Eine kleine Anfrage des Böblinger SPD-Landtagsabgeordneten Florian Wahl an das Sozialministerium zeigt, dass Kurzzeitpflegeplätze knapp sind. „Wir brauchen mehr Plätze im Landkreis Böblingen“, fordert er.

Kurzzeitpflege entlastet pflegende Angehörige, wenn sie selbst überfordert sind oder wenn sie eine Auszeit von der Betreuung benötigen. Zudem ist sie in vielen Fällen eine unverzichtbare Station zwischen einer Krankenhausbehandlung und der Rückkehr in die eigene Wohnung.

 

Angehörige und Pflegemitarbeiter würden regelmäßig dringend nach freien Plätzen in der Kurzzeitpflege suchen, „diese Suche ist aber viel zu oft erfolglos, weil keine freien Plätze zur Verfügung stehen“, kritisiert Florian Wahl, der pflegepolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Böblinger Abgeordnete. „.In der Konsequenz bleiben Pflegebedürftige unterversorgt und pflegende Angehörige werden komplett überlastet.“ Fehlende Plätze in der Kurzzeitpflege seien nicht selten einer der Faktoren, warum die Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist und Pflegebedürftige dauerhaft in einem Heim betreut werden müssen. „Das Land ist hauptverantwortlich dafür, dass im Landkreis Böblingen ausreichend Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung stehen.“

Viele Plätze in der Dauerpflege belegt

Im Landkreis Böblingen gibt es nach Auskunft des Landesgesundheitsministeriums 196 Kurzzeitpflegeplätze (48 Plätze, die ausschließlich für die Kurzzeitpflege, und 148, die sowohl in der Kurzzeitpflege als auch in der Dauerpflege genutzt werden können). Das Problem sei, so Wahl, dass viele dieser Plätze entweder in der Dauerpflege belegt seien oder wegen Personalmangels nicht freigegeben werden könnten.

Zum letzten Erhebungszeitpunkt im Dezember 2021 wurden trotz hoher Nachfrage nur etwa 56 Prozent der Kurzzeitpflegeplätze im Landkreis Böblingen für Kurzzeitpflege belegt. „Wir brauchen mehr tatsächlich zur Verfügung stehende Kurzzeitpflegeplätze im Landkreis Böblingen. Es nützt uns nichts, wenn knapp die Hälfte der Kurzzeitpflegeplätze in unserem Landkreis nur auf dem Papier stehen“, bewertet der Landtagsabgeordnete die Situation. „Hinzu kommt, dass die Gesamtzahl der Kurzzeitpflegeplätze im Landkreis Böblingen sogar noch gesunken ist.“

Schuld wird hin- und hergeschoben

Die grün-schwarze Landesregierung habe selbst eine „Besorgnis erregende Situation“ in der Kurzzeitpflege festgestellt. Minister Lucha schiebe nach Angaben von Wahl jedoch die Schuld für die schlechte Versorgungssituation auf die Kommunen, den Bund und die Träger der Pflegeheime. „Das ist keinesfalls nachzuvollziehen“, rügt der Böblinger SPD-Landtagsabgeordnete. „Nach dem Gesetz ist zuerst das Land für eine ausreichende Anzahl von Pflegeplätzen zuständig.“ Minister Lucha müsse die Rahmenbedingungen politisch wie finanziell so gestalten, dass eine bedarfsgerechte Versorgung der Pflegebedürftigen in den Kommunen möglich werde und die Anbieter in der Pflege den Bedarf auch decken könnten.