Wegen der Coronapandemie sind die Treffen der Landfrauen Stuttgart-Plieningen ausgesetzt. Eine gute Sache betreiben sie aber weiterhin: Sie nähen besondere Kissen für Brustkrebspatientinnen. Damit spenden sie auch Trost, wie ihnen zurückgemeldet wird.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Plieningen - Herzförmig müssen die Kissen sein, mit einem tieferen Einschnitt, damit man sie sich gut unter die Achsel stecken kann, zeigt Claudia Horn, die Vorsitzende der Landfrauen Plieningen. So soll das weiche Kissen den Druckschmerz lindern, mit dem viele Brustkrebspatientinnen nach der Operation zu kämpfen haben.

 

Die bunten Kissen werden von den Landfrauen Plieningen selbst genäht, die Stoffe sind Spenden oder stammen aus den Beständen von Bekannten, das Füllmaterial wird von der Matratzenfirma Traumfabrik in Leinfelden-Echterdingen gespendet. „Wir nähen jede für sich und treffen uns dann zum gemeinsame Füllen und Zunähen der Herzen“, erzählt Horn. Zumindest war das bis vergangenes Jahr so – vor Corona. „Im September haben wir uns noch einmal zu fünft getroffen, um Herzen zu füllen“, sagt Horn, „wir sind mit viel Abstand gesessen und haben gelüftet – das war das letzte Mal bisher“.

Die Kissen kommen ins Krankenhaus nach Ruit

Die fertigen Herzkissen bekommen noch ein Kärtchen angehängt, mit einem Grußwort und guten Wünschen zur Genesung von den Landfrauen, und dann bringt Claudia Horn sie ins Krankenhaus nach Ruit. Dort werden sie an Patientinnen verteilt. Und die bedanken sich oft mit ausführlichen Briefen bei den Landfrauen, wie Claudia Horn erzählt. Die Post hat sie komplett aufbewahrt.

„Liebe Engel“, schreibt etwa eine Patientin, mit viel Angst sei sie nach Ruit ins Krankenhaus gegangen. „Als ich dann das Kissen bekam, sind mir die Tränen gekommen. Es gab mir das Gefühl, dass viele Menschen mir helfen wollen und bei mir sind.“ Eine Mutter hat als Dankeschön das bunte Bild mitgeschickt, das ihre kleine Tochter gemalt hat, und schreibt dazu, dass das Kissen so weich sei, dass auch die Tochter gerne damit kuscheln wolle. „Das ist sehr schön, wenn man solche Rückmeldungen bekommt“, sagt Claudia Horn.

Nicht nur das Herzen-Nähen, auch alle anderen Aktivitäten der Landfrauen sind bis auf Weiteres ausgesetzt, zuletzt habe man sich im Spätsommer auf einen Ausflug nach Esslingen begeben. Claudia Horn ist nicht glücklich darüber. „Es ist nicht Sinn und Zweck der Landfrauen, dass man sich nicht trifft.“ Das Programm fürs ganze Jahr war aufgestellt, mit Vorträgen und Ausflügen – alles ausgefallen. „Es gibt ja nur noch drei Gruppen in Stuttgart“, sagt Horn, „hier in Plieningen, außerdem in Untertürkheim und Möhringen“. Sicher, man treffe die anderen Landfrauen ab und zu im Flecken auf der Straße oder telefoniere zum Geburtstag – „aber das ist nicht dasselbe“.

Ein wichtiger Teil des Soziallebens ist weggebrochen

Viele der Frauen seien alleinstehend und die Treffen der Landfrauen ein wichtiger Teil ihres Soziallebens – der jetzt einfach weggebrochen sei. „Füreinander da sein, das ist ein ganz wichtiger Aspekt bei uns Landfrauen“, sagt Claudia Horn. „Alle sind traurig, dass gerade nichts stattfinden kann – wir hoffen sehr, dass das bald wieder besser wird.“ Der Trägerverband der Landfrauen organisiere zwar auch Online-Treffen – „aber da sind wir nicht die richtige Klientel“, meint die Plieningerin Claudia Horn. Zu Weihnachten habe sie Briefe und kleine Weihnachtsseifen an die 60 Mitglieder verteilt, berichtet Claudia Horn. „Zu Ostern planen wir etwas Ähnliches. Damit wollen wir ausdrücken, dass wir unsere Mitglieder nicht vergessen und dass sie uns am Herzen liegen – auch ohne Treffen.“