Zum 1. Januar führen weitere Städte und Gemeinde im Kreis Esslingen das Stadtticket ein. Als Vorbild gilt Esslingen. Dort erfreut sich das Angebot, für drei Euro einen Tag lang unbegrenzt Busse und Bahnen zu nutzen, steigender Beliebtheit.

Esslingen/Ostfildern/Nürtingen - Das Stadtticket, nur eine Fahrkarte im Stadtgebiet für beliebig viele Bus- und Bahnfahrten an einem Tag, spart – so rechnet der Schwabe – schon bei einer einfachen Hin- und Rückfahrt bares Geld. Musste man bisher zwei Einzeltickets zum Preis von je 2,50 Euro lösen, so werden für ein Stadtticket lediglich drei Euro fällig. Von der dritten Fahrt an ist der Fahrgast mit dem Ticket dann sogar umsonst unterwegs. Gruppen bis zu fünf Personen zahlen für das Tagesticket nur sechs Euro.

 

Die schwäbische Rechnung geht offensichtlich für immer mehr Bus- und Bahnkunden in der Region auf. Was mit Ludwigsburg, Herrenberg, Esslingen, Böblingen und Sindelfingen begonnen hat, hat sich zum Verkaufsschlager entwickelt. Immer mehr Städte und Gemeinden springen auf den Erfolgszug auf. Zu Jahresbeginn bieten neben den fünf Pionierstädten weitere 14 Kommunen im Verbreitungsgebiet des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) ihren Bürgern das Stadtticket an. Im Landkreis Esslingen sind das Filderstadt, Kirchheim, Dettingen, Leinfelden-Echterdingen, Plochingen und Reichenbach. Am 1. April legen Weilheim, Neidlingen, Wendlingen und Ostfildern nach.

Noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt

„Wir sind noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angelangt“, kommentiert VVS-Geschäftsführer Horst Stammler die Erfolgsgeschichte. Die bisherigen Zahlen zeigten, dass der VVS mit dem Angebot einen Nerv getroffen habe. „Ich bin mir sicher, dass das Stadtticket auch bei den Städten, die vom nächsten Jahr an dabei sind, eine ähnlich gute Entwicklung nehmen wird“, sagt der VVS-Geschäftsführer unter Hinweis auf die Resonanz unter anderem in der Stadt Esslingen.

Dort wird das Stadtticket, das zum 1. April 2019 gestartet ist, immer mehr nachgefragt. Von April bis einschließlich Oktober wurden rund 200 000 Tagesfahrkarten verkauft. Die Verkaufszahlen sind von Monat zu Monat gestiegen – von über 18 400 Tickets im April auf mehr als 37 400 im Oktober, heißt es in einer Pressemitteilung des Städtischen Verkehrsbetriebs. Der für den öffentlichen Nahverkehr in der Stadt zuständige Bürgermeister Ingo Rust bezeichnete die Entwicklung als „vollen Erfolg“. Rust geht davon aus, dass die Zahlen während des gut besuchten Weihnachts- und Mittelaltermarktes noch einmal nach oben gegangen sind.

Das Auto ist am Ende immer teurer

„Wir sind uns sicher, mit dem Stadtticket eine Alternative für alle geschaffen zu haben, die zum Einkaufen, ins Kino, Theater oder zu anderen Zielen in der Stadt unterwegs sind. Auto, Sprit und Parkschein sind am Ende immer teurer“, betont Andreas Clemens, Werkleiter des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen. Die Stadt lässt sich das Angebot bis zu eine Million Euro pro Jahr kosten. Zum Vergleich: Das 40 000 Einwohner zählende Kirchheim rechnet während der dreijährigen Laufzeit mit einem Zuschussbedarf in Höhe von 100 000 Euro jährlich.

Als Vorreiter in der Region Stuttgart gilt die Stadt Ludwigsburg, die das Ticket im Rahmen eines Pilotprojekts am 1. August 2018 eingeführt hat. Seither sind die Verkaufszahlen in der 93 000 Einwohner zählenden Barockstadt kontinuierlich gestiegen – auf mittlerweile rund 38 000 Einzel- und rund 1500 Gruppentickets pro Monat. Unterm Strich sind seit der Einführung in Ludwigsburg mehr als eine halbe Million Stadttickets gelöst worden.

Erneuter Anlauf in Nürtingen

Der Erfolg der Nachbarn hat das Stadtticket auch in Nürtingen wieder auf die Tagesordnung gerückt. Die SPD-Fraktion im Gemeinderat unternimmt einen neuen Anlauf, das Drei-Euro-Angebot zu etablieren. Um das Projekt zu finanzieren, soll der Test für die Elektrobuslinie in das Gewerbegebiet Bachhalde abgeblasen werden. Das Angebot krankt an mangelnder Zuverlässigkeit und Nachfrage. Damit würde die Stadt 110 000 Euro jährlich sparen. „Die Erfolge in Esslingen sind für uns ein Ansporn, es auch in Nürtingen erneut anzugehen und erfolgreiche Konzepte nicht nur anderen Städten unseres Landkreises zu überlassen“, heißt es einer Mitteilung der Fraktion. Der chronisch überlastete innerstädtische Verkehr, insbesondere zwischen den Teilorten, könne damit reduziert werden. Ebenso würden Stau und Lärm vermieden.