Die Ludwigsburger Stadträte finden die neuen Regeln verwirrend, die Anwohner feiern sie als Etappenziel. Sie beharren jedoch weiterhin auf einem Tunnel.

Ludwigsburg - Wer nachts auf der Bundesstraße 27 durch Ludwigsburg-Eglosheim fahren will, muss künftig auf die Bremse treten. Von der Einfahrt Reuteallee bis kurz vor der Abfahrt zum Schloss Monrepos gilt von 22 Uhr bis 6 Uhr Tempo 30. Der Streckenabschnitt, auf dem von dieser Woche an diese Regelung gilt, ist eher kurz. Die Diskussion, die ihr vorausging, wurde dafür umso länger geführt. Die Idee für die jetzt umgesetzte Maßnahme war bereits 2010 in die Debatte um den Lärmaktionsplan eingespeist worden.

 

Die etwa 1000 betroffenen Anwohner entlang der Bundesstraße, die in diesem Bereich Frankfurter Straße heißt, wird es freuen. Vielen Autofahrern wird es dagegen sauer aufstoßen. Zumal sie ihre Fahrzeuge seit Juni auf einem Teilstück der Friedrichstraße und seit Juli auf einer zwei Kilometer langen Strecke der B 27 zwischen Heilbronner Torhaus und Stadtausgang Süd ganztägig auf Tempo 40 drosseln müssen – und davor und danach durch zahllose Baustellen zum Slalomfahren gezwungen oder gleich ganz ausgebremst werden.

Umdenken im Regierungspräsidium

Dass die neue Anordnung von den Tempo-40-Maßnahmen überholt wurde, war nicht abzusehen: Die Tempo-40-Regelung war rascher zu realisieren, da sie eine von mehreren Vorkehrungen ist, mit denen die Stadt ein drohendes Fahrverbot wegen zu hoher Feinstaubwerte in der Luft abwenden möchte. Im Falle der Tempo-30-Anordnung für Eglosheim ging es vorrangig um die Lärmbelastung. Auch wenn eine Studie des Umweltbundesamts von 2016 belegt, dass Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen den Verkehr nicht übermäßig einschränke, aber doch auch die Schadstoffe deutlich reduziere. Außerdem gebe es weniger Unfälle, die Zahl der tödlich Verunglückten gehe gegen Null.

Jahrelang hatte das Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) die Bitte der Ludwigsburger Stadtverwaltung, in Eglosheim doch wenigstens ein nächtliches Tempolimit erproben zu dürfen, abgelehnt – unter Verweis darauf, dass es sich bei der Frankfurter Straße um eine Bundesstraße handle.

Mittlerweile aber gab es dazu bundesweit ein Umdenken, die Richtlinien für Tempolimits haben sich geändert – auch an Bundesstraßen. Zuletzt wurde etwa im August auch in Kirchheim am Neckar die B-27-Ortsdurchfahrt auf Tempo 30 begrenzt.

Eine Straße, drei Geschwindigkeiten

Dieser Neuausrichtung war es auch zu verdanken, dass das RP 2018 der von Ludwigsburg gewünschten Geschwindigkeitsreduzierung für Eglosheim endlich zugestimmt hatte. Allerdings war daraufhin ein Bürger vor den Petitionsausschuss gezogen und hatte damit die Umsetzung blockiert. Die bereits aufgestellten Tempo-30-Schilder mussten abgeklebt werden. Jetzt sei der Einspruch abgewiesen und das Verkehrsministerium habe den Weg frei gemacht, sagte Bürgermeister Michael Ilk: „Ich freue mich für die Anwohner, dass wir damit im Hinblick auf den Lärmschutz einen großen Schritt weiter sind.“ In einer Ausschusssitzung im Juli hatte FDP-Stadtrat Johann Heer dieses Ludwigsburg der drei Geschwindigkeiten kritisiert: „Mal Tempo 30, mal 40, mal 50, das ist ein bisschen verwirrend.“ Nicht zuletzt deshalb hatten die Eglosheimer im Frühsommer noch befürchtet, ihr Wunsch nach Tempo 30 sei mit der Einführung von Tempo 40 endgültig vom Tisch. Umso größer ist jetzt die Freude darüber, dass das Lärmlimit doch noch kommt.

Tempo 30 nur ein Etappensieg

Auch wenn die Tempobegrenzungen verschiedene Ursachen haben, der Gemeinderat strebt eine Vereinheitlichung an. Die meisten Fraktionen favorisieren durchgängig ein Tempo 40 – tagsüber und nachts. Wenn sie es denn zu entscheiden hätten. Nur Elga Burckhardt (Lubu), die maßgeblich für die Einführung von Tempo 30 in Eglosheim gestritten hat, möchte auch in der Gesamtstadt die Geschwindigkeit auf der B 27 auf 30 Kilometer in der Stunde reduziert sehen. „Das ist das große Ziel“, sagt sie. Die Einführung von Tempo 30 nachts durch den Stadtteil Eglosheim sei nur ein Etappensieg.

Der Eglosheimer Stadtteilausschuss betrachtet Tempo 30 nachts als Übergangslösung. Er will weiterhin, dass die Frankfurter Straße untertunnelt wird. Im Zuge der Landesgartenschau, für die sich Ludwigsburg beworben hat, könne die Stadt ja alle Möglichkeiten prüfen.

Damit die jetzt wieder enthüllten Tempo-30-Schilder auch Wirkung zeigten, werde es regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen geben, sagt Bürgermeister Ilk.