Armagan Gürak ist derzeit ein glücklicher Wirt: Die Gäste sind bei der Sommerhitze durstig und die Stadt will ihm gestatten, vor dem La Concha künftig mehr Stühle aufzustellen. Nur das Klohäuschen stört noch.

S-Mitte - Für den La-Concha-Wirt Armagan Gürak läuft es richtig gut zur Zeit. Er nippt an einer Orangenlimonade, während er aufzählt, was das Glück ihm derzeit alles beschert. Das heiße Sommerwetter helfe ihm sehr; die Stühle und Bänke vor dem Lokal seien seit Wochen durchgehend gut besetzt. Dass Deutschland aus der Fußball-WM in Russland ausgeschieden ist, halte Fans auch nicht davon ab, weiter im La Concha Spiele anzuschauen.

 

Schließlich und endlich hat Güraks Streit mit der Verwaltung ein Ende. Der Wirt freut sich, dass die Gehwegbreite vor seinem Lokal nur noch 2,50 und nicht drei Meter betragen muss. Lange hatte Gürak mit der Verwaltung in dieser Frage gerungen. Er verwies darauf, dass andere Gastronomen am Platz weniger als die geforderten drei Meter einhalten müssen. Sie hätten mehr Platz für ihre Außengastronomie, während er oft nicht wisse, wohin mit seinen Gästen.

Wirt lobt Bezirksbeiräte

Die Tatsache, dass er nun mehr Stühle aufstellen kann, erklärt sich der Wirt mit der Berichterstattung in den Medien über die Probleme der Gastronomen am Wilhelmsplatz. „Es ist schon auffällig, dass sie uns in diesem Jahr in Ruhe lassen“, sagt Gürak. Er meint damit die Verwaltung, von der er immer noch mehr Engagement für einen schöneren Wilhelmsplatz fordert. „Die Verwaltung sollte mehr mit uns spreche, wie wir den Platz noch attraktiver gestalten können. Das finde ich immer noch“, sagt Gürak. Der Wirt gibt sich versöhnlich. Gürak unterstreicht, dass der Bezirksbeirat Mitte aus seiner Sicht eine Unterstützung ist. Das Gremium hatte sich zum Beispiel dafür ausgesprochen, die von der Verwaltung geforderte Restgehwegbreite von maximal zwei Metern für Außengastronomien flexibel auszulegen. Im Einzelfall solle davon abgerückt werden können, forderten die Bezirksbeiräte. Der Sprecher des Dehoga-Verbands Baden-Württemberg, Daniel Ohl, lobt diese Haltung. Es gelte, zwischen den Rechten der Fußgänger und dem Beitrag, den Außengastronomien zu einer lebendigen Stadt leisteten, abzuwägen, meint er. Für Lokale wie das La Concha sei die Anzahl der Stühle und Tische unter freiem Himmel inzwischen eine Überlebensfrage, meint Ohl. „Es gibt einen starken Trend zur Außenbewirtschaftung. Die Konkurrenz wird stärker“, sagt er.

Ohl verweist darauf, dass viele sogar bei kühlen Temperaturen im Herbst eher mit der Decke unter einem Heizpilz Kaffee trinken wollen als in einem geheizten Innenraum zu sitzen. Das habe sicher mit dem Rauchverbot in Lokalen zu tun, meint er. Der Klimawandel verlängere außerdem die Periode, in dem ein Aufenthalt im Freien möglich ist. „Vor allem ist das aber eine Sache des Lebensgefühls. Die Deutschen wollen das, was sie im Urlaub schätzen, auch zuhause haben“, meint Ohl. Aus seiner Sicht ist es richtig, Regeln aufzustellen und im Einzelfall zu prüfen, ob davon abgewichen werden kann. „Das ist ein guter Kompromiss“, sagt der Dehoga-Sprecher.

Bezirkschefin lehnt Verlegung ab

Concha-Wirt Gürak freut sich nun auf die Saison 2019. Dann wird er der neuen Regel entsprechend mehr Stühle und Bänke aufstellen. Nicht nur aus seiner Sicht bleibt das Klohäuschen direkt vor dem La Concha etwas, worüber noch mit der Stadt gesprochen werden muss. Veronika Kienzle, die Chefin des Bezirks Mitte, hatte vor Kurzem erklärt, dass Gürak die Verlegung der öffentlichen Toilette aus eigener Kasse bezahlen soll, wenn ihn das Häuschen so störe. Auch Petra Reim vom benachbarten Il Pomodoro wünscht sich einen anderen Standort für das Klo. „Unbedingt“, sagt sie. Reim und Gürak verweisen auf Süchtige, die das Klohäuschen für Konsum nutzten. Ihren Schilderungen zufolge müssen die Gastronomen am Wilhelmsplatz mit einer Szene leben, die sich vorne auf dem Platz und an der hinter den Lokalen gelegenen Richtstraße aufhält. „Nadeln, Spritzen und Pflaster liegen überall rum“, sagt Reim. Sie hat um die Mittagszeit alle Hände voll zu tun und nimmt kurz das Smartphone vom Ohr, um Auskunft zu geben. Ihr Kollege Gürak hat es um diese Stunde noch gemütlicher und Zeit für seine Limonade. Die Mehrzahl seiner Gäste wird zu späterer Stunde Ouzo bestellen und Gürak kann hoffen, dass es im kommenden Jahr noch ein paar mehr werden. Bedauerlich sei es nur, dass die Stadt keine Einsicht in Sachen Klohäuschen habe, meint Gürak.„Essen hier, Trinken da und in der Mitte eine Toilette, das geht doch nicht“, sagt er.