Hat eine 25-jährige Frau die Nichte ihres Mannes zu Tode geschüttelt? Der Staatsanwalt sagt ja. Er will eine Gefängnisstrafe.

Stuttgart - Oberstaatsanwalt Matthias Schweitzer ist sich sicher: „Es besteht kein Zweifel daran, dass die Angeklagte den Tod des Mädchens verursacht hat.“ Die 25-Jährige habe die zweijährige Nichte ihres Ehemanns am 11. Dezember 2018 in ihrer Wohnung in Fellbach totgeschüttelt. Die Angeklagte bestreitet dies. Das Kind war vier Tage später im Olgahospital an seinen massiven Hirnverletzungen gestorben. Die Frau aus Syrien, die mit ihrem Mann vor dem Krieg in ihrer Heimat nach Deutschland geflohen war, habe gewusst, dass ein massives, gewaltsames Schütteln eines Kleinkinds zu erheblichen Verletzungen führen könne, so der Ankläger. Schließlich sei die Angeklagte Mutter eines fast zweijährigen Jungen.

 

„Klassisches Schütteltrauma“

Die Eheleute hatten die Tochter des Bruders des Mannes aufgenommen, weil der von seiner Frau getrennte Vater völlig überfordert war. Warum die 25-Jährige das Mädchen geschüttelt habe, wisse man nicht, so der Oberstaatsanwalt. Der Ankläger beantragt, die Frau wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu vier Jahren Haft zu verurteilen, obwohl man nicht weit von einem Totschlag entfernt sei.

Rechtsmediziner Frank Wehner hatte ausgeführt, es handele sich um das „klassische Bild eines Schütteltraumas“. Andere Ursachen seien auszuschließen. Man habe beidseitig ein subdurales Hämatom, Netzhauteinblutungen und ein massiv geschwollenes Gehirn bei dem Kind festgestellt. Es sei auch dem naivsten Laien klar, dass ein massives Hin-und-her-Schütteln gefährlich sei, so der Rechtsmediziner.

Ihre Mandantin sei als liebevolle Mutter bekannt, so Verteidigerin Amely Schweizer. Es gebe keinen Grund, warum sie das Mädchen derart geschüttelt haben sollte. Der Vater des toten Mädchen mache seiner Schwägerin keine Vorwürfe. Er wolle nicht, dass ihrem Sohn die Mutter genommen werde. Das Urteil soll am 18. Oktober verkündet werden.