Beschwerden über die benzinbetriebenen Maschinen häufen sich. Doch dem Eigenbetrieb Abfallwirtschaft fehlt das Personal, um die Blätter ausschließlich mit Besen, Rechen und Kehrmaschinen zu beseitigen.

Stuttgarter Norden - Es ist Spätherbst. Überall liegt Laub auf den Straßen, Gehwegen und Grünstreifen. Rund 100 Mitarbeiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft (AWS) sind damit beschäftigt, die öffentlichen Flächen in Stuttgart zu reinigen. Dafür werden unter anderem Kehrmaschinen, Rechen, Besen und die sogenannten Laubbläser benutzt.

 

Vor allem der Einsatz der letztgenannten Hilfsgeräte stößt in der Bevölkerung immer wieder auf harsche Kritik. Zu laut und umweltschädlich seien die Maschinen. Die Bläser würden einen für das menschliche Gehör schädlichen Schallpegel von mehr als 100 Dezibel erzeugen, warnt auch die Umweltschutzorganisation BUND Baden-Württemberg. Das entspreche dem Lärm von Presslufthämmern, heißt es auf der Internetseite der Naturschützer. Sofern ein Verbrennungsmotor die Geräte antreibt, entstünden Abgase. Die Emissionen trügen auch zur Feinstaubbelastung bei. Laubbläser wirbelten zudem den Lebensraum von Kleintieren durcheinander, beklagt der BUND. Sauggeräte kämen in Stuttgart ebenfalls zum Einsatz. Sie würden die Tiere gleich auf der Stelle töten, heißt es von Seiten der Umweltschützer.

Obwohl auch die Bezirksbeiräte immer wieder Anträge stellen, in denen ein Verbot von Laubbläsern gefordert wird, kann die Stadtverwaltung weder für einen Bezirk noch für das gesamte Stadtgebiet ein solches aussprechen. Es fehlt die Rechtsgrundlage. Der Betrieb von Laubbläsern ist in der Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung geregelt – eine Verordnung des Bundes. Dort ist aber zumindest festgeschrieben, wann die Laubbläser zum Einsatz kommen dürfen und wann nicht. In Wohngebieten ist der Betrieb der Geräte nur an Werktagen von 9 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr erlaubt.

Der AWS hat derzeit nur vier Geräte in Betrieb, die einen Benzinmotor haben

Wenn es nach dem AWS geht, würde der Eigenbetrieb die Geräte gerne im Schuppen lassen – und erklärt gleichzeitig aber auch, warum das derzeit nicht möglich ist. „Wir würden grundsätzlich auf Laubbläser verzichten, wenn genügend Personal zur Verfügung stünde, um ohne diese technischen Hilfsmittel das Laub in angemessener Zeit zu beseitigen“, sagt AWS-Sprecherin Annette Hasselwander. Und wie sieht es zumindest mit der Umstellung auf Geräte mit Elektroantrieb aus? Der AWS hat derzeit nur vier Geräte in Betrieb, die einen Benzinmotor haben. „Im Vergleich zu 2011 waren es sechs Akku-Laubbläser und 25 benzinbetriebene handgeführte Laubbläser“, erklärt Hasselwander. Der Eigenbetrieb strebt laut der Sprecherin an, künftig nur noch Akku-Laubbläser zu verwenden.

Auch das Garten-, Friedhofs- und Forstamt hat Laubbläser im Einsatz – sehr zum Leidwesen einiger Friedhofsbesucher. „Es gibt ab und zu Beschwerden – etwa jede zweite oder dritte Woche“, bestätigt die stellvertretende Abteilungsleiterin Friedhöfe, Karola Ortmann. Auch unsere Zeitung erreicht immer wieder Kritik aus dem Stuttgarter Norden zum Thema Laubbläser. „Ich hatte gerade das Grab eines Freundes von den Blättern befreit, als ein Trupp von etwa fünf Laubbläsern anrückte“, schrieb ein Leser, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Ein Höllenlärm war zu hören, riesige Staubwolken stiegen von der trockenen Erde auf, das Laub, kleine Zweige sowie Steinchen wirbelten durch die Luft. Leere Vasen kullerten umher, Pflanzen wurden beschädigt. Auch in den schmalen Gängen zwischen den Gräbern wurde kräftig geblasen, so dass danach nicht nur Laub, sondern auch der ganze Dreck, der mit aufgeflogen war, auf den Gräbern lag.“ Er habe die Mitarbeiter darum gebeten, aufzupassen, aber es wurde ganz rücksichtslos weiter geblasen.

Ortmann spricht von einem Spannungsfeld, das da zwischen Friedhofsbesuchern und den Mitarbeitern des Amtes manchmal entstehe, wenn gemäht wird. Das sei auch abhängig von der Jahreszeit: „Wir können leider nicht überall das Gras gleich beim Schneiden aufnehmen. Dann kommen die Laubbläser zum Einsatz, die natürlich nicht so exakt sein können.“ Man versuche Gräber und Wege vom Gröbsten frei zu halten, aber kleinere Äste müssten eben auch die Grabpfleger beziehungsweise -nutzer mal entfernen. „Wer das nicht möchte oder kann, hat die Möglichkeit diese Aufgabe auch an eine Firma zu vergeben“, sagt Karola Ortmann.