Um die Lärmbelästigung durch den Straßenverkehr an Knotenpunkten zu verringern, haben die Gemeinderäte die finale Version des Lärmaktionsplans verabschiedet. Dieser sieht auch Tempo 30 vor.

Weil der Stadt - Zum größten Teil orangefarben erstrahlen die Häuser entlang der Merklinger Ortsdurchfahrt – natürlich nicht in Wirklichkeit, dafür aber auf dem Papier. Im Zuge der Aufstellung des Lärmaktionsplans wurde die Lärmbelastung an zwei Verkehrsschwerpunkten der Stadt berechnet und kartografiert. Häuser, die auf besagter Karte orangefarben eingezeichnet sind, überschreiten einen Schwellenwert von 65 Dezibel. Auf der Darstellung, die auch in der jüngsten Sitzung des Weil der Städter Gemeinderates präsentiert wurde, überwiegt das Orange besonders entlang der Ortsdurchfahrten in Weil der Stadt und in Merklingen.

 

Es muss etwas getan werden

Was das bedeutet, ist klar: Es ist zu laut an den Hauptverkehrsadern der Keplerstadt. „Da muss man was machen“, betonte auch Dafni Markopoulou vom Stuttgarter Planungsbüro Planung + Umwelt, die den überarbeiteten Lärmaktionsplan vor den versammelten Stadträten präsentierte. Knapp 1000 Menschen sind in der Keplerstadt laut Mittelwerten einer Lärmbelastung von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt, hat das Planungsbüro ausgerechnet.

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Betroffen sind besonders die Haupt- und Hausener Straße in Merklingen sowie die Grabenstraße und die Paul-Reusch-Straße in der Kernstadt. Als Hauptmaßnahme zur Lärmminderung schlägt das Planungsbüro neben einer Aufstellung eines Schallschutzfensterprogramms eine Geschwindigkeitsreduzierung von Tempo 50 auf Tempo 30 in den Ortsdurchfahrten vor. Bauliche Maßnahmen wie Lärmschutzwände oder lärmreduzierender Bodenbelag wurden ausgeschlossen. Letzterer hat „innerorts keine so große Wirkung wie auf der Autobahn“, so Markopoulou.

EU-Richtlinie muss erfüllt werden

Mit der Erstellung des Lärmaktionsplans kommt die Stadt einer Verpflichtung nach, die in einer Richtlinie der Europäischen Union festgehalten ist. Alle fünf Jahre muss demnach der Lärmaktionsplan fortgeschrieben werden, um gesundheitsschädlichen Umgebungslärm für Bürgerinnen und Bürger zu reduzieren. Stützen können sich die Kommunen bei der Aufstellung eines solchen Plans auf entsprechende Daten des Landesamtes für Umwelt (LUBW). In Weil der Stadt zog man außerdem die Daten des Verkehrsmonitoring von 2019 heran.

Zum ersten Mal Thema im Gemeinderat war der Lärmaktionsplan in der jüngsten Sitzung dabei nicht: Bereits im April 2021 hatten die Stadträte ihre Zustimmung für die Beauftragung des Planungsbüros Planung + Umwelt gegeben. Nach der Vorstellung eines ersten Entwurfs lag der Lärmaktionsplan – und die darin enthaltenden vorgeschlagenen Maßnahmen – zum Ende des vergangenen Jahres schließlich für die Öffentlichkeit aus. Auch um die Einwände der Bürgerinnen und Bürger ging es also in der jüngsten Besprechung zum Thema Lärmaktionsplan.

Warum gemessen, nicht gerechnet?

Diese drehten sich zum Großteil um fehlende Berücksichtigungen einzelner Straßen, die die Einwohner als ebenfalls zu laut empfinden. Die Lärmkartierung des Landesamtes für Umwelt, auf die man sich bei der Erstellung des Lärmaktionsplans gestützt hatte, berücksichtige aber nur Straßen, die von mehr als 8 200 Fahrzeugen am Tag genutzt werden, betonte Dafni Markopoulou in ihrer Präsentation – in Weil der Stadt seien das besagte Ortsdurchfahrten.

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Und auch in Sachen Methodik gab es einige Anmerkungen: Warum habe man nicht selbst gemessen, hieß es etwa, statt sich auf eine reine Datenberechnung zu stützen? „Wir brauchen Mittelwerte“, erklärte Markopoulou. An wenigen Tagen zu bestimmten Zeitpunkten zu messen, helfe also in Sachen Datenlage nicht. „Bei Regen ist es ja zum Beispiel auch lauter als bei Trockenheit.“

Die Messungen ließen auch die Gemeinderäte nicht los: „Ich bin ein Freund davon, dass man Dinge misst“, sagte etwa Jürgen Widmann, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Er beantragte eine Langzeitmessung nach der Umsetzung der Maßnahme, „damit der Bürger sieht, was das gebracht hat.“ Die Kommune will nun prüfen, in welchem Rahmen das umsetzbar ist. Der neuen Fassung des Lärmaktionsplans stimmten die Gemeinderäte mit fünf Enthaltungen zu.

Für die Umsetzung ist man optimistisch

Und wie geht es weiter? Die Aufstellung des Lärmaktionsplans befriedigt in erster Linie die Erfüllung der EU-Richtlinie, die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen liegt nun beim Landratsamt und dem Regierungspräsidium. Auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Felix Mayer betonte Bürgermeister Christian Walter, dass man diesbezüglich „sehr optimistisch“ sei. Die Wünsche des Stadt würden sich mit denen des Landratsamtes decken. „Dann ist es nur noch eine Formalie, dass es ans Regierungspräsidium geht.“