Wenn die Kölner Bestseller-Autorin Nicole Staudinger über ihren Kampf gegen Krebs spricht, wird im Publikum viel gelacht. Bei der Ladys Night der Buchhandlung Wittwer in Stuttgart hat sie den Saal gerockt

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Eine Krise ist immer für etwas gut! Man kennt diese nett gemeinten Sprüche. Menschen, die gesund sind und bei denen es auch sonst läuft, wollen damit abgestürzte Mitmenschen aufrichten. Den Tiefpunkt im Leben, sagen sie dann, sollte man als Sprungbrett für Besseres nutzen.

 

Wenn es immer nur so einfach wär’!

Warum werden die einen scheinbar mühelos mit Tiefschlägen fertig, während andere daran zerbrechen?

„Es tut mir leid, es ist Krebs“

Die Verlagskauffrau Nicole Staudinger war Anfang 30, als die niederschmetternde Diagnose kam. Gerade hatte sich die Mutter von zwei Kindern mit „Schlagfertigkeitsseminaren für Frauen“ selbstständig gemacht. Mit den Worten „Es tut mir leid, es ist Krebs“ brach ihre Welt entzwei. Sie hatte Brustkrebs in einer aggressiven Form. Ihren Krebs nannte die Trainerin für Schlagfertigkeit „Karl Arsch“. Nicole Staudinger musste zu Operationen und zur Chemotherapie. Dabei wollte sie Seminare geben. Keine Ahnung hatte die Kölnerin, wie der Kampf gegen „Karl Arsch“ ausgehen würde.

Drei Jahre später spottet die resolute und sehr witzige Frau über „Karl Arsch“. Die Bestsellerautorin (ihr erstes Buch hieß „Brüste umständehalber abzugeben“) sprüht bei der Ladys Night in den Stuttgarter Design Offices vor Lebenslust und positiver Energie. Rainer Bartle, der Geschäftsführer der Buchhandlung Wittwer, hat 150 Ladys und vier Herren (aber nur Autoren und Fotografen) zu einem ganz besonderen, von der Bloggerin Emma von Bergenspitz souverän moderierten Mutmacher-Abend eingeladen.

„Stuttgarter Charakterköpfe“ stellen sich vor

Nicole Staudinger zitiert einen Großen. Karl Valentin sagte einmal: „ Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“

Bei Worten belässt es die Referentin nicht, die mit Entertainertalent auf Lesetour für ihr neues Buch „Stehaufqueen“ die Säle rockt. Mit dem Publikum singt sie und hebt dazu Tafeln mit Texten hoch. Udo Jürgens hat eines der Lieder geschrieben, das sogleich im Chor angestimmt wird: „Tu alles, was guttut, guttut, guttut. Denn alles, was guttut, tut gut.“ Eine einfache Regel fürs Leben, die man sich mehrmals am Tag vorsingen kann.

Die Frauen im Saal sind tief berührt. Achten sie im Stress des Alltags oft zu wenig darauf, was ihnen gefällt, was ihnen guttut und was sie stark macht? Im Saal sitzen viele Frauen mit Stress, etwa die Galeristin Imken Valentien, die Extrembergsteigerin Heidi Sand, die Sommelière Christina Hilker und die Erotik-Boutique-Inhaberin Mascha Hülsewig. Sie alle werden in einer weiteren Talkrunde als „Stuttgarter Charakterköpfe“ mit dem Fotografen Wilhelm Betz gefragt, woher sie ihre Power nehmen.

Wer powern will, braucht nicht nur Selbstbewusstsein, sondern zudem ein wenig Selbstliebe. Wie kann man sich auch in schwerer Zeit das Träumen und das Lachen zurückholen? Keiner kann sein Leben verlängern, aber intensivieren und lernen, den Augenblick zu genießen.

Was, liebe Leserinnen und Leser, haben Sie sich heute schon Gutes getan?