„Die Ignoranz der Landesvorsitzenden gegenüber den gemäßigten Mitgliedern veranlasst mich letztendlich zum Austritt“ – Die Landtagsabgeordnete Doris Senger verlässt die AfD.

Stuttgart - Nach ihrem Austritt aus der Fraktion kehrt die Landtagsabgeordnete Doris Senger auch der AfD den Rücken und verlässt die Partei. „Die Ignoranz der Landesvorsitzenden gegenüber den gemäßigten Mitgliedern veranlasst mich letztendlich zum Austritt“, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung Sengers. Parteichefin Alice Weidel sei nicht willens, extremen Elementen Einhalt zu gebieten, schreibt Senger, ohne den Namen der Vorsitzenden zu erwähnen. Sie werde nach ihrem Ausscheiden aus der Politik als Unternehmensberaterin weiterarbeiten, sagte die 61-Jährige der dpa.

 

Die AfD-Geschäftsstelle bestätigte den Austritt zunächst nicht. Es sei bislang kein entsprechendes Schreiben eingegangen, sagte ein Mitarbeiter auf Anfrage.

Austritt aus der AfD-Fraktion bereits im November

Im November hatte Senger zunächst ihren Austritt aus der AfD-Fraktion erklärt und ihr Mandat seither als fraktionslose Abgeordnete ausgeübt. Sie war im Juli 2019 für den AfD-Politiker Lars Patrick Berg nachgerückt, der ins Europaparlament gewechselt war. Die AfD-Landtagsfraktion hatte Senger aber zunächst die Aufnahme verweigert. Erst Ende September hatte der Vorstand ihrer Mitgliedschaft in der Fraktion zugestimmt. Zuvor hatte sie auch in einem dritten Wahlgang bei der Klausur der AfD-Fraktion in Bad Herrenalb (Kreis Calw) nicht das nötige Quorum erzielt.

Hinter dem Streit um Senger steckt ein seit längerem tobender Machtkampf in der Fraktion zwischen gemäßigten Abgeordneten um Fraktionschef Bernd Gögel und Mitgliedern vom rechten Rand um Fraktionsvize Emil Sänze.

Die AfD hatte bei der Landtagswahl 2016 einen Stimmenanteil von 15,1 Prozent erreicht, demnach standen der Partei 23 Sitze im Landtag zu. Nachdem es bereits mehrere Austritte aus der Fraktion gegeben hat, verfügt die AfD im Landtag nur noch über 15 Mitglieder.