Kunst in Baltmannsweiler Zur Goldenen Hochzeit eine Ausstellung

Der Esslinger Künstler Atif Durakovic hat 50 Tage lang 50 seiner Gemälde im Rathaus der Gemeinde Baltmannsweiler ausgestellt. Am Dienstag endet die Ausstellung – wegen Corona ohne Finissage.
Baltmannsweiler - Bewegung, Ebenen, Gesichter – diese Elemente finden sich in vielen Werken des Esslinger Künstlers Atif Durakovic wieder. So unterschiedlich seine Techniken sind, sie ziehen sich durch seine Kunst. „Bewegung ist Leben“, sagt der 73-Jährige. Das Leben ist bei seiner derzeitigen Ausstellung aber etwas zu kurz gekommen – Besucher konnten nämlich aufgrund von Corona in den letzten Tagen kaum noch da sein. Seit genau 50 Tagen hängen 50 seiner Gemälde unter dem Titel „Goldene Fünfzig“ im Rathaus der Gemeinde Baltmannsweiler. Am heutigen Dienstag geht sie zu Ende.
2020 ist für Durakovic ein besonderes Jahr, denn vor genau 50 Jahren hat er seine Frau geheiratet – im Rathaus von Baltmannsweiler. Eigentlich hätte die Ausstellung mit einer Finissage zu Ende gehen sollen, aufgrund des Teil-Lockdowns wird zum Abschluss lediglich der Künstler ins Rathaus kommen, um seine Bilder wieder abzunehmen.
Inspiration kommt aus Büchern
Zu jedem Bild kann er etwas erzählen. Er beschreibt, wie er für sein Bild „Trojanischen Pferd“ einen Abdruck von einem grobmaschigen Stoff aus Indien benutzt habe. Dieser verleiht Teilen des Kunstwerks den Eindruck, als schaue der Betrachter durch eine Milchglasscheibe. Eine Figur auf dem Bild „Die Buchmesse“ habe sich gelangweilt, sagt er, und sei im Begriff, aus dem Bild hinauszuspazieren.
Für seine Bilder müsse man sich Zeit nehmen, sagt Durakovic. Das tut der Künstler selbst auch. „Ich male keine Bilder in zwei Stunden“, sagt er. Tage, Wochen, oder Monate brauche es oft, bis seine Kunstwerke fertig sind. „An einem Bild male ich schon seit fünf Jahren.“ Inspiration zieht Durakovic aus verschiedenen Quellen. Besonders aber aus Büchern. „Ich habe immer viel gelesen – ganze Lastwagen voll“, sagt er mit einem Lächeln. Bildtitel wie „Goldrausch“ zeugen davon, wie zum Beispiel Bücher von Jack London seine Fantasie beflügelt haben. „Goldrausch“ ist auch ein Beispiel einer Technik, derer Durakovic sich gerne bedient. Das Oberthema zieht sich durch eine Serie von Gemälden, auf denen die 70 mal 100 Zentimeter große Leinwand jeweils in kleinere Kacheln unterteilt ist. „Den Gedanken folgend, entstehen gemischte konstruktive Bilder, eins nach dem anderen“, erklärt der Künstler. Blattgold und Ölfarbe wechseln sich darin ab. In den goldenen Feldern finden sich menschliche Figuren – in Gänze, oder auch mal nur ein Detail – aber auch Bäume oder Fußspuren.
„Kunst hat Rathaus belebt“
Eine ganz eigene Technik, sagt Durakovic, habe er zum Beispiel bei der Bilderserie „Apocalypse“ verwendet. „Darin sieht man keine Pinselstriche“, sagt der Künstler und deutet auf das fünfte Bild der Serie. Durakovics Technik besteht aus verschieden großen Punkten und erinnert an den Pointillismus. Damit schafft er die Illusion verschiedener Oberflächen. In „Apocalypse 5“ geht es um eine große Überschwemmung. 28 kleine, in Pastelltönen gehaltene Kacheln auf der Leinwand zeigen eine Welt, die vom Nebel zum größten Teil verborgen ist. In den vier restlichen, größeren Kacheln sieht der Betrachter eine Stadt in verschiedenen realistischen Malstilen. Durakovic gibt seinen Gemälden Titel, die für den Betrachter eine Art Rahmen darstellen. So gibt beispielsweise der Titel „von oben“ schon vor, wie – nämlich von oben nach unten – das Bild angeschaut werden soll. Das trage auch dazu bei, dass die Bilder so verstanden würden, wie sie gedacht seien. „Ich beschränke die Gedanken des Betrachters von vornherein“, sagt Durakovic.
„Die Kunstwerke haben das Rathaus ungemein belebt“, sagt Silke Steiner, die Kämmerin der Gemeinde, die sich auch um die Ausstellung gekümmert hat. So richtig merke man das aber wahrscheinlich erst, wenn die Bilder wieder weg seien und der Kontrast dadurch deutlich werde. Die 50 Gemälde waren für die Dauer der Ausstellung auf alle drei Stockwerke des Rathauses verteilt – so habe praktisch jeder Mitarbeiter ein Kunstwerk vor der eigenen Bürotür gehabt. Über eine eigene Kunstsammlung verfüge die Gemeinde nicht, so Steiner – umso schöner sei es, wenn sich die Möglichkeit ergebe, mit Ausstellungen wie der von Durakovic etwas Farbe in den Alltag zu bringen. „Es verändert auch die Kommunikation unter den Mitarbeitern, denn durch die Bilder bieten sich andere Gesprächsthemen“, sagt Steiner. Geschmack sei bekanntlich nicht einheitlich und so komme es während einer Ausstellung auch schon mal zu kritischen Diskussionen über das eine oder andere Bild. „Aber das gehört auch dazu“, sagt die Kämmerin.
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