Emre Yildizeli und Ugur Yilmaz leiten im Spiel gegen ihren einstigen Trainer den 2:0-Auftaktsieg des SV Bonlanden ein. Ihrem aktuellen Coach platzt an der Seitenlinie dennoch mehrfach der Kragen.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Bonlanden - Thomas Oesterwinter erwies sich als fairer Verlierer. Nach dem Schlusspfiff machte der Trainer des SC Stammheim sich auf Gratulationstour, schritt an allen Spielern des Gegners SV Bonlanden vorbei und drückte jedem kurz die Hand. Bei zwei Kickern dauerte das Prozedere etwas länger. In deren Fall blieb Oesterwinter stehen. Es kamen ein paar launige Worte hinzu, ein kehliges Lachen – und ein Blick, der mit nach oben gezogenen Augenbrauen in etwa verhieß: „Mensch, musste das jetzt sein?!“

 

Ausgerechnet diese beiden! Ausgerechnet Emre Yildizeli und Ugur Yilmaz! Just die zwei Ex-Stammheimer und Ex-Schützlinge Oesterwinters waren es, die am Samstag in der Fußball-Landesliga die Niederlage der Gäste aus dem Stuttgarter Norden einleiteten. Am Ende stand es 2:0 für den Favoriten Bonlanden, der damit immerhin vom Ergebnis her einen standesgemäßen Auftakt in die zweite Saisonphase feierte. Mehr freilich nicht. Nicht von ungefähr platzte Oesterwinters Gegenüber Klaus Kämmerer während der gut 90 Spielminuten mehrfach der Kragen.

Der Spielfilm

In Kurzform war es die meiste Zeit der Begegnung so: auf der einen Seite ein Gast aus Stammheim, der gut gestaffelt stand und kompakt verteidigte. Auf der anderen Seite der Gastgeber Bonlanden, der zwar in puncto Ballbesitz gefühlt so weit vorne lag wie weiland Usain Bolt auf der Tartanbahn. Nur: was nutzt Ballbesitz, wenn man mit besagtem Ball dann nichts Entscheidendes anzufangen weiß? im Marschgepäck hatten die Filderstädter an diesem Nachmittag weder Zauberstab noch Brechstange. Dem eigenen Mühen fehlte es weitgehend an Kreativität und Durchschlagskraft. Oder, um es mit Kämmerer zu formulieren: „Wir sind nicht richtig ins Kombinationsspiel gekommen. Vor allem die zweite Halbzeit war wahrlich kein Leckerbissen.“

Die Schlüsselszenen

Dass der Aufstiegsanwärter dennoch schon zur Halbzeitpause auf Siegkurs steuerte, lag an drei Schlüsselszenen. Erst schien die kalte Dusche bereits perfekt. Nach einem Flachschuss des Stammheimers Ferid Schauki Djelassi zappelte die Kugel plötzlich im eigenen Netz. Also auch das noch? Ein Rückstand, 0:1? Der Schiedsrichter Benjamin Schmidt bewahrte die Bonlandener davor, indem er auf Abseits entschied. Dann demonstrierten die Schwarz-Weißen ihrerseits eine kühle Effizienz. Keine 100 Sekunden später gingen sie selbst in Führung. Das Motto: wenn aus dem Spiel heraus nichts gehen will, dann halt wenigstens per Standard. Nach einer Freistoßflanke von Yildizeli war Yilmaz mit dem Kopf zur Stelle. Damit nicht genug für einen aus Gerade-noch-Hurra schlagartig in doppelten Torfrust gestürzten Gegner: in der Nachspielzeit der ersten Hälfte traf Markus Großhans mit einem satten 16-Meter-Schuss obendrein zum 2:0. Der Linksverteidiger ersetzte in der Bonlandener Startelf den beruflich verhinderten Mike Baradel.

Der Ex-Verein

Alles in allem hatten die Stammheimer Gäste bis dahin nicht viel falsch gemacht, liefen aber einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher. Und das, wie gesagt, ausgerechnet mit den Ex-Teamkollegen Yildizeli und Yilmaz als Initiatoren. Bis Sommer 2016 haben beide noch für Stammheim gespielt. Yildizeli befand sich gar schon zu F-Jugendzeiten unter Oesterwinters Fittichen, damals beim SV Rot. Der Coach selbst kommentierte den aktuellen Streich seines Ex-Duos schließlich mit einer Mischung aus Seufzen und Augenzwinkern: „Tja, wir haben die beiden halt gut ausgebildet.“ Immerhin: bei dem einen Schnippchen blieb es dieses Mal. Im Hinspiel beim Bonlandener 5:2 hatte Yilmaz gar viermal eingenetzt.

Das Fazit

Was bleibt? Für Kämmerer, dessen Elf mit einem Pfostenschuss von Maximilian Schwarz für den einzigen Offensivhöhepunkt nach der Pause verantwortlich zeichnete, dann doch überwiegend Zufriedenheit. „Heute war nur eines wichtig“, befand der Coach am Schluss mit wieder abgekühltem Gemüt: „Das Ergebnis.“ Jenes bedeutet drei Punkte – die ersten im Jahr 2020. Der erste Schritt auf dem erhofften Weg zu noch einer Hauptrolle im Aufstiegskampf ist also getan.

Dass sich seine Mannschaft in jenem in den nächsten Wochen wird steigern müssen, wenn sie bestehen will, das weiß auch Kämmerer. Einstweilen konstatiert er mit Blick auf den seinerseits um den Klassenverbleib bangenden Gegner: „Stammheim hat das richtig gut gemacht.“ Da sprach der faire Gewinner.

SV Bonlanden:
Wiedmann – Imme, Häcker, Pottmeyer, Großhans – Yildizeli, Schmidt (74. Pradler), Ringger, Pehlivan (80. Fröschle) – Schwarz (86. Grosshart), Yilmaz (83. Andretti).

SC Stammheim:
Tomasic – Weinmann, Tobias Oesterwinter, Kotsinas, Dursun – Herzog (82. Kilic), De Sousa Lourenco (82. Kreis), Christian Schwalb, Djelassi – Kromm (75. Yürük), Alkan (75. Buxmann).