Der TV Echterdingen verabschiedet sich mit einer bitteren 1:2-Heimniederlage gegen den TSV Buch in die Winterpause. Offensichtlich wird, was das Hauptproblem ist

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Echterdingen - Gestik und Mimik sprachen für sich. Aris Charalampidis schlug die Hände vors Gesicht und sank auf die Knie. Dem Stürmer war bewusst, was er „angerichtet“ hatte. Nach einem Querpass seines Teamkollegen David Hertel war er gänzlich unbedrängt vor dem gegnerischen Tor gestanden. Charalampidis hatte die freie Wahl: links, rechts, oben, unten. Er musste den Ball nur noch über die Linie befördern. Eine Chance wie ein Elfmeter ohne Torhüter. Doch was passierte? Der Youngster stolperte die Kugel zur eigenen Fassungslosigkeit und auch zu jener aller anderen auf Seiten des Fußball-Landesligisten TV Echterdingen am Ziel vorbei.

 

Für den Co-Trainer Daniel Heisig, der an der Seitenlinie den beruflich verhinderten Chefcoach Christopher Eisenhardt vertrat, bestand hinterher kein Zweifel: Es war dies die Schlüsselszene des Spiels. „Da müssen wir einfach in Führung gehen. Dann bekommen wir Sicherheit und alles läuft ganz anders“, sagte Heisig. So galt: nicht Führung, sondern wenig später zwei Gegentore – und am Ende eine bittere Heimniederlage. Die Echterdinger verabschieden sich mit einem 1:2 gegen den TSV Buch in die Winterpause. Nicht nur das: auch mit nun reichlich Sorgen. Entgegen allen vermeintlich guten Vorzeichen aus dem Vorfeld dieser Saison stecken sie auch im dritten Jahr nacheinander mitten im Abstiegskampf.

Das Hauptproblem

Charalampidis’ Missgeschick hat es sinnbildlich vorgeführt: Die Gelb-Schwarzen haben ein Offensivproblem. Magere 17 Treffer aus den bisherigen 16 Saisonspielen sind der statistische Beleg. Nur der Tabellenletzte Sontheim hat seltener eingenetzt. Und da nutzte es auch nichts, dass sich die Mannschaft, anders als bei der Totalflaute vor Wochenfrist in Neresheim (0:2), diesmal immerhin Chancen herausspielte. Es gab keinen, der sie nutzte. Nicht Charalampidis, der dann noch ein weiteres Mal in bester Position scheiterte. Nicht Max Knoll, dessen Schuss der Gegner noch abblockte. Und auch nicht Tahir Bahadir, der um Zentimeter am Ball vorbeisegelte.

Eben Bahadir ist das Mysterium im Aufgebot. In der Sommervorbereitung samt Pokalwettbewerb hatte der Neuzugang am Fließband getroffen, flankiert von bereits frohlockenden Echterdinger Verantwortlichen – umso größer die seitherige Ernüchterung. Seit Bahadirs folgendem Urlaub ist es wie abgeschnitten: Ladehemmung, Formkrise. Hinzu kommt aber auch, dass dem eigentlichen Knipser in Vincenzo Parrinello (Achillessehnenriss), Friedrich Pfeifer Koelln (beruflich bedingter Ausstieg) und Alexander Fregien (vierwöchige Rotsperre) drei wichtige Vorlagengeber abhanden gekommen sind.

Aktuell agierte der 23-Jährige in neuer Rolle mehr aus der Tiefe eifrig, aber auch erneut ohne Fortune. Ach ja: ihr Anschlusstor erzielten die Echterdinger dann bezeichnenderweise nicht selbst, das musste der Gegner übernehmen. Nach einem Schuss von Knoll lenkte der Gästeverteidiger Johannes Paul den Ball ins eigene Netz (73.).

Die Gegentore

Zur Wende reichte es in der vorab als Halbjahres-Stimmungsbarometer deklarierten Begegnung allerdings nicht mehr. Auch wegen einer weiteren verhängnisvollen Komponente. Während die Echterdinger selbst also aus vielen Chancen wenig machten, wählte ihr Kontrahent die umgekehrte Variante: Er machte aus vergleichsweise wenigen Möglichkeiten viel. Das 0:1 resultierte aus einem klassischen Konter, den Timo Leitner vollendete (25.). Und beim 0:2 nur drei Minuten später half die Heimelf brav mit. Nach einem weit geschlagenen Freistoß blieben alle Echterdinger Abwehrspieler wie angewurzelt stehen und schauten zu, wie Robin Egle sich als Torschütze feiern ließ.

„Geistig zu langsam. Wir haben viel zu einfache Gegentreffer kassiert“, monierte Heisig.

Die Tabellensituation

Somit überwintert der Filderclub als enttäuschender Zwölfter, mit einem Punkt weniger als vor einem Jahr. „Da brauchen wir nicht um den heißen Brei herumreden: Wir stecken wieder hinten mit drin“, sagt Heisig.

Die Hoffnungen für die Rückrunde ruhen auf einer Rückkehr der aktuell Fehlenden. Sie ruhen ebenso darauf, dass auf dem Spielermarkt etwas gelingt. Zumindest zwei neue Kicker sollen kommen. Und sie bestehen nicht zuletzt darin, dass beim ein oder anderen zuletzt Schwächelnden doch irgendwann der Knoten wieder platzen muss. Oder nicht?

Was den diesmaligen Unglücksraben Charalampidis betrifft: Vorwürfe hat ihm keiner gemacht. Schließlich ist der Bursche gerade einmal 20 Jahre alt.

TV Echterdingen:
Kamphues – Kamdem Mabou (46. Berisha), Stehle, Plattenhardt (87. Matteo Rizzo), Hertel – Heim, Lenhardt (62. Zugac), Garcia-Franco, Knoll – Bahadir – Charalampidis (76. Kienzle).

TSV Buch:
Maier – Negele (38. Paul), Seifert, Salger, Zott – Schabel (46. Schmid) – Sailer (90.+5 Karg), Egle (80. Kurz), Schrapp, Leitner – Bolkart.