Zwei Künstler zeigen in der Pädagogischen Hochschule, warum sie Slums verschönert haben. In Kapstadt und Manila haben sie Bewohner der Armenviertel an Hütten porträtiert.

Ludwigsburg - Mit Farbeimern und Spraydosen sind Daniel Schuster und Florian Kaiser in die Slums von Kapstadt und Manila gereist. In einem südafrikanischen Armenviertel schauen deshalb acht von ihren porträtierte Menschen auf blauem Untergrund von den Hütten. Bilder dieses Projektes gibt es noch bis zum 23. Mai in der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg bei der Ausstellung „Township Art Project: The Blue Area / Hey my bru, howizit?“ zu sehen. Bei einer späteren Aktion im Jahr 2016 in Manila entstand der Film „The Blue Village“, der in verschiedenen Kinos laufen wird. Gestartet ist er in Biberach, der Heimatstadt der beiden Künstler. Über 800 Besucher kamen zur Premiere.

 

„Viele Fragen uns, was das soll“

„Viele Fragen uns, was das soll“, sagt Schuster. Zum einen wollen der 26-Jährige und sein 30-jähriger Sprayer-Freund die Welt der Slum-Bewohner ein bisschen schöner machen. „Wir nutzen dazu die Kraft der Farbe.“ Blau zum Beispiel wirke beruhigend und kühlend. „Die Bilder machen das Leben dort natürlich nicht besser, aber den Lebensraum“, sagt er. Zum anderen wollen die beiden auf die Missstände aufmerksam machen. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Kunst, die gerne angeschaut wird und die die Betrachter mit den Slumbewohnern zusammenbringt. Wer die Porträts anschaut, entdeckt gelebtes Leben und pure Menschlichkeit.

Manila Art Project "THE BLUE VILLAGE" - Trailer from KOCH FILMS on Vimeo.

Mitten im Slum gelebt und mit einem Eimer geduscht

Die Idee zum Projekt kam Florian Kaiser während seines Architekturstudiums. Er war zu Gast in einem Armenviertel in Kapstadt, in dem später dann die ersten Bilder entstanden. Ein Kindergarten sollte dort umgestaltet werden. Nebenbei sprühte er ein riesiges Bild von Nelson Mandela an eine Behausung – freilich mit Erlaubnis. „Weitere Bewohner kamen zu ihm und wollten alle ein solches Bild an ihrer Hütte habe“, erzählt Schuster. Der Anlass für die beiden, ihr Projekt in Südafrika zu planen. In Biberach sammelten sie durch den Verkauf kleiner Kunstwerke Geld. „Davon konnten wir Farbe kaufen und zwei ortskundige Menschen bezahlen, die uns in Kapstadt weitergeholfen haben.“ Weil sie während ihres Schaffens mitten im Slum lebten, wurden sie aufgenommen „wie in einer Familie“. In der Hütte eines Freundes von Florian Kaiser haben die beiden übernachtet und mit Wasser aus dem Eimer geduscht, wie alle anderen.„Wir wollen bei den Projekten mit den Menschen auf Augenhöhe sein“, sagt Schuster. Angst habe er nie gehabt. „Man muss sich eben an die Regeln halten“, sagt er. „Zum Beispiel sollte man nie nachts alleine rausgehen.“ Ähnlich sei es auch 2016 auf den Philippinen gewesen, bei ihrem zweiten Vorhaben, in einem Friedhofs-Slum in Manila. Dort hausten die Leute in zweistöckigen Bauten auf alten Gräber und in einer ehemaligen Kirche, so Schuster. In dieses Armenviertel hat es die Sprayer verschlagen, weil sie während des ersten Projekts viele Menschen kennengelernt haben, die nun mit ihnen zusammenarbeiten – zum Beispiel die Fotografen Ibo Köse und Benno Heller, sowie die Filmer Steve One und Kevin Koch. Letzterer hatte bereits Kontakte in Manila über das Projekt Hip Hop 4 Hope, das versucht Kindern im Slum mit Tanzen das Leben etwas angenehmer zu machen. Auch in Manila porträtierten die Künstler Bewohner. Unter jedes Bild schreiben sie den Namen desjenigen, der dort zu sehen ist. „Damit soll in Erinnerung bleiben, wer dort einmal gelebt hat“, erklärt Schuster.

Daniel Schuster gibt sein Wissen in einem Workshop weiter

Am 20. Mai will er in der Pädagogischen Hochschule in einem Graffitiworkshop sein Wissen weitergeben. Wer teilnehmen möchte, sollte sich unter btz@ph-ludwigsburg.de rechtzeitig anmelden.