Das Laboratorium hat auf dem Berger Festplatz drei Tage lang mit Blues, Klezmer, Tango-Punk und Soul gefeiert. Die Tunnelbaustelle am Leuze-Knoten hat dabei nicht weiter gestört.

S-Ost - Das Leben“, sagte Anette Battenberg, die Leiterin des Laboratoriums, „ist eine Baustelle, vor allem, wenn man im Lab arbeitet.“ Damit freilich meinte sie die Bauarbeiten an Stuttgarts ältestem Live-Club selbst, an der Wagenburgstraße. Mehr als ein Jahr dauerte die Sanierung der Kulturinstitution im Osten der Stadt. Das Lab Festival, draußen auf dem Berger Festplatz bei den Mineralbädern, eröffnete ein neues Programm. Ab September wird das Laboratorium dann wieder bespielt.

 

Eine schöne Überraschung am Festplatz

Mit einer Baustelle rechnete das Team des Laboratoriums auch auf dem Berger Festplatz, denn der Schwanenplatztunnel, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Lab Festival, wird ebenfalls saniert, voraussichtlich noch bis zum 22. September. Auf dem Festplatz allerdings erwartete das Laboratorium eine erfreuliche Überraschung. Das Team fand den gesamten Platz geräumt, sämtliche Spuren der Bauarbeiten beseitigt. An den wenigen Absperrbändern, die jenseits der Toilettenhäuschen an Büschen im Wind hingen, störte sich kein Besucher: „Alle unseren Befürchtungen“, so Rolf Graser, der Vorsitzende des Vereins Laboratorium, „haben sich zerschlagen.“

Grup Huub aus Kirchheim eröffneten das Festival am frühen Freitagabend mit einer Musik, die sehr schnell Stimmung in das Zelt bei dem Berger Sprudlern brachte: die Band spielte Reggae, Ska, Polka und Rock mit viel Drive, Posaune, Trompete, einem lebhaft tanzenden Bass und zackiger Gitarre. Espana Circo Este legten nach mit noch mehr Tempo, „Tango-Punk“, Blasinstrumenten, Akkordeon, italienischer Tanz- und Lebensfreude.

Ein Fest des Stuttgarter Ostens

Auch am Samstag strömten die Gäste. Als die Klezmerband Fojgl am Nachmittag auf die Bühne kam, blieben auf vielen Bänken im Zelt noch viele Plätze frei – als die Musiker rund 90 Minuten später die Bühne wieder verließen, waren fast alle Plätze belegt, das Zelt hatte sich gefüllt. Das Lab Festival ist ein Fest des Stuttgarter Ostens – vor allem aus diesem Stadtteil strömten am Samstag Besucher herbei, ein Publikum, so gut durchmischt wie das Musikprogramm. Das Laboratorium ist bekannt für Konzerte mit Blues, Folklore, Americana – und genau diese Mischung kam auch im Zelt auf die Bühne. Etliche der Bands, die beim Lab Festival aufgetreten sind, haben schon im Club gespielt. „Wir legen aber immer auch Wert darauf, beim Festival einige Musiker vorzustellen, die das Publikum noch nicht kennt“, sagte Rolf Graser.

Das Publikum des Festivals teilt sich für Graser in zwei Gruppen – jene, die eigens wegen des Musikprogramms oder einer bestimmten Band auf den Festplatz kommen, und jenen, die vor allem die Stimmung, die Geselligkeit im Zelt suchen. Dieses Mal im Publikum saß auch Ulrich Schäfer, Pfarrer und ehemals SPD-Stadtrat in Mannheim. Er kennt Veranstaltungen, dem Lab Festival nicht unähnlich, aus seiner Stadt, ist aber doch beeindruckt: „Die Leute hier sind sehr kreativ“, sagte er. „Und sie engagieren sich ja alle ehrenamtlich.“

Kunsthandwerk, Bücher und ein Clown

Rund 100 Helfer packten am Wochenende über drei Tage hin mit an, machten das Festival bei freiem Eintritt möglich; die Essensstände, die das runde Festzelt umsäumten, deckten die Palette von der deftigen Chorizo-Wurst über die afrikanische Kochbanane, die fleischfreien Falafeln bis zur Maultasche mit schwäbischem Kartoffelsalat ab. Zwischen den Essensständen ein Markt der zivilgesellschaftlichen Initiativen, ein kleiner Kunsthandwerkermarkt, ein Bücherflohmarkt, der Exemplare aus alten Studentenhaushalten ans Tageslicht schwemmt, und Clown Paul, der am Samstag die Jüngsten mit roter Nase unterhielt.

Die Band Fojgl besteht aus Johannes Opper, Florian Vogel und Steffen Hollenweger. Sie spielten ihren ganz unkonventionellen, temperamentvoll-melancholischen Klezmer auf der Bühne im Zelt; Opper sang mit rau träumender Stimme auf Jiddisch, die Gitarre schlug dazu, die Geige weinte, der Kontrabass summte. Die Songwriterin Wendy McNeill leitete danach den Samstagabend ein – eine Schwedin aus Kanada, dunkel, folkloristisch, mit Akkordeon. B.B. & The Blues Shacks vollendeten den Samstag – Blues natürlich, Soul, mit spitzer Gitarre, das rechte für die späte Stimmung.

Am Sonntag begann das Lab Festival mit dem Jazz des Lukás Miklós Trios. Es folgten Pelle Carlberg and the Precious Few. Die Indepentent-Band, die kurz nach Mittag spielte, zog ein großes Publikum an.