Mit der Buchhandlung Aigner verlässt auch das Fantasy Stronghold die Ludwigsburger Arsenalstraße. Eine neue Heimat hat der beliebte Laden noch nicht.

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Wäre die Geschichte des Ladens im Untergeschoss der Arsenalstraße 8 ein Spiel, gut möglich, dass es „Descent – Die Reise ins Dunkel“ hieße. In dem Spiel stellt sich eine kleine Gruppe von Helden dem Bösen entgegen und versucht, die aufziehende Dunkelheit zu verbannen. Vielleicht würde aber auch „Dungeon Fighter“ ganz gut auf die Geschichte des Ladens passen: In diesem Spiel sind es groteske und nicht zurechnungsfähige Monster, die die Helden überwinden müssen. Und ohne Mut und Finesse stünden sie auf verlorenem Posten.

 

Spaß am Spiel des Lebens

Beide Spiele – und noch unzählbar viele mehr – gibt es in dem Laden im Untergeschoss der Arsenalstraße 8 mit dem Namen Fantasy Stronghold. Der Inhaber Dirk Hoppe findet, dass zu seinem Geschäft ein vermeintlich unspektakuläres Spiel am allerbesten passt: Das „Spiel des Lebens“. Jenes Spiel also, wo man das Glücksrad dreht, Entscheidung um Entscheidung trifft und immer darauf bedacht sein muss, möglichst gut betucht ans Ziel zu kommen. Dirk Hoppe beschreibt den Inhalt allerdings etwas philosophischer: „Man fängt an, wächst, geht weiter – da ist alles drin.“

Im Falle von Fantasy Stronghold ist momentan allerdings unklar, wie es weitergeht. Weshalb Mut und Finesse auch nicht schaden können. Außer dem Buch- und Spielegeschäft befindet sich in dem blauen Gebäude nämlich auch die Buchhandlung Aigner. Wenn sie am 31. Januar für immer schließt, müssen auch Dirk Hoppe und seine drei Kollegen das Haus räumen. Der neue Eigentümer der Immobilie ist die Ludwigsburger Kreissparkasse. Was sie damit genau vorhat, ist noch nicht bekannt. Aber solange auf Aigner nicht wieder ein Buchladen folgt, ist das für Dirk Hoppe ohnehin uninteressant. Die Synergie der beiden Geschäfte mit ähnlicher Waren- aber unterschiedlicher Zielgruppe sei prima gewesen, sagt Dirk Hoppe.

Der dritte Umzug steht bevor

Einen Buchladen jedoch, das ist gewiss, wird es in Ludwigsburg keinen weiteren geben. Und „diese merkwürdigen Fantasy-Typen“, wie Hoppe sich und seinen Mitgründer Gunnar Nickel nennt, suchen ein neues Domizil. Mal wieder. Angefangen haben Hoppe und Nickel anno 1995 am Kaffeeberg. Rund 100 Quadratmeter hatte das Geschäft an der Ecke zur Eberhardstraße. Damals wurden die beiden Männer, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hatten, noch belächelt. Wer wusste schon, was Tabletops sind? Oder Rollenspiele? Wer kannte Sammelkarten ohne Fußball? Und Comics abseits von Micky Maus? Außer Nerds natürlich, die damals noch Freaks hießen. Aber dann kamen „Der Herr der Ringe“ und „Harry Potter“. Mangas wurden bekannt, „Star Wars“ noch bekannter. Lego erweckte Marvels „Super Heroes“ zu neuem Leben, Playmobil erfand Drachen und Riesentrolle. Und Fantasy Stronghold brauchte Platz.

2005 zog der Laden in die Seestraße, wo im Untergeschoss des ehemaligen Modegeschäfts Schertle fantastische 364 Quadratmeter bespielt werden konnten. 2014 schließlich – das Schertle-Haus wurde umgebaut, bei Aigner zog der Untermieter Zweitausendeins aus – wanderten die Fantasy-Typen in die Arsenalstraße. Dort gab es zwar nur noch halb so viel Fläche, dafür war die Umgebung günstiger.

Die Zukunft klingt vielversprechend

„Bis jetzt haben wir uns mit jedem Umzug verbessert“, sagt Dirk Hoppe, der zwar noch nicht weiß, wo ihn das Spiel des Lebens nun hin verschlägt, aber bange ist ihm nicht: „Es geht immer weiter“, sagt der 46-Jährige, der auf jeden Fall in Ludwigsburg bleiben will. Für das neue Domizil gibt es seinen Angaben zufolge mehrere Optionen, nächste Woche soll Klarheit herrschen.

Auf der Homepage klingt die Zukunft schon mal vielversprechend. „Wir kehren zurück, schöner, größer und mächtiger als jemals zuvor“, heißt es dort. Nun denn: Möge die Macht mit ihnen sein.