Auf der ehemaligen Erddeponie bei Leonberg sollen bald Windkraftanlagen Strom produzieren. Doch der Boden ist locker.

Landkreis Böblingen - Auf dem Grünen Heiner bei Stuttgart steht das größte und bekannteste Windrad in der Region Stuttgart. Seit dem Jahr 2000 ist die 65 Meter hohe Anlage nördlich des Stadtteils Weilimdorf in Betrieb und versorgt 200 Haushalte mit regenerativ erzeugtem Strom. Doch als das Windrad vor mehr als einem Jahrzehnt aufgestellt worden war, hatten ihre Erbauer mit dem instabilen Untergrund zu kämpfen: Denn der Grüne Heiner steht auf einer ehemaligen Mülldeponie.

 

„Wir mussten Schotter in den Boden pressen, damit das Fundament des Windrades stabil genug stehen konnte“, berichtet Dieter Schäfer. Er hat das Projekt mitbegründet und ist inzwischen der Geschäftsführer der Gesellschaft Gedea, die das Windrad als Bürgeranlage betreibt.

Bislang keine Erlaubnis für Messmast

Ähnliche Probleme könnten bald auch auf das Böblinger Landratsamt zukommen: Denn der Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises möchte ebenfalls auf einer ehemaligen Deponie, südlich von Leonberg an der Autobahn 8, eine oder sogar mehrere Windkraftanlagen aufstellen. Indes ist hier jahrelang Erdaushub abgelagert worden, darum ist der Boden lockerer und instabiler als der umliegende Waldboden.

Bei Baumaßnahmen auf einem solchen Untergrund gelten aber deutlich strengere Sicherheitsstandards. Auch deshalb hat die Stadt Leonberg bisher keine Freigabe für die Aufstellung einer Messstation erteilt. Diese soll ein Jahr lang aufzeichnen, ob der Wind auf der Deponie überhaupt stark genug für den wirtschaftlichen Betrieb von Windrädern ist. Eigentlich sollte die 50 Meter hohe Messanlage bereits im Dezember aufgestellt werden und den Betrieb aufnehmen. Denn in der Regel ist der Winter die windigste Jahreszeit. So hätten die Planer bereits nach einigen Monaten abschätzen können, ob der Standort geeignet ist. Doch daraus wird nichts: Vermutlich wird die Messanlage erst im März installiert.

Der Boden muss wohl ausgetauscht werden

Denn wie jetzt bekannt geworden ist, hat ein Prüfingenieur, der im Auftrag der Stadt Leonberg die Stabilität der Messanlage beurteilen sollte, Bedenken angemeldet. Die ursprünglich vorgesehene Messanlage sei nicht stabil genug für den Leonberger Standort, heißt es. Das Karlsruher Unternehmen Altus, das im Auftrag des Böblinger Landratsamtes das Genehmigungsverfahren für die geplanten Windräder betreut, muss jetzt einen neuen, stabileren Mast herbeischaffen. Dieser soll für die nötige Standfestigkeit mit vier Seilen im Boden verankert werden.

Die geplanten Windräder sind allerdings mit ihrer Höhe von 200 Metern viel höher und schwerer als die Messanlage. Der Untergrund aus Bauschutt und Erdaushub kann diese Last vermutlich nicht tragen, so die Planer. Der Ingenieur Ulrich Eymann, der das Projekt bei der Planungsfirma Altus betreut, geht deshalb davon aus, dass der Boden unter den Windradfundamenten mehrere Meter tief ausgetauscht werden muss, um auf diese Weise die nötige Stabilität herzustellen.

Wie hoch die Mehrkosten sind, die dadurch auf den Kreis zukommen, ist bislang nicht berechnet. Die Bodenverdichtung am Grünen Heiner hat vor mehr als einem Jahrzehnt 20 000 Euro gekostet. Dort lagerte allerdings nicht nur Bauschutt und Erde, sondern auch Hausmüll – dieser wird im Untergrund der Leonberger Deponie allerdings nicht befürchtet.