Das Sozialministerium „ist in Vorplanungen“ für Modellprojekte und will noch diese Woche Details bekanntgeben. Der Landrat schlägt Böblingen als Pilotkreis vor.

Böblingen: Carola Stadtmüller (cas)

Böblingen - In Niedersachsen ist man schon soweit: Seit Montag erproben neun Hausärzte die Corona-Impfung von unter 65-Jährigen in ihren Praxen - diese liegen in der Stadt und der Region Hannover sowie in den Landkreisen Wesermarsch, Uelzen und Leer.

 

Auch in Baden-Württemberg ist es Ziel, möglichst im April mit ersten Probeimpfungen in Hausarztpraxen zu beginnen. Für eine Umsetzung dieser Idee bringt der Böblinger Landrat Roland Bernhard seinen Kreis ins Spiel. In einem Brief an den Sozialminister Manfred Lucha schreibt er: „Im Landkreis Böblingen sehen wir in Rücksprache mit der Pandemiebeauftragten Frau Dr. Theewen und dem Hausarztverband in der Eingliederung von Hausarztpraxen eine Möglichkeit, das Impfgeschehen nachhaltig zu beschleunigen“, so Bernhard. Man stehe mit der Kreisärzteschaft parat. Natürlich müsste das Land die Rahmenbedingungen für eine Impfung in einer Arztpraxis schaffen. Die logistischen Arbeiten könnten von den Praxen selbst nicht gedeckt werden und bedürften daher der Mithilfe und Kooperation des Landes, so Bernhard.

Sozialministerium im Gespräch mit Kassenärztlichen Vereinigung

Diesen Ball nimmt das Sozialministerium auf – spielt ihn aber nicht gleich zurück. Ja, man sei gerade in intensiven Gesprächen und Vorplanungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg für ein Pilotprojekt, so eine Sprecherin des Sozialministeriums. Noch in dieser Woche werden weitere Details veröffentlicht, kündigt sie an. Welcher Kreis eine Rolle spielt, ist also noch unbekannt.

Mit dem Böblinger Modell – also kostenlosen und vielen Coronatests für die gesamte Bevölkerung des Kreises – hat sich der Landrat schon empfohlen als zupackender Modellkreis. Die Schnellteststationen arbeiten gut und sind ausgelastet. Die Zahlen der Tests seien jede Woche gestiegen, so die Sprecherin des Landratsamts Simone Hotz.

Trotzdem musste auch der Kreis Böblingen einen Dämpfer im Kampf gegen die Pandemie einstecken, und das quasi auf der Zielgeraden bei den Impfungen in den Pflegeheimen. In drei Altenheimen verbreitete sich das Virus stark. Teilweise waren die Bewohner noch gar nicht geimpft oder hatten nur die Erstimpfung erhalten. Deshalb müsse weiter vor allem konsequent und regelmäßig getestet werden.

Bitte an Manfred Lucha

Der Landrat sieht in den Hausarztpraxen starke Partner im Kampf gegen die Pandemie, die bereit sind, das Impfen mit Verantwortung zu übernehmen und somit einen großen Teil bei der Bewältigung von Covid-19 zu leisten. Es sei nicht zu verstehen, wenn die zur Pandemie-Bekämpfung gewollte Ausweitung der Impfkapazitäten nicht veranlasst wird. Deshalb die Bitte des Landrats an den Sozialminister: „Setzen Sie sich vor dem Hintergrund, dass das dezentrale Impfen eine wichtige medizinische Maßnahme im Zuge der Corona- Pandemie ist, dafür ein, dass die Hausarztpraxen mit in das Impfgeschehen integriert werden und somit eine schnellere und zudem effizientere Möglichkeit erwächst, das Impfgeschehen zu beschleunigen.“

In Niedersachsen werden die Praxen übrigens von den Impfzentren wie mobile Impfteams behandelt und von diesen mit Impfstoff beliefert – ein Vorgehen, das Modellcharakter auch für mögliche Pilotkreise hierzulande haben könnte.