Zum dritten Mal Silber – die Möhringerin Caroline Wurth über den verpassten Titelgewinn im Zweierwettbewerb, nach welchem vor allem sie selbst Aufbauhilfe braucht.

Stuttgart - Nach zwei Silbermedaillen in den Jahren 2018 (Lüttich) und 2019 (Basel) waren die in Möhringen lebende Schwarzwälderin Caroline Wurth und ihre Sportpartnerin Sophie-Marie Wöhrle am Sonntag mit einem klaren Ziel bei den Kunstrad-Weltmeisterschaften angetreten: Vor heimischem Publikum, in der Stuttgarter Porsche-Arena, sollte diesmal der Titelgewinn im Zweier-Teamwettbewerb der Frauen herausspringen. Geworden ist es am Ende erneut Rang zwei. Die schwäbischen Rivalinnen Selina Marquardt und Helen Vordermeier hatten knapp die Nase vorne. Woran es gelegen hat und wie ihre Bilanz des Wochenendes ausfällt, verrät die 24-jährige Wurth im Interview.

 

Frau Wurth, wie sind Ihre persönlichen Empfindungen nach drei Tagen Kunstrad-WM im Cannstatter Neckarpark?

Es war ein tolles Wochenende mit einer super Stimmung in der Halle und spannenden, hochklassigen Wettkämpfen. Bei mir und meiner Partnerin überwiegt allerdings noch die Enttäuschung über unser eigenes Abschneiden.

Sie haben immerhin den zweiten Platz bei einer Weltmeisterschaft belegt. . .

Ja sicher, das ist schon etwas, worüber die Freude sicher noch in ein paar Tagen oder Wochen kommen wird. Ich meine auch weniger die Enttäuschung über die Platzierung als viel mehr eine Unzufriedenheit mit meiner eigenen Leistung im Finale.

Was war das Problem?

Wir hatten die Qualifikation am Vormittag mit deutlichem Vorsprung gewonnen und waren guter Dinge, dass es diesmal endlich Gold werden würde. Dann musste ich allerdings gleich zu Beginn beim Handstand zweimal bis zur kompletten Streckung ansetzen und habe eine gewisse Unsicherheit aufgebaut.

Es gab dann aber ein noch entscheidenderes Missgeschick?

Ja, das war die Lenkerstand-Drehung, die bei uns normalerweise nie ein Sorgenelement ist. Da bin ich ins Straucheln gekommen – das hat uns die entscheidenden Punkte gekostet. Wir hätten dann nach der Vorleistung der Konkurrenz schon perfekt durchkommen müssen, um doch noch zu gewinnen, aber auch das ist uns leider nicht ganz gelungen.

Haben Sie schon analysiert, wie es zum Fehler gekommen ist?

Im Moment ist das noch eine schwarze Kiste für mich, aber wir werden mit unserer Trainerin schon noch einmal das Video anschauen und den genauen Grund herausfinden. Ich wäre sehr gerne direkt im Anschluss noch einmal aufs Parkett gegangen, um zu zeigen, dass ich diese Übungen perfekt durchkriege, wie es ja schon häufiger in dieser Saison geklappt hat.

Und dann ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt nicht.

Das ist ja das Unkalkulierbare an unserem Sport. Wir trainieren diese Abläufe tausende Male, liefern sie auch im Wettkampf sehr gut ab und gewinnen den Weltcup. Und dann hast du eben genau diese fünf Minuten, wo es noch einmal klappen muss, dann bist du auch Weltmeister.

Wie haben Sie die Stunden direkt nach dem Auftritt verbracht?

Ich musste in die Dopingkontrolle und hatte viel Zeit zum Grübeln, weil ich viel Apfelsaft gebraucht habe, bis ich endlich konnte. Wir waren beide sehr geknickt, aber Sophie war am Sonntag mein guter Stern. Sie hat mich als Erste wieder aufgebaut.

Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?

Wir haben Pause. Die neue Saison beginnt erst im Februar. Ich würde gerne noch einen weiteren Anlauf in Richtung WM-Titel nehmen, aber unsere gemeinsame Zukunft hängt davon ab, wo meine Kollegin ihr Referendariat als Lehrerin bekommt. Ein Partnerwechsel kommt für mich nicht in Frage, dann würden wir eher zusammen aufhören. Die Entscheidung wird wohl im Februar oder März fallen.