Das Parlament erlässt ein grundlegendes Gesetz, weil zu viele Besucher aus der Stadt gegen Gerüche und Geräusche auf dem Dorf geklagt haben

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Maurice erlebt seinen größten Triumph nicht mehr. Der stolze Hahn von der Atlantik-Insel Oléron ist vor zwei Jahren verblichen. Nun könnte Maurice nach Herzenslust krähen, denn der Hahnenschrei, das Muhen von Kühen und das Blöken von Schafen gehört in Frankreich künftig zum Kulturerbe. Das Parlament in Paris beschloss am Donnerstag ein Gesetz zum Schutz der Geräusche und Gerüche auf dem Land, es handle sich um ein sogenanntes „Sinnes-Erbe“.

 

Der Hahn Maurice wird zum Medienstar

Im Sommer 2018 war der Hahn Maurice zum Medienstar avanciert. Ein auf die Insel Oléron gezogenes Rentnerpaars wollte ihm vor Gericht vor allem in den Morgenstunden das Krähen verbieten lassen. Ähnliche Prozesse in anderen Gemeinden folgten. Mal ging es gegen den Stallgeruch, der die empfindlichen Nasen der Städter kitzelte oder die Urlauber störten sich an den Kirchenglocken. Eine enervierte Dame aus Paris verlange sogar, dass in dem Dorf, das sie sich als Alterssitz ausgesucht hatte, die abendlich zirpenden Grillen mit Insektenvernichtungsmittel getötet werden sollten.

Die Klagen haben ein Ende

Bruno Dionis, Bürgermeister des 400-Seelen-Dorfes Gajac im Südwesten Frankreichs, wurde es schließlich zu bunt und er gründete die Initiative „Die Geräusche unseres Landes“. Viele Parlamentarier unterstützten das Anliegen und so kam es nun zu dem neuen Gesetz. Auch Agar-Staatssekretär Joël Giraud begrüßte den Beschluss von Parlament und Senat. Wer auf dem Land wohne, müsse „einige Belästigungen in Kauf nehmen“, sagte er. Auch viele Landwirte atmen nun auf, denn mit dem Gesetz werden nicht nur das Läuten von Kirchenglocken oder das Zirpen von Grillen für charakteristisch erklärt. Der Geruch von Schweine- oder Pferdeställen gehört nun ebenfalls zum typisch französischen Landleben.