Die Göppingerin Barbara Reik hat aus der Sage „Barbarossa und die Wäscherin“ einen Kurzroman und ein Hörbuch gemacht. Dabei wird die Geschichte mit heimatkundlichen Aspekten und aktuellen Bezügen angereichert.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Er würde das Mädchen, ob ihrer guten und fortschrittlichen Ideen, nur allzu gerne seinen Ministerialen und seinem Kämmerer vorstellen. Doch ganz so einfach ist das im 12. Jahrhundert selbst für einen Herzog und späteren König nicht. Noch weniger darf Friedrich Barbarossa seine Liebe zu der Bauernmagd öffentlich kund tun. Und als er sich schließlich doch dazu bekennen will, ist es bereits zu spät. Die junge Frau stirbt in den Armen des Herrschers, in einer Feldscheune, am Fuße des Hohenstaufen.

 

Dies ist, grob skizziert, der dramatische Stoff, aus dem die Sage „Barbarossa und die Wäscherin“ entstanden ist. Barbara Reik hat die Geschichte, die sich mitten im Kreis Göppingen abgespielt haben soll, nicht nur aus der Versenkung geholt. Vielmehr hat die Bartenbacherin daraus einen Kurzroman gemacht, immer wieder angereichert mit aktuellen Bezügen, aber dennoch stets eng an den historischen Gegebenheiten entlang. Die Stauferdynastie hat es der 65-Jährigen schon seit langem angetan. Neben ihrer Haupttätigkeit als Thai-Chi-Lehrerin und als Autorin entsprechender Fachbücher hat Reik vor einigen Jahren das Musiktheater Filstal begründet und, nach umfangreichen Recherchen, die Stücke „Irene Maria von Byzanz – Fremd unter Fremden“ sowie „Staufische Weibsbilder“ verfasst.

Viele heimatkundliche Aspekte

Mit „Barbarossa und die Wäscherin“ hat sie nun ihr neuestes Werk vorgelegt, das sowohl in gedruckter Form wie auch als Hörbuch erschienen ist. Zugute kamen ihr dabei die bereits vorhandenen persönlichen Kontakte aus den zurückliegenden Projekten. Der Musicaldarsteller Peter Bold, der bereits bei mehreren Aufführungen den Barbarossa gab, lieh dem Stauferkaiser für das Hörbuch seine Stimme. Damit ließ es Bold aber nicht bewenden: „Er vermittelte mir auch seinen Kollegen, den Schauspieler Michael Heuel, als Erzähler“, berichtet Barbara Reik.

Den Part der Wäscherin übernahm, mit der Sängerin, Sprecherin und Darstellerin Bianca Spiegel ebenfalls eine alte „Barbarossa-Bekannte“. Einfacher als gedacht verlief zudem die Suche nach einem Verlag, der Buch und Hörbuch herausbringt. Die Yellow King Productions aus Sulzbach-Rosenberg stellten nicht nur den passenden Geräusch-Teppich aus ihrem Fundus für die passende Untermalung bereit. Die Oberpfälzer gingen gleich richtig in die Bütt und zeichnen letztlich für das Gesamtpaket von Druck- und Audioausgabe verantwortlich. „Die waren so richtig mit Herzblut und Interesse dabei“, lobt Reik.

Die Autorin wiederum hat es geschafft, weit mehr als nur einen Kurzroman zu schreiben. Von A wie Adelberg bis W wie Wäschenbeuren – dessen Gemeindewappen die Wäscherin ziert – vom Beutental über den Hohenstaufen bis hin zum Wäscherschloss, das genau genommen Wäscherinnenschloss heißen müsste, rückt sie auch die historischen Schauplätze in den Fokus. Im Buch finden sich deshalb neben einem Glossar mit den entsprechenden Erläuterungen einige Illustrationen aus vergangenen Jahrhunderten sowie eine Karte, die den langen Weg von Rosa und Barbarossa zeigt. „Ich wollte die Sage einfach anders verwenden und damit auch die Gegend ein wenig bekannter und interessanter machen“, nennt Reik den Grund dafür.

Hörbuch mit „prominenten“ Stimmen

Und noch eine Intention hat die Verfasserin angetrieben, den schon vorhandenen Faden weiter zu spinnen: „Manchmal liegt in der Schlichtheit die Weisheit. Deshalb sorgt die Wäscherin mit ihrer Art dafür, dass der König nicht immer, aber in vielen Dingen, seine Sichtweise ändert“, erklärt sie. In der Tat ist es so, dass Barbarossa in dem Roman einen inneren Wandel durchlebt und für einen Herrscher ungewohnte Blickwinkel einnimmt – ohne allerdings vom Grobklotz zum Softie zu werden.

Die Darstellung dieses Spagats gelingt Barbara Reik, die im nächsten Jahr szenische Lesungen an den Original-Schauplätzen abhalten wird, sehr gut. Die Rückfälle des mächtigen Mannes in seine angestammte Rolle sind gewissermaßen an der Tagesordnung. Und auch die Wäscherin Rosa wird nicht glorifiziert oder als einfache Geliebte abgestempelt, sondern in ihrer Zerrissenheit sowie mit ihren Ängsten auf den Punkt geschrieben. Die Tatsache, dass sich die beiden Liebenden – nicht zuletzt wegen des gemeinsamen Sohnes Friedrich – wohl doch noch hätten kriegen können, treibt die Tragik zum Schluss der Geschichte vollends auf die Spitze.