Die Aussagen von Wilfried Klenk zu Christoph 41 zeigen „Arroganz der Macht im Innenministerium“.

Lange schon gibt es Diskussionen um den Verbleib des Rettungshubschrauber Christoph 41 in Leonberg, eine Petition belegte den ausdrücklichen Wunsch der Menschen vor Ort, den Standort zu erhalten – die Hoffnung, dass der Hubschrauber tatsächlich dauerhaft in Leonberg bleibt, wurde zuletzt allerdings immer kleiner. Erst jüngst äußerte sich nun Staatssekretär Wilfried Klenk gegenüber unserer Zeitung zur Debatte, mit einer klaren Ansage: Der Hubschrauber wird verlegt, trotz 28 000 Unterschriften und dem wiederholten Plädoyer der Rettungsdienste für einen Verbleib in Leonberg. Dass sich die Unterzeichner ebenso tief in die Thematik eingearbeitet hätten wie die zuständige Politik, stellte Klenk überdies bei einem Redaktionsbesuch, den er mit den Landtagsabgeordneten Sabine Kurtz (CDU) und Peter Seimer (Grüne) absolvierte, infrage:„Ich habe mehr Ahnung vom Rettungswesen, als alle anderen, die sich selbst Rettungsexperten nennen“, sagte er.

 

Aussage sei „schlichtweg dreist“

Kritik an diesen Aussagen kommt nun vom Weil der Städter Landtagsabgeordneten Hans Dieter Scheerer (FDP), der sich bereits in der Vergangenheit häufig kritisch über die Verlegung des Hubschrauber geäußert hatte. „Die Aussagen von Staatssekretär Klenk sind doch beachtlich in ihrer Schärfe und ihrem Inhalt“, kommentiert Scheerer. „Nach eigener Aussage habe er mehr Ahnung vom Rettungswesen als alle anderen, also auch als alle Betroffenen und Experten vor Ort im Kreis Böblingen und in Leonberg, wie der Landrat, Oberbürgermeister, die Crew des Rettungshubschraubers, das DRK oder THW.“

Als „schlichtweg dreist“ bezeichnet Scheerer diese Aussage, zumal der Präsident des DRK im Kreis Böblingen, Michael Steindorfner, selbst Ministerialdirektor im Justizministerium gewesen sei. „Aber das passt ins Bild der von Anfang an komplett intransparenten Entscheidungsfindung um Christoph 41, die keinesfalls zu der angeblichen Politik des Gehörtwerdens, die sich die Landesregierung gerne auf die Fahne schreibt, passt“, befindet Scheerer.

Laut dem FDP-Abgeordneten sollte sich Politik aber gerade um die Interessen der Menschen kümmern und sich mit deren Bedenken und Sorgen auseinandersetzen: „Nach meinem Kenntnisstand war Herr Klenk nicht ein einziges Mal in Leonberg, um sich die Sorgen der Menschen anzuhören und sich ein Bild von der Situation zu machen.“ Auch die eigenen Abgeordnetenkollegen aus dem Wahlkreis kritisiert Scheerer dafür, dass sie sich in der Causa Christoph 41 bedeckt halten. Demnach treffe man Entscheidungen „in dieser Landesregierung wohl nicht im Diskurs mit den Menschen vor Ort, sondern aus den stillen Regierungskammern in Stuttgart heraus auf Basis eines Gutachtens“, das ohne Zweifel Mängel aufweise und nicht dem aktuellen Stand entspreche.

„Schade“ ums Geld für neue Station

Scheerer zeigt sich konsterniert. Die Landesregierung habe zu keinem Zeitpunkt ein Interesse an einem wirklichen fachlichen Austausch zur Sache gehabt oder den Argumenten für einen Verbleib von Christoph 41 in Leonberg eine Chance gegeben. Sein Fazit: „Sehr schade um die Luftrettungsstation in Leonberg und das viele Geld, dass der Bau einer neuen Station auf der Schwäbischen Alb und die Verlegung des Rettungshubschraubers kosten wird.“