Die russische Notenbank hat 2014 mehr als 80 Milliarden Dollar zur Stützung des Rubel ausgegeben. Unterdessen hat der Gaskonzern Gazprom ungewohnte Probleme.

Moskau - Die Währungsreserven der angeschlagenen Rohstoffmacht Russland sind erstmals seit dem Jahr 2009 unter die Marke von 400 Milliarden Dollar gerutscht. Die Summe liege nun bei 398,9 Milliarden US-Dollar (327 Milliarden Euro), teilte die russische Zentralbank mit. Demnach ist das Finanzpolster, das zu den größten der Welt gehört, alleine in der Zeit vom 13. bis zum 19. Dezember um 15,7 Milliarden Dollar geschrumpft.

 

Die Notenbank hat in diesem Jahr mehr als 80 Milliarden Dollar zur Stützung des Rubel ausgegeben. Grund für den Kursverfall der Währung sind der rasante Ölpreis-Rückgang sowie die westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise. Finanzminister Anton Siluanow sagte, der Verfall der russischen Währung sei gestoppt. „Wir sehen eine Tendenz der Rubel-Stärkung“, meinte er. Nach einem historischen Tief in der Vorwoche mit einem Kurs von 80 Rubel für den Dollar hat sich die Währung dank staatlicher Stützung deutlich erholt. So stieg der Rubel am letzten Handelstag vor Weihnachten auf 52,88 Rubel zum Dollar. Immer mehr staatliche und private Großunternehmen stellten aus Angst vor Zahlungsausfällen Anträge auf Garantien, Kredite und andere Hilfsmaßnahmen. Darunter waren etwa der Ölkonzern Rosneft, die VTB Bank und die Fluggesellschaft Transaero. Die Regierung stellte Hilfen aus dem nationalen Wohlstandsfonds in Aussicht, der aktuell mit vier Billionen Rubel (63 Milliarden Euro) gefüllt ist.

Das russische BIP könnte um 4,5 Prozent schrumpfen

Russland droht eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit auf Ramschniveau durch die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P). Grund für den zu Wochenbeginn angekündigten Schritt ist die Konjunktureintrübung. Nach den Prognosen der Zentralbank könnte das Bruttoinlandsprodukt 2015 um rund 4,5 Prozent schrumpfen. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte, die Krise sei neben äußeren Faktoren auch auf eigene wirtschaftliche Probleme zurückzuführen. Die Lage biete die Chance für eine „innere Erneuerung“. Putin lobte die jüngsten Schritte der Regierung im Kampf gegen die Krise.

Unterdessen teilte der russische Gaskonzern Gazprom mit, dass er in diesem Jahr die geringste Menge Erdgas in seiner Geschichte produzieren werde. Der Konzern rechnet mit einem Volumen von 444,4 Milliarden Kubikmeter. Im vorigen Jahr seien es 487,4 Milliarden Kubikmeter gewesen, sagte ein Sprecher. Zu den Ursachen gehört der lange Preisstreit mit der Ukraine sowie die politische Krise.

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben ihre Altschulden für russische Gaslieferungen beglichen. Der staatliche Energiekonzern Naftogaz erklärte, er habe wie vereinbart die zweite und damit letzte Tranche in Höhe von 1,65 Milliarden Dollar an Gazprom überwiesen. Russland und die Ukraine hatten im November ihren monatelangen Gasstreit beigelegt. Teil der Einigung ist die Zahlung offener Rechnungen in Höhe von insgesamt 3,1 Milliarden Dollar bis Jahresende. Anfang Dezember hatte Russland nach sechsmonatiger Pause wieder begonnen, Gas an die Ukraine zu liefern.

Gazprom hat Probleme auf dem Binnenmarkt

Kürzlich hat Gazprom das Pipeline-Projekt South Stream gestoppt. Eine der Gründe ist die kritische Haltung der EU gegenüber dem Plan, dass Gazprom sowohl das Gas liefern als auch die Leitung betreiben sollte. Die EU ist bemüht, ihre Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verringern. Gazprom liefert derzeit ein Drittel des in der EU benötigten Gases. Die Exporte in die EU und die Türkei werden 2014 insgesamt um neun Prozent sinken.

Entscheidend sei 2015 nicht, wie viel Gazprom fördern, sondern wie viel es verkaufen könne, sagte der Konzernsprecher. Probleme hat Gazprom auch auf dem Binnenmarkt. Andere Anbieter wie Novatek, Rosneft und Lukoil haben Boden gutgemacht; sie sind flexibler bei Preis- und Vertragsverhandlungen. Nach einer Einschätzung der Sberbank CIB, haben Gazproms Konkurrenten ihren Marktanteil in diesem Jahr auf 35 Prozent fast verdoppelt.