Die Zulassungszahlen erreichen im Landkreis Spitzenwerte. Auch landesweit erwartet die Branche, dass 2016 ein Rekordjahr wird. Unter politische Diskussionen über saubere Luft scheint nur der Dieselverkauf zu leiden.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Böblingen - Allen politischen Bemühungen um umweltfreundliche Fortbewegung zum Trotz: Die Dezemberzahlen sind zwar noch nicht erfasst, aber für die Jahresendbilanz 2016 „sieht es nach einem Rekordjahr bei den Pkw-Neuzulassungen aus“, sagt Torsten Treiber, der Obermeister der regionalen KfZ-Innung. Zwar schlägt sich die politische Diskussion um saubere Luft eindeutig bei den Verkaufszahlen für Dieselmotoren nieder, aber „die Leute steigen eben auf Benziner um“, sagt Treiber. Was nicht nur für die Region Stuttgart gilt. In ganz Baden-Württemberg streben die Zulassungszahlen neuen Rekorden zu.

 

Eine Studie des Statistischen Landesamtes belegt, dass die Freude am Fahren den Umweltgedanken überwiegt. Dies gegen den bundesweiten Trend. In ganz Deutschland sank die Zahl der verkauften Autos innerhalb von zwölf Monaten um 5,6 Prozent. Um nahezu denselben Wert stieg die Nachfrage binnen Jahresfrist in der Region Stuttgart. Am kauffreudigsten waren die Bewohner des Landkreises Göppingen mit einem Plus von 13,5 Prozent.

Nirgendwo in der Region ist das Auto so bleibt wie in Böblingen

Nach Bestandszahlen gerechnet, ist die automobile Fortbewegung nirgendwo in der Region so beliebt wie im Kreis Böblingen. Im rechnerischen Mittel waren Ende 2015 – dem letzten von den Landesstatistikern erfassten Jahr – auf 1000 Bewohner des Landkreises 627 Kraftfahrzeuge zugelassen. An diesen Wert reichte nur der Kreis Göppingen heran. In allen anderen Kreisen liegt die Kennzahl unter der Marke von 600. In Stuttgart fährt nicht einmal jeder zweite Bürger ein eigenes Auto. Allerdings steigen seit 2015 auch in der Landeshauptstadt die Zulassungszahlen wieder.

In der Statistik sind auch Motorräder oder Anhänger enthalten, aber der Pkw macht mehr als 85 Prozent des Fahrzeugbestands aus. Der Blick über die Region hinaus offenbart, dass kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Stadt und Land besteht. Mit fast 700 motorisierten Fahrzeugen auf 1000 Einwohner steht der Hohenlohekreis an der Spitze. Im Gegensatz zum Landkreis Tübingen – dort liegt die Kennzahl bei 528. Während die Baden-Badener mit 609 Kraftfahrzeugen auf 1000 Einwohner ländliches Niveau erreichen, fährt nur etwa jeder dritte Heidelberger Auto.

In der Region stieg die Zahl der Neuzulassungen um fünf Prozent

Die Branche machte insbesondere dort gute Geschäfte, wo sie ansässig ist. Im Kreis Böblingen verkaufte sie 2015 knapp 37 500 neue Autos. Das waren rund 6,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Anstieg erklärt sich auch mit der brummenden Wirtschaft, denn etwa ein Viertel der Autos steht in Fuhrparks, aber die Zahl der privaten Pkw kletterte parallel. Die Entwicklung entspricht der in der Region, wenn auch mit weniger ausgeprägtem Plus. Im Jahresvergleich stiegen die Neuzulassungen um gut fünf Prozent. Auch landesweit scheint die Zuneigung zum Auto ungebrochen. Nach jahrzentelangem Anstieg hatte die Zahl der Automobile 2007 einen Höchststand von 7,6 Millionen erreicht. Danach brach sie jäh ein, klettert seit 2010 aber wieder empor. Dieses Jahr wird die Höchstmarke von 2007 überboten. Der damalige Einbruch war wohl der Not geschuldet. 2007 war das Jahr der Weltwirtschaftskrise.

In aktuellen Monatszahlen des KfZ-Gewerbes „schlägt sich die Diskussion um den Selbstzünder augenscheinlich verstärkt nieder“, sagt Harry Brambach, der Präsident des baden-württembergischen KfZ-Verbands. Landesweit brach der Dieselmotor in der Käufergunst im Jahresvergleich um fast acht Prozent ein, und gemäß einer Umfrage der Innung, weigert sich ein Viertel der Händler, gebrauchte Diesel aufzukaufen. Allerdings wurde das Minus mit gestiegener Nachfrage für andere Antriebsarten mehr als ausgeglichen. Rund 385 000 Neuwagen sind in den ersten zehn Monaten dieses Jahres in Baden-Württemberg gekauft worden. Das waren 6,25 Prozent mehr als Ende Oktober 2015. Zwar hat sich die Zahl der neuen Hybrid-Fahrzeuge im Jahresvergleich gut verdoppelt, aber auf einen Marktanteil von bescheidenen zwei Prozent. Der reine Elektromotor spielt mit einem halben Prozent nach wie vor eine Außenseiterrolle.