Die Stadt baut die Ladeinfrastruktur für E-Mobilität aus. Bis Mitte 2022 sollen knapp 350 neue Ladesäulen mit mehreren Ladepunkten entstehen. Was bekommt die Filderebene davon ab?

Filder/Stuttgart - Stuttgart drückt bei der E-Mobilität auf die Tube. Bis Mitte des kommenden Jahres sollen knapp 350 neue Ladesäulenstandorte mit jeweils mehreren Ladepunkten entstehen. Derzeit gibt es 160 solcher Standorte auf städtischen Flächen. Nach der Aufstockung sollen es in Summe dann 1000 Ladepunkte sein, an denen Fahrer von E-Mobilen auf kommunalen Flächen Strom zapfen können.

 

Übers Stadtgebiet wird nach einem Schlüssel aus Einwohnerzahl und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verteilt, erklärt Michael Hagel aus dem Referat Strategische Planung und nachhaltige Mobilität. Sprich: Vaihingen und Möhringen werden auf den Fildern mit Abstand die meisten Standorte erhalten, das kleine Birkach indes nur zwei. In den allermeisten Fällen werden Normal- und keine Schnellladesäulen entstehen. Das liegt unter anderem an den Investitionskosten. Schnellader sind etwa sechsmal so teuer, außerdem benötigen sie unter anderem mehr Platz. Sämtliche Standorte wurden und werden Investoren angeboten. 2020 fanden Begehungen statt.

Nicht immer läuft alles rund

Mitarbeiter des zuständigen Referats tingeln derzeit durch sämtliche Bezirksbeiräte und werben für die von den Investoren favorisierten Standorte. Nicht immer läuft alles rund. Beispiel Sillenbuch: Dort hatte das Gremium an zwei Standorten etwas auszusetzen, beim dritten bat es um eine andere Gestaltung, damit der Gehweg nicht so schmal wird. In fünf bis zehn Prozent der Fälle fielen Standorte aus irgendwelchen Gründen durch, sodass die Verwaltungsmitarbeiter noch mal ranmüssen, erklärt Michael Hagel. Außerdem setzt es auch Kritik grundsätzlicher Art. Wieder das Beispiel Sillenbuch: Dort wurde moniert, dass in Alt-Sillenbuch nichts vorgesehen ist. Michael Hagel bat indes um Verständnis. Man habe noch nicht alle Lücken geschlossen, und „wenn ein Investor dort kein Geld ausgeben will, dann kann ich ihn nicht zwingen“.

Als letztes Gremium steht noch der Degerlocher Bezirksbeirat auf Michael Hagels Liste. Am 6. Juli werden dort die Verwaltungsvorschläge präsentiert. Das tut grundsätzlich not, denn die Zahl der Stromtanker wächst. Ende Mai waren in Stuttgart 6898 reine E-Fahrzeuge gemeldet sowie 9239 Plug-In-Hybride. Zum Vergleich: Drei Jahr zuvor waren es noch 1662 E-Fahrzeuge und 1481 Plug-In-Hybride gewesen. „Von einem weiteren starken Anstieg wird ausgegangen“, so Hagel.

Auf private Ladesäulen wird gesetzt

Ob da die städtische Infrastruktur überhaupt reicht? Nein. Er erklärt: Die Bundesregierung gehe in ihrem Masterplan Ladeinfrastruktur 2030 davon aus, dass nur 15 bis 40 Prozent aller Ladevorgänge an öffentlich zugänglichen Aufstellorten erfolgen, bis zu 85 Prozent dagegen privat. „Die öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur deckt also nur einen Teil der gesamten Ladeinfrastruktur ab“, sagt er, hinzu kämen Stationen am Arbeitsplatz, an Geschäften oder in Parkhäusern. „Ob der Bedarf gedeckt werden kann, kommt also auch stark auf die Entwicklungen im Umfeld an“, sagt Michael Hagel. Die Ausbaubemühungen konzentrierten sich allerdings bisher allzu oft auf den öffentlichen Raum. Es brauche einen Boom beim privaten Laden, etwa bei institutionellen Bauträgern. Wie es da aussieht, ist unklar. Private Ladepunkte müssten dem Netzbetreiber, nicht aber der Kommune gemeldet werden. Daher liege der Stadt keine lückenlose Info über den Ist-Zustand vor.

Und die bestehende Infrastruktur? Die steht stadtweit auf dem Prüfstand. Die Säule an der Mendelssohnstraße in Sillenbuch etwa ist aktuell abgebaut. „Die bestehenden Ladesäulen wurden 2012 errichtet. Sie sind zwischenzeitlich veraltet und erfüllen die Vorgaben des Eichrechts nicht mehr“, erklärt Hagel. Sie müssten daher komplett erneuert werden. Gleichzeitig fänden Betreiberwechsel statt, da die Gestattungsverträge regelmäßig neu ausgeschrieben werden müssten. Dieser Austauschprozess finde derzeit statt. Es komme zu mehrtägigen Ausfällen.