Schwaikheim hat seinen Lärmaktionsplan umgesetzt. Mit Ausnahme von wenigen Abschnitten gilt nun auch auf allen Durchgangsstraßen ab sofort Tempo 30.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Zumindest bei ihrer Arbeitsgeschwindigkeit kennen die Mitarbeiter des Schwaikheimer Bauhofs kein Tempolimit. In Windeseile haben sie die 30 neuen, kreisrunden Blechtafeln im Ortskern montiert. Die Tafeln mit der schwarzen „30“, rot umrandet auf weißem Grund, prangen gut sichtbar für alle Verkehrsteilnehmer an den Durchgangsstraßen der Gemeinde und weisen auf das neue Tempolimit hin.

 

Ab sofort gilt: Wer aus Remseck kommend in der Ludwigsburger Straße (ab Gebäude 68), der Hauptstraße und der Weiler Straße bis zum Kreisverkehr am Ortsausgang Richtung Weiler zum Stein unterwegs ist, darf höchstens 30 Stundenkilometer auf dem Tacho haben. Gleiches gilt für die Bismarckstraße vom Kreisverkehr „Neue Mitte“ bis zur Einmündung der Straße Tribergle.

Viele positive Effekte erwartet

„Für Schwaikheim ist das ein Riesenfortschritt“, sagt Bürgermeisterin Astrid Loff. Bis auf wenige Strecken gelte nun auf allen Durchgangsstraßen Tempo 30. „Schwaikheim ist nun fast komplett 30er-Zone“, freut sie sich über die flächendeckende Umsetzung. Weniger Lärm, weniger Emissionen und mehr Gesundheit für die Anwohner: „Ich erwarte mir viele positive Effekte durch das reduzierte Tempo“. Und weniger Beschwerden von Anwohnern, wie es sie bislang häufig gebe. Aber auch die Straßen würden sicherer für Fahrradfahrer, für Kinder und Senioren.

Hintergrund für die Umsetzung ist ein Lärmaktionsplan, an dem Verwaltung und Politik in Schwaikheim schon seit 2015 feilen und der 2020 beschlossen wurde. Gerne hätte der Gemeinderat in Schwaikheim auch die Fritz-Müller-Allee am Bahnhof sowie einen Abschnitt der Winnender Straße und den restlichen Teil der Bismarckstraße als Tempo-30-Strecken ausgewiesen. Doch das Landratsamt als übergeordnete Behörde wollte dies nicht bewilligen, weil in diesen Bereichen weder die Lärmgrenzwerte überschritten würden noch Gefahrenstellen erkennbar wären. „Ich war schon enttäuscht, dass wir in diesem Durchgang die 30er-Zonen nicht überall durchbringen konnten“, sagt Loff. Ganz will die Schwaikheimer Verwaltungschefin die Hoffnung allerdings nicht aufgeben, dass Tempo 30 auf den fehlenden Abschnitten doch noch genehmigt werden könnte. „Der Gemeinderat hat beschlossen, sich der ,Initiative lebenswerte Städte und Gemeinden‘ anzuschließen.“

Initiative zählt 664 Mitglieder

Laut der Bürgermeisterin gehören der Initiative aktuell 664 Gemeinden und Landkreise an. Deren Ziel ist es, dass Gemeinden und Städte in Eigenregie Tempo 30 auch auf Hauptverkehrsstraßen anordnen können, wenn sie es für erforderlich halten. „Es ist hier unser Flecken, unser Ort, und es sind unsere Kinder und Rentner, die hier über die Straßen gehen“, betont Loff. „Ich denke, die Entscheidungshoheit sollte bei der Kommune liegen.“ Ungeachtet dessen könne sich Loff für die Fritz-Müller-Allee auch vorstellen, dass Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung über ein städtebauliches Konzept verwirklicht werden, das es jedoch noch auszuarbeiten gilt. „Das ist derzeit noch Zukunftsmusik“, sagt sie.

Die Schwaikheimer sind übrigens nicht die erste Gemeinde, die ihren Lärmaktionsplan nun in die Tat umgesetzt hat. In Leutenbach und in Urbach sind die Planungen bereits umgesetzt worden, und die Reduzierung von Geschwindigkeiten aus Lärmschutzgründen wurde auf bestimmten Abschnitten eingeführt. In Kernen und in Rudersberg steht man laut Landratsamt kurz vor der Realisierung, die Schilder seien gerade bestellt worden. Es wird damit gerechnet, dass die dortigen Lärmaktionspläne in den kommenden Wochen vollends umgesetzt werden. Und weitere Städte und Gemeinden im Landkreis sollen folgen.

Straßen der Zukunft gestalten

Künftig gehe es nicht nur darum, die Straßen in Sachen Verkehr auf ein gesundes Maß zu bringen, erklärt Bürgermeisterin Loff: „Es geht darum, Zukunftsstraßen zu entwickeln, die barrierefrei sind, die Wasserreservoirs haben, die natürliche Beschattung haben – wir müssen Klimafolgenresilienz in unsere Straßenplanung reinbringen.“ Hierbei spielten Hitzekonzepte und Starkregenkonzepte eine wichtige Rolle. „Diese Arbeit steht nun noch vor uns, aber Tempo 30 ist schon mal ein richtig guter Anfang.“

Was die Ortsdurchfahrten in Schwaikheim angeht, müssen die Tempolimits auf den neuen Strecken freilich auch eingehalten werden. Die Bürgermeisterin hat bereits Kontakt mit dem Ordnungsamt aufgenommen: „Jetzt müssen wir nur noch kontrollieren. Ein Antrag auf Blitzer ist schon gestellt.“