Martina Haußmann malt, zeichnet und klebt Porträts und Collagen von Frauen mit Köpfchen und Charakter. Ab Freitag stellt sie bei der „Adventsausstellung Artverwandt“ im Waiblinger Schlosskeller aus.

Waiblingen - Sie sind pfiffig, fröhlich und nie um einen Spruch verlegen: Martina Haußmanns „Weibsbilder“ fühlen sich auf Leinwand, Papier und Stoff wohl, sie zwinkern einem aber auch von alten Tabletts oder Zigarrenschachteln zu oder peppen ein ausgedientes, mit Puppengeschirr, bunt gemustertem Papier und Pinselstrich verziertes Spätzlesbrett zum Kunstobjekt auf. Einen witzig-weisen Spruch gibt es obendrein dazu. Da teilt beispielsweise eine Dame mit grüner Gesichtsmaske und Gurkenscheiben auf den Augen mit: „Wer morgens zerknittert aufwacht, kann sich am Tag wunderbar entfalten.“ Und eine junge Frau in Küchenschürze und mit entschlossenem Blick verkündet von einer Kuchenform herab: „Wer sich nicht wehrt, endet am Herd.“

 

Landschaften sind nichts für sie

Frauenporträts sind mein Ding“, sagt Martina Haußmann. Bis zu dieser Erkenntnis hat sie alles Mögliche gemalt. Hat schon als Kind den Briefträger mit Buntstiftzeichnungen erfreut, später Kurse in Aktzeichnen und Landschaftsmalerei belegt, sich mit den Besonderheiten von Pastellkreiden, Öl- und Aquarellfarben vertraut gemacht und irgendwann festgestellt: „Landschaften sind nichts für mich.“

Denn da fehlten die Menschen, die es Martina Haußmann angetan haben. Wobei es noch eine Einschränkung gibt. „Ich hab’ versucht, Männer zu malen, aber die sahen irgendwie immer weiblich aus“, sagt die 59-Jährige aus Burgstetten, „deshalb dachte ich mir, ich lass es lieber.“

Die Frauen lachen

So ist Martina Haußmann also zur Frauenmalerin geworden, wobei sie inzwischen nur noch Fantasiefrauen auf Papier oder Leinwand bringt. „Ich bin eine Lust- und Laune-Malerin und wenn Leute ein Bild bei mir in Auftrag geben, dann fühle ich mich unfrei.“ Also malt sie nun einfach drauflos – wenn das fertige Bild eine Liebhaberin findet, umso besser. Denn Martina Haußmanns freche Weibsbilder kommen vor allem bei Frauen gut an. Ihre Kundschaft bestehe „zu 99,9 Prozent“ aus Frauen, sagt sie. Und die verhalten sich beim Anblick ihrer Werke stets folgendermaßen: „Sie lachen.“

Ihre Gute-Laune-Kunst mit einer Prise Ironie produziert Martina Haußmann in Teilzeit, sie hat außerdem noch einen „Brötchenjob“ und arbeitet an drei Tagen pro Woche als Krankenschwester im Rems-Murr-Klinikum. An den anderen Tagen sitzt sie schon morgens am großen Tisch im Esszimmer, schnippelt und klebt, pinselt und zeichnet an ihren Porträts und Objektcollagen oder erschafft an der Nähmaschine Collagen aus Stoff.

Besondere Technik

Auch letztere haben fast nur Frauen zum Thema, die Martina Haußmann mit Textilresten bekleidet und denen sie mit Nadel und Faden Frisuren „malt“. An der Nähmaschine entstehen obendrein die „Duften Weiber“, mit Lavendel gefüllte Säckchen mit genähten Frauenporträts, außerdem die „Anstandsdamen“, Stoffanstecker mit mal mehr, mal weniger bekleideten Frauen.

Auf ihre spezielle Collagetechnik ist Martina Haußmann zufällig gekommen. „Ich hatte ein Porträt gemalt, bei dem ich den Hintergrund nicht so gelungen fand. Da habe ich die Frau ausgeschnitten“, erzählt die im Stuttgarter Süden aufgewachsene Künstlerin. Was tun mit der Dame ohne Hintergrund? „Ich habe sie in Collagetechnik in ein neues Bild eingearbeitet, das hat mich fasziniert.“

Und tut es bis heute. Für ihre Art-Collagen kauft Martina Haußmann Dateien alter Fotos, die sie ausdruckt und mit gemustertem Papier im Vintage-Stil, Ausrissen aus alten Büchern und Acrylfarbe kombiniert. Aus ihrer Technik macht sie kein Geheimnis – im Gegenteil. In ihrem Buch „Art-Collagen Weibsbilder“ erklärt sie Schritt für Schritt, wie jede und vielleicht auch jeder aus alten Fotos ein ganz persönliches Geschenk produzieren kann. „Ich finde es schön, wenn ich Leute zum Kreativsein anregen kann.“ Für sie selbst jedenfalls ist das der perfekte Ausgleich: „Für mich ist das keine Arbeit, es ist total entspannend.“

Infos zur Ausstellung

Ausstellung: „Künstlerisch und handgefertigt“ ist das Motto bei der Waiblinger Adventsausstellung „Artverwandt“, die am Freitag, 29. November, 17 Uhr, im Schlosskeller in der Kurzen Straße 33 eröffnet und bis zum 15. Dezember läuft. Nach der ersten Woche wechseln die Standbetreiber. Die Ausstellung ist während der gesamten Laufzeit täglich von 12 bis 20.30 Uhr geöffnet, an den Markttagen, also mittwochs und samstags, von 10 bis 20.30 Uhr.

Märkte: Martina Haußmann ist mit ihren Weibsbildern vom 29. November bis zum 7. Dezember auf der Artverwandt in Waiblingen zu finden. Am 14. und 15. Dezember kann man sie beim „Kunstkaufhaus“ in den Stuttgarter Wagenhallen treffen. Geöffnet ist dieses samstags von 15 bis 22 Uhr, sonntags von 10 bis 16 Uhr.