Der SV Bonlanden verjüngt seinen Kader. Unter den fünf Neuen ist aber auch ein dicker Fisch.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Bonlanden - Nein, der Ärger über den unerwarteten Abgang des vermeintlichen Hoffnungsträgers für den Sturm ist noch nicht verraucht. Daraus macht der Trainer Klaus Kämmerer keinen Hehl. „Charakterlos, enttäuschend.“ Das sind die beiden Abschiedsworte, die er seinem Angreifer Max Pradler mit auf den Weg gibt. Laut Kämmerer hatte der 27-Jährige beim SV Bonlanden fix für die nächste Saison zugesagt – ehe er es sich plötzlich anders überlegte und künftig wie berichtet für den Fildernachbarn und Landesliga-Staffelrivalen TV Echterdingen auflaufen wird. Das abrupte Ende eines gerade einmal dreimonatigen Gastspiels an der Humboldtstraße.

 

Andererseits: warum sich noch darüber aufregen? Schließlich ist es nicht so, dass die Filderstädter mit heruntergelassenen Hosen dastehen würden. Still und leise haben die Schwarz-Weißen in den vergangenen Corona-Wochen ihre Personalplanungen vorangetrieben. Inzwischen steht fest: es gehen zwar einige gestandene Kräfte verloren, nicht nur Pradler – fünf Mann kommen aber auch neu dazu. Und einer von ihnen scheint allemal über das Potenzial zu verfügen, die in der Offensive entstandene Lücke zu schließen. Die Rede ist von Caglar Celiktas. In dem ehemaligen Regional- und Oberliga-Kicker der Stuttgarter Kickers ist den Bonlandenern eher zufällig ein dicker Fisch ins Netz gegangen.

Glückliche Fügung mit Celiktas

„Ein Führungsspieler mit großer Qualität. Einer, der uns richtig weiterhelfen kann“, sagt Kämmerer. Angefragt hat Celiktas (31) von sich aus – eine glückliche Fügung. Nach zuletzt sechs Jahren beim derzeitigen Bonlandener Landesliga-Kontrahenten SV Ebersbach war er auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Beim Filderclub hat man die Tür gern aufgemacht. Auch, weil man etwas zusätzliche Routine gut brauchen kann.

Alle anderen Neuzugänge stehen für einen Verjüngungsprozess innerhalb des Aufgebots. Mit ihnen soll eher jugendlicher Elan einkehren: Terry Offei (21, Calcio Leinfelden-Echterdingen, Angriff), Suwaibu Sanyang (23, TSV Köngen, Mittelfeld), Luka Gyselincks (18, Rückkehr von den Junioren des SSV Reutlingen, Abwehr) und Sven Kühfuss (19, eigene zweite Mannschaft, Mittelfeld).

Vier Routiniers hören auf

Inwieweit damit der gleichzeitige Verlust an Erfahrung zu kompensieren ist, wird eine der spannenden Fragen sein. Demgegenüber hören nämlich die langjährigen Leistungsträger Sebastian Liebenstein (33), Nico Presthofer (31) und Maximilian Schwarz (32) auf. Anhaltende Hüftbeschwerden (Liebenstein), Knorpelschaden im Knie (Presthofer), berufliche Beanspruchung (Presthofer, Schwarz) – es geht nicht mehr. Zumindest Liebenstein soll dem Verein dennoch erhalten bleiben. Angedacht ist, dass er einen Posten im Abteilungsteam übernimmt. Darüber hinaus hängt Benjamin Taubald (29) die Kickschuhe an den Nagel. Der Verteidiger weilt mittlerweile von Berufs wegen überwiegend in Berlin und ist deshalb schon in dieser Saison nur noch sporadisch zur Verfügung gestanden.

Das einzige hiernach übrige Fragezeichen rankt sich um Jannis Imme. Der Senkrechtstarter aus den eigenen Reihen beginnt eine Ausbildung an der Polizeihochschule in Biberach. Ob sich dies mit Fußball in Bonlanden vereinbaren lässt? Alle anderen bleiben. Auch der Torjäger Ugur Yilmaz – er trotz diverser höherklassiger Anfragen, unter anderem vom Verbandsligisten Calcio Leinfelden-Echterdingen. Und auch Kämmerer. Die Vertragsverlängerung von ihm sowie seines Assistenten Roger Bay erwies sich als die erwartete Formsache.

Trainingsbeginn am 9. Juli

In diesem Fall galt und gilt: ohne überraschende Wendungen. Anders als bei Pradler. Wiedersehen wird man sich dann in den Derbys der kommenden Runde – schon jetzt eine Komponente, die Brisanz verspricht. Den Trainingsauftakt hat Kämmerer einstweilen für den 9. Juli angesetzt. Unter der Voraussetzung, dass die aktuelle Saison auf dem Verbandstag an diesem Samstag tatsächlich abgebrochen wird, was für die Bonlandener Abschlussplatz fünf bedeutete. Ausgebremst im Aufstiegsrennen durch Corona. Und freilich ohne zu wissen, ob dann tatsächlich wie geplant im September die neue Punkteserie beginnen kann.