Laible und Frisch sind nicht zu bremsen. Nach der TV-Serie und Bühnenstücken ist nun ein Kinofilm zu dem ewigen Bäckerstreit geplant. Auch auf der Theaterbühne läuft das zweite Stück wie geschnitten Brot.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Selten wohl passt die überstrapazierte Redewendung, etwas verkaufe sich „wie geschnitten Brot“ so gut wie bei „Laible und Frisch“, handelt es sich doch um die Protagonisten eines ewigen Bäckerstreits. Vor zehn Jahren wurde die Erfolgsmarke an der Filmakademie vom Jungproduzenten Frieder Scheiffele und dem Autor Sebastian Feld erfunden. Zwei Staffeln der Miniserie wurden fürs SWR-Fernsehen produziert, die auch in den mehrfachen Wiederholungen viele Zuschauer erreichten – in der Spitze bis zu 900 000 –, und doch sollte auf einmal Schluss mit lustig sein. Die Serie sei „auserzählt“, hieß es im Sender.

 

Das Stück trifft einen Nerv

Inzwischen haben der schwäbische Traditionsbäcker Walter Laible und der norddeutsche Großbäcker Manfred Frisch eine neue Heimat gefunden: in der Komödie im Marquardt. Nach „Laible und Frisch – Bühnenreif“ läuft dort derzeit das zweite Stück „Gut geklaut ist halb gebacken“. Kaum stand es auf dem Spielplan, waren schon wieder fast alle Vorstellungen so gut wie ausverkauft. Der Intendant der Schauspielbühnen in Stuttgart, Manfred Langner, freut sich über den Erfolg, mit dem vielleicht auch Zuschauer angesprochen würden, die nicht so häufig ins Theater gingen. „Das Stück trifft den Nerv – und alle haben Spaß“, sagt Langner, der selbst kein Schwabe ist, aber keine großen Probleme mit dem Dialekt habe.

Der aber und die schwäbische Mentalität spielen eine tragende Rolle bei „Laible und Frisch“, auch wenn der Macher Frieder Scheiffele sagt: „Dialekt allein reicht nicht.“ Vielmehr sei es die Vielseitigkeit des Stoffes, aus dem man alles machen könne. „Die Figuren sind gut erarbeitet und können immer weiter erzählt werden“, sagt Scheiffele, der sowohl mit dem Konzept einer Miniserie als auch mit einem schwäbischen Produkt bewusst in eine Marktlücke vorstieß. Schwabenlandfilm GmbH heißt die gegründete Firma – und apropos: nach den Fernsehstaffeln und Bühnenstücken plane man nun einen Kinofilm. „Wenn so viele Leute Theatertickets kaufen, müsst ihr das doch auch ins Kino bringen“, habe der Stuttgarter Verleiher Michael Rösch angeregt.

Der Schwabe, so wie er ist

Bis es mit „Laible und Frisch – Do goht dr Doig“ so weit ist, wird es wohl 2017 werden. Zumindest sei auch der SWR wieder gesprächsbereit für eine eventuelle Unterstützung der Produktion. Zuerst aber müsse das Drehbuch geschrieben und eine weitere neue Tonalität entwickelt werden. Schon für die Bühne sei man mit „Laible und Frisch“ anders umgegangen, wobei Sebastian Feld auch von seiner Erfahrung als Autor von Sketchen für „Hannes und der Bürgermeister“ profitieren konnte. „Es müssen mehr Witze gemacht werden“, sagt Scheiffele, damit das Publikum im Minutentakt lacht wie bei einer Sitcom, in der die Lacher vom Band kommen.

Eines aber dürfe man bei allen Verwandlungen nicht aus den Augen verlieren: „Den Schwaben so zu zeigen, wie er ist“, sagt Scheiffele. Er ist in Reutlingen aufgewachsen und meint: „Die Welt, wie wir sie kennen, muss auch so gespiegelt werden.“ In Bayern pflege man das schon immer so, in Baden-Württemberg sei diesbezüglich lange kaum etwas geschehen. Erst in jüngeren Jahren folgten Produktionen wie „Die Kirche bleibt im Dorf“, wovon man sich aber weiterhin absetzen wolle.

