Eine Ausstellung im Waiblinger Landratsamt widmet sich dem Ersten Weltkrieg, der vor 100 Jahren geendet hat, aber nach Ansicht von Geschichtsforschern bis heute nachwirkt.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Der Waiblinger Landrat Richard Sigel hat eigens beim hiesigen Versorgungsamt nachgefragt. Lediglich drei Menschen in ganz Baden-Württemberg seien dort bekannt, die wegen Nachwirkungen durch den Ersten Weltkrieg noch heute behördliche Hilfe in Anspruch nähmen. Natürlich, das Kriegsende liegt ziemlich genau 100 Jahren zurück. Damals indes gab es kaum eine Familie, die nicht unter den Folgen gelitten hätte. Aber auch in heutigen Zeiten, in denen es an vielen Ecken krisele, erscheine es wichtiger denn je, sich der in der Geschichtswissenschaft als „Urkatastrophe“ des 20. und auch des 21. Jahrhunderts bezeichneten Ereignisse gewahr zu werden, so Sigel.

 

Einige Konflikte wirken bis heute nach

Das Landratsamt bietet zwei Wochen lang ein Forum dafür: Am Mittwochabend ist im Foyer des Verwaltungsgebäudes am Alten Postplatz die Ausstellung „14/18 – mitten in Europa“ eröffnet worden. Auf insgesamt sechs Stellwänden hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK) versucht, den „politischen Weg in den Krieg, die wesentlichen militärischen Ereignisse, das Schicksal der Soldaten und der Bevölkerung an der sogenannten Heimatfront“ darzustellen. Dabei habe man den Schwerpunkt bewusst nicht – wie oft üblich – auf die Westfront gelegt, sondern sich um eine gesamteuropäische Sicht einschließlich der auf Ost- und Südeuropa bemüht, sagt der nordwürttembergische Bezirksgeschäftsführer des VdK, Thomas Faul. Denn die Folgen des vier Jahre andauernden Krieges seien durchaus bis heute spürbar. Faul: „Konflikte im Nahen Osten, der Türkei, aber auch auf dem Balkan und in der Ukraine – um nur einige zu nennen – sind ohne den Einblick in die Zusammenhänge und die Ereignisse des Ersten Weltkriegs nicht zu verstehen.“

Die Wanderausstellung, die unter wissenschaftlicher Begleitung entstanden sei, richte sich insbesondere auch an Schulklassen, sagt Thomas Faul. Auf Wunsch könnten begleitende Arbeitsblätter bestellt werden, die dabei helfen sollten, Inhalte besser zu erschließen sowie Einzelaspekte zu vertiefen.

Ein Vergleich mit einer heißen Herdplatte

Die Besucher im Waiblinger Landratsamt soll die Zusammenfassung der schrecklichen Ereignisse, die nach Ansicht des Landrats „kurz und knapp aber eindrücklich“ geraten ist, vor allem daran erinnern, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist. Thomas Faul bemüht in diesem Zusammenhang gern das Beispiel einer heißen Herdplatte: „Jeder, der seine Hand einmal darauf gelegt hat, wird es sicherlich nie wieder tun – aber wehe, man vergisst, dass sie heiß ist.“

Die Ausstellung „14/18 – mitten in Europa“ ist während der üblichen Öffnungszeiten der Kreisbehörde noch bis zum 13. Februar im Foyer des Landratsamts in Waiblingen, Alter Postplatz 10, zu sehen.