Am Wochenende ist Ditzingen fest in Händen von Hexen und Guggenmusikern gewesen: Die Karnevalsgesellschaft Titzo war der Gastgeber des diesjährigen Landestreffens der Faxenmacher. Aus einem besonderen Grund.

Ditzingen - So laut und so bunt war es in Ditzingen lange nicht mehr: Am Wochenende wurde dort das Landestreffen der Narren ausgetragen. Einer der Höhepunkte war der große Umzug durch die Innenstadt am Sonntag. Fast 6000 Akteure defilierten – oder besser hüpften und tanzten – auf der Straße, und vermutlich mindestens genauso viele Zuschauer beobachteten das Spektakel vom Gehsteig aus. Dumm nur, dass sich just, als sich der Zug in Bewegung setzte, die Sonne verabschiedete.

 

Auftakt für das Jubiläumsjahr

Viele Zaungäste hatten sich schon gut eine Stunde vor dem Start des Umzugs um 13.11 Uhr einen guten Platz am Straßenrand gesichert. Und mancher wurde ungeduldig. Welche, die in Rathausnähe standen, befürchteten, das Ganze könne sich verzögern, weil es plötzlich regnete. „Aber nein“, beschwichtigte ein Mann, „ich höre sie. Sie klopfet schon, das sind die Titzos.“

Wenig später waren sie nicht nur für alle in voller Lautstärke zu hören, sondern auch zu sehen: Die Gastgeber vom 1. Ditzinger Karnevalsklub, die den Zug mit 110 Gruppen und Vereinen anführten – dicht gefolgt von Ditzingens Oberbürgermeister Michael Makurath. Ein Wagen im Pulk an der Spitze erinnerte an das in diesem Jahr anstehende Großereignis: 2019 feiern Ditzingen und Hirschlanden 1250-Jahr-Jubiläum.

Hexen hexen

Eines war auch bald klar: Die Fasnetvereine gehören zu den wenigen, die sich keine Sorgen um den Nachwuchs machen müssen. Ob grimmige Wölfe, Löwen, Hexen oder Tanzmariechen – alle kamen in Begleitung ganzer Kinderscharen. Apropos Hexen: Man hätte es nicht für möglich gehalten, dass es im Südwesten der Republik so viele Hexen gibt. Zu den Ditzinger Glemshexen gesellten sich die Neckarweihinger Mistelhexen, die Neckartalhexen, die Rechenberger Burghexen, die Donner Hexen, die Gärtringer Edelburghexen, die Räuberhexen, die Rohrer Waldhexen, die Schmela-Hexa Strassberg, die Waldbronner Hexen, die Panre Hexen, die Kolba Hexen, und, und, und. Längst nicht alle benahmen sich gesittet, immer wieder waren vor allem hübsche Mädchen ihrem Schabernack ausgesetzt.

Knallbunte Gesichtsbemalung

Sehr gesittet hingegen benahmen sich die Prinzessinnen und Prinzenpaare, die zumeist im offenen Cabrio ihre Huld erwiesen – sprich: mit reichlich vielen Bonbons um sich warfen. Ansonsten war so ziemlich alles zu sehen, was außer Hexen sonst noch zur Fasnetkostümierung gehört: Raumfahrer, Bären, Monster, Waldwesen, Baummenschen und andere Trolle. Und natürlich Guggenmusiker in ihrer fetzigen Montur – passend zur schwungvollen Musik, mit dem sie den Zug vorantrieben. Dazu viele Kinder als Ritter, Fee oder Burgfräulein. Nicht immer war klar auszumachen, wer hier nur Zuschauer war und wer zum Tross der Landesnarren gehörte. Häufig verwischte eine knallbunte Gesichtsbemalung die Unterschiede.

Anderthalb Jahre Vorbereitung

Für die Karnevalisten von der Gesellschaft Titzo war das Narrentreffen eine Mammutaufgabe. Sie hatten das Fest schon eineinhalb Jahre vorbereitet. „Wenn die Zuschauer und die Vereine, die von überall herkommen, eine schöne Zeit haben, wenn es eine große Feier gibt, dann hat die Gesellschaft Titzo alles richtig gemacht“, hatte deren Präsident Dieter Eisenlöffel schon im Vorfeld gesagt.

Der Verein hatte sich wegen des anstehenden Stadtjubiläums um die Ausrichtung beworben. Allein hätte es der Karnevalsklub nicht geschafft – obwohl er 250 Mitglieder zählt. Die Titzos konnten sich aber darauf verlassen, dass sie von der Stadt unterstützt werden. Trotz seiner Größe sei das Treffen „familiär“, meint Eisenlöffel. Denn man kennt sich. Und pflegt gute Kontakte von Karnevalsverein zu Karnevalsverein – auch über Entfernungen von bis zu 600 Kilometern hinweg.