Von „Produkten, die sich top verkaufen“, und von „Produktpflege“ spricht denn auch der reigschmeckte Hauptdarsteller Simon Licht, der für „Laible und Frisch“ gerne bereit sei, etwas „Theaterklamauk“ zu machen und auch „kein Problem mit dem Volkstheater“ habe. Natürlich stehe „ein anderer Anspruch dahinter als bei Strindberg am Staatstheater“. Aber Licht ist mit allen Wassern gewaschen und habe das „Glück, aus dem Vollen schöpfen zu können“. So war er in großen Kinoproduktionen wie „Der Baader Meinhof Komplex“ und „Elser“ zu sehen.

Als Hauptdarsteller der ZDF-Serie „Dr. Klein“ ist er durchaus mit Stuttgart vertraut. „Von zwölf Monaten bin ich neun hier“, sagt Licht, der in Berlin wohnt und bei „Laible und Frisch“ den eher unsympathischen Großbäcker Manfred Frisch spielt. Aber er habe große Freude daran, die Figur weiterzuentwickeln, auch mal „charmant, witzig und albern zu sein“, und nicht im Schwarz-Weiß-Schema zu erstarren.

Schwäbische Schimpftiraden, aber ohne Fäkalsprache

Sein Bühnenpartner Winfried Wagner wiederum stelle sich als Walter Laible „auch gerne mal ein bisschen als Dummerle an“. Wagner, der selbst erfolgreicher Mundartautor ist, hat man mit dem leicht cholerischen Bäcker eine Rolle auf den Laib, Pardon, Leib geschrieben. Auf der Bühne kann er wahre schwäbische Schimpftiraden loslassen, allerdings habe er sich erbeten, „keine Fäkalsprache und keine religiösen Flüche“ ausstoßen zu müssen. In Wirklichkeit bringe ihn so schnell nichts auf die Palme. „Wenn ich aber erst einmal oben bin, komme ich nicht so leicht wieder runter.“ Sprache vermittele „ein Heimat- und Wir-Gefühl“, sagt Wagner, der in Dettingen an der Erms lebt, das neben Bad Urach als „Schafferdingen“ die Filmkulisse für die Serie lieferte. „Ich könnte nirgendwo anders leben“, selbst in Stuttgart fühle er sich „vom Trubel erdrückt“, sagt einer, der fürs Publikum wohl „die Sehnsucht nach dem Ländlichen“ und auch nach einer heilen Welt, die es zu schützen gilt, transportiert.

So gegensätzlich sowohl Laible und Frisch als auch deren Darsteller sein mögen – sie kommen bei der Arbeit bestens miteinander aus und sind im Gespräch kaum zu bremsen. „Wir stehen dahinter, das sind wir“, sagt Wagner. Und Licht ergänzt: „Wir gehen hier zusammen rauf und auch wieder runter.“ Im Stück geht es übrigens um den Streit, wer von den beiden nun den „Bregel“, eine Kreuzung aus Brezel und Bagel, erfunden hat. Die Urheberdebatte soll in einer TV-Show ausgetragen werden. Und wenn man an die Vorgeschichte dieser schwäbischen Marke denkt, trieft ein Scherz geradezu vor Ironie, heißt es doch auf der Bühne: „Laible und Frisch im Fernsehen – das gibt eine Katastrophe!“

Vorstellungen
„Gut geklaut ist halb gebacken“ läuft noch bis zum 17. Januar 2016 in der Komödie im Marquardt. Es gibt Restkarten für einzelne Termine. Zwischen dem 4. und 20. Februar 2016 stehen zwölf Aufführungen im Theater Heilbronn an.