Ein breites Bündnis demonstriert im Stuttgarter Schlossgarten für die Belange von Geflüchteten und Rettern. Auch die Bundestagswahl spielt eine Rolle.

Stuttgart - Menschen ertrinken lassen, geht nicht, Punkt. Vielstimmig erklang diese selbstverständliche und traurigerweise von der Realität widerlegte Aussage am Samstag im Schlossgarten als Zeichen der Solidarität mit Geflüchteten und ihren Rettern. An die 150 Menschen bildeten auf der Wiese vor dem Schauspielhaus in konzentrischen Kreisen Rettungsringe für Menschenrechte. Aufgerufen hatten dazu der Arbeitskreis Asyl Stuttgart und der Evangelische Kirchenkreis Stuttgart, beteiligt hatten sich viele weitere Gruppierungen wie die Caritas, der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, die Anstifter, Terre des Hommes, Aufstehen gegen Rassismus, Weltläden, Welthaus Stuttgart, Seebrücke und Bund.

 

Eine Rettungskette von Hamburg über Stuttgart bis ans Mittelmeer: Das war der großartige Traum, der bereits 2020 bundesweit verwirklicht werden sollte, um gegen das Massensterben der Geflüchteten auf untauglichen und kenternden Schiffen im Mittelmeer zu protestieren. Dann kam Corona. Nun, ein Jahr später und eine Woche vor der Bundestagswahl, ein neuer Anlauf, bei dem sich Menschen in vielen deutschen Städten wie auch in Ulm zu Ketten verbanden. Weil in Stuttgart die Installationen für die gleichzeitig stattfindende Mobilitätswoche im Schlossgarten und auf dem Schlossplatz eine Rettungskette unmöglich machten, wurden daraus eben, mindestens ebenso passend und auf hoher See bitter notwendig, Rettungsringe.

Nicht in Frontex, sondern in Unterkünfte investieren

„Menschen zu retten, ist eine grundsätzliche humanitäre Verpflichtung“, betonte Asylpfarrer Joachim Schlecht. Es könne und dürfe nicht sein, dass Rettungsschiffe beschlagnahmt und am Auslaufen gehindert würden. Unter fadenscheinigen und absurden Begründungen wie dem Argument, es seien mehr Rettungswesten als erlaubt an Bord. Schlecht appellierte, nur einer Partei dies Stimme zu geben, „die sich für die Rechte von geflüchteten Menschen einsetzt“. Unumwunden forderte er, „EU-Gelder nicht in immer höhere Mauern oder Frontex zu investieren, sondern in würdige Unterkünfte für geflüchtete und um Asyl bittende Menschen“. Im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos würden die Menschen ein Jahr nach dem verheerenden Brand immer noch unter entsetzlichen Bedingungen leiden müssen.

Die eindrucksvolle Demonstration der Menschlichkeit kann unter www.ak-asyl-stuttgart.de abgerufen werden. Gefilmt mit Hilfe einer Drohne von Jannik Röder.