die nun Gründungsmitglieder des Vereins sind. „Weitere haben bereits angekündigt, dem Verein in den kommenden Wochen beitreten zu wollen“, teilt Gabi Branz mit.

Dreierteam als Führungsspitze

Bei der Versammlung wurde die Vereinssatzung vorgestellt und von den Anwesenden ratifiziert, zudem wurde der Vorstand gewählt. Gleichberechtigt stehen künftig Hilmar Kallweit, Anja Sklarski und Jogi Hild dem Kulturrat als Trio vor. Kallweit ist Vize-Vorsitzender der IG Kultur, Anja Sklarski ist im Blauen Haus aktiv und zudem Gesamtelternbeiratsvorsitzende der Böblinger Schulen, der Holzgerlinger Jogi Hild ist Fotograf und hat vor drei Jahren mit weiteren Partnern den Projektraum „Ustinov“ in der Sindelfinger Altstadt eröffnet. Für die Öffentlichkeitsarbeit zeichnen Gabi Branz und der ebenfalls im Blauen Haus aktive Journalist Steffen Volkmer verantwortlich, beide gehören jedoch nicht dem Vorstand an.

Offiziell will der Kulturrat sich mitsamt erster Projekte im September im Rahmen einer Eröffnungsfeier vorstellen.