Die Möhringerin Caroline Wurth will mit ihrer Partnerin im dritten Anlauf WM-Gold. Ihr großer Auftritt ist am Sonntag in der Porsche-Arena – mit einem Schlüsselmoment gleich zum Beginn.

Möhringen - Die besten Hallenradsportler der Welt fühlen sich offensichtlich sehr wohl in der Stuttgarter Porsche-Arena. Bereits zum dritten Mal nach 2010 und 2016 werden dort an diesem Wochenende die Weltmeistertitel bei den Radballern und in vier Disziplinen des Kunstradsports vergeben. Die Topfavoritinnen auf die Goldmedaille im Zweier-Teamwettbewerb bei den Frauen sind Caroline Wurth und Sophie-Marie Wöhrle, bis zu ihrer Hochzeit vor einem Jahr noch Nattmann. Die beiden starten für den Schwarzwaldverein RSV Gutach, haben seit mehreren Jahren aber auch einen engen Bezug zu den Fildern.

 

Weltcup-Gesamtsieg bereits perfekt

Bis vor wenigen Wochen bildete das erfolgreiche Sportlerinnen-Duo studienbedingt eine Wohngemeinschaft in Rohr. Mittlerweile lebt Wurth in Möhringen und arbeitet hauptberuflich im Fasanenhof für einen Energieanbieter, während die Kollegin Wöhrle ihr Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg zu Ende bringt. Zweimal haben sie es bei Weltmeisterschaften schon aufs Treppchen geschafft: 2018 in Lüttich und 2019 in Basel wurde es jeweils der zweite Platz hinter den Schwestern Lena und Lisa Bringsken aus der Pfalz, die mittlerweile ihre Karriere beendet haben. Im vergangenen Jahr fielen die Titelkämpfe dann wegen der Corona-Pandemie aus. Nun aber könnte der Weg frei sein für die beiden „Kronprinzessinnen“, die sich erst am vergangenen Wochenende den Sieg im diesjährigen Gesamtweltcup holten. Könnte. Denn an ernsthafter Konkurrenz fehlt es weiterhin nicht. Vor allem die schwäbischen Rivalinnen Selina Marquardt (Oberjesingen) und Helen Vordermeier (SportKultur Stuttgart) werden zu beachten sein.

„Das wird ein sehr enger Wettkampf, weil auch unsere Gegnerinnen ein starkes Programm mit einer hohen Punktezahl mitbringen, aber wir nehmen die Favoritenrolle an“, sagt Caroline Wurth, die beim aktuellen Saisonhöhepunkt mit ihrer Partnerin Unterstützung bekommt. Mehrere Dutzend Fans werden aus ihrem Heimatverein in der Nähe von Offenburg anreisen.

Nur sechsmal seit 1965 kein deutscher Sieg

Dass die beiden deutschen Duos im Feld der insgesamt zehn Paare bei den Frauen den Sieg unter sich ausmachen werden, scheint beschlossene Sache. Seit 1965 werden jährlich Weltmeistertitel vergeben. Nur sechsmal, zuletzt vor 21 Jahren, ging Gold nicht nach Deutschland. Jeweils dreimal kamen die Siegerinnen aus Österreich und Portugal. „Das erhöht noch einmal den Druck, weil ohnehin jeder erwartet, dass eines der beiden deutschen Gespanne gewinnt. Wir nehmen das als zusätzliche Motivation mit in unseren Wettkampf“, sagt Caroline Wurth, die an diesem Mittwoch mit ihrer Partnerin eine erste Trainingseinheit in der Porsche-Arena bestreiten darf – dort, wo das Duo bei der WM 2016 schon als Ersatz nominiert war, den damaligen Sieg der Mainzerinnen Julia und Nadja Thürmer dann aber nur von der Tribüne aus mit ansehen durfte.

Etwa 25 einzelne Übungsteile müssen alle Teams in der Vorrunde (Sonntag gegen 10 Uhr) und dann im Finale der Top vier (Sonntagnachmittag) in die fünf Minuten dauernde Kür packen. Für Wöhrle/Wurth kommt das größte Zitterelement gleich zu Beginn: „Wenn ich den Handstand gut hinter mich gebracht habe, dann kann ich mich entspannen. Dann wird das ein guter Wettkampf“, sagt Caroline Wurth, die bei den Höchstschwierigkeiten auf dem Rad die obere Position inne hat, also auf den Schultern ihrer Teamkollegin.

Training meistens in Wendlingen

Die meisten Trainingseinheiten haben die beiden 24-Jährigen in den vergangenen sechs Jahren zusammen mit ihrer Heimtrainerin Ramona Szabo in Wendlingen absolviert. Sie wird auch jetzt gemeinsam mit dem Bundestrainer Dieter Maute am Rand der Wettkampffläche mitfiebern und die Daumen drücken, während auf den Tribünen an jedem der drei Wettkampftage etwa 1700 Zuschauer zugelassen sind.

„Der Weltcup in Tailfingen vergangene Woche verlief als Generalprobe nicht optimal, zudem mussten wir im Frühjahr aufgrund von Verletzungen ein paar Wochen pausieren. Aber ich bin sehr optimistisch für Sonntag“, sagt Caroline Wurth. Sollten die deutschen Meisterinnen der Jahre 2018 und 2019 am Ende nicht vorne liegen, dann würde freilich trotzdem mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Goldmedaille den Weg auf die Filder finden: Die Rivalin Selina Marquardt (RSV Oberjesingen) arbeitet immerhin bei einer Firma in Vaihingen.

Info: Der SWR überträgt alle Entscheidungen am Sonntag von 13.30 Uhr in einem dreistündigen Internet-Livestream.