Die Kulturregion Stuttgart feiert am Mittwochabend auf dem Fernsehturm ihr 25-jähriges Bestehen – ein Rückblick auf erfolgreiche Projekte. Aber der Verbund durchlebte auch eine schwere Krise.

Stuttgart - Stuttgart - Totgesagte leben länger: Vor fünf Jahren stand die Kulturregion Stuttgart kurz vor dem Aus, weil der damalige Hauptzahler, die Stadt Stuttgart, und einige andere Kommunen wegen Sparzwängen und angesichts konzeptioneller Unklarheiten keinen Zuschuss mehr berappen wollten. Am Mittwochabend feierte der regionale Verbund ganz groß sein 25-jähriges Bestehen – auf dem frisch eröffneten Fernsehturm und umkränzt vom Lob der Regionalpolitiker. „Die Kulturregion verwirklicht Kunstprojekte, die nur im Zusammenspiel gelingen. Die Themen schlagen regionale Funken“, erklärte der Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU). Von einem „erfolgreichen Bündnis, das ganz im Sinne des Grundgedankens von Kultur seit 25 Jahren kommunale Grenzen erfolgreich überwindet“, hatte Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) im Vorfeld der Feier gesprochen. Daran teilnehmen konnte er wegen einer Bronchitis nicht, wie der Vorstandsvorsitzende der Kulturregion, der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec, bei der Begrüßung der 140 Gäste sagte.

 

Dass die Region Stuttgart als ein Kulturraum wahrgenommen wird, das ist das Ziel der Kulturregion. Diesen Anspruch versinnbildlicht auch das von Joachim Fleischer verantwortete Projekt im Jubiläumsjahr, das am Mittwochabend erstmals vorgestellt wurde: Das Lichtkunstfestival „Aufstiege“ zeigt vom 16. September bis zum 9. Oktober an 27 Orten in der Metropolregion Installationen von 43 Künstlern. Nach oben – wie es der Titel des Festivals, aber auch der Ort der 25-Jahr-Feier symbolisiert – wollten auch die 19 Kommunen, die die Kulturregion am 8. Januar 1991 auf Schloss Solitude gründeten. In dem Verein sollten die kulturelle Zusammenarbeit gestärkt und regionale Projekte entwickelt werden.

Auch wenn die interkommunale Kooperation auf der Wiese der Kultur gedeihen sollte, gepflanzt wurde sie auf dem Spielfeld des Sports. Es waren die gemeinsamen Anstrengungen der Städte und Gemeinden in der Region für die Olympiabewerbung im Jahr 2004, die dann zu Gunsten Berlins zurückgezogen wurde, die den Ausschlag gaben, die Zusammenarbeit zu institutionalisieren.

Vielbeachtete Projekte und eine schwere Krise

Bereits ein Jahr nach der Gründung der Kulturregion erregte die Skulpturenausstellung „Platzverführung“ in 18 Städten und Gemeinden große Aufmerksamkeit, danach gab es jährlich oder zweijährlich Projekte aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Musik, Tanz, Theater, Fotografie und Architektur. Der anekdotische Rückblick darauf am Mittwochabend geriet äußerst unterhaltsam. So wurde beispielsweise offenbart, dass der Verfassungsschutz aktiv wurde, als eine Fotografin Schüler in Polizeiuniformen ablichtete. Und: auf die Frage nach seinem Gepäck, griff ein Künstler, der gerade aus dem Flugzeug gestiegen war, in seine Manteltasche und zog eine Zahnbürste und eine Unterhose heraus. Übrigens: der Mann kam aus Kanada.

Beim Rück- und Ausblick geriet die schwere Krise, in die die Kulturregion im Jahr 2010 geraten war, allenfalls zur Fußnote. Konzeptionell und finanziell ausgehöhlt stand damals die Existenz auf dem Spiel. Erst ein Strategieprozess unter dem Kulturexperten Oliver Scheytt eröffnete neue Perspektiven. „Wir spüren seitdem politischen Rückhalt und große Geschlossenheit“, sagte Spec. Die Region müsse sich auf das konzentrieren, was sie verbinde. „Unsere Stärke ist nicht gottgegeben, wir müssen etwas dafür tun“, sagte Spec. Die Kultur in der Region habe europäisches Format. „Doch diesen Reichtum müssen wir auch verbreiten“, sagte er.

Finanziell übernimmt der Verband Region Stuttgart mittlerweile die Rolle des Hauptfinanziers und bezuschusst den 400 000-Euro-Jahresetat mit 250 000 Euro, der Rest kommt von 43 Mitgliedskommunen, die acht Cent pro Einwohner überweisen. Mit dem viel beachteten Projekt „Garten Eden“ im Jahr 2014 mit 150 Veranstaltungen in 30 Kommunen und der originellen Plakatkampagne „Inspiration“ zum Evangelischen Kirchentag im vergangenen Jahr hat das engagierte Kulturregionsteam unter der innovativen Geschäftsführerin Magdalen Pirzer längst den Titel des diesjährigen Kulturprojekts zum eigenen Motto gemacht: Aufstiege.