Der Weil der Städter Hans Dieter Scheerer tritt bei der Landtagswahl im Wahlkreis Leonberg-Herrenberg für die FDP an.

Weil der Stadt - Auch wenn draußen bei frühlingshaften Temperaturen die Cafés geöffnet gewesen wären – FDP-Landtagskandidat Hans Dieter Scheerer hätte auch dann ganz bewusst sein Büro in der Weil der Städter Josef-Beyerle-Straße als Wunsch-Ort für das Interview ausgewählt. „Hier fühle ich mich tatsächlich sehr wohl, ich arbeite gerne und finde es einfach spannend, wenn ich mich mit meiner Berufserfahrung in den unterschiedlichsten Projekten einbringen darf.“

 

Sein Rechtsanwaltsbüro im ersten Stock ist über eine luftige Stahltreppe zu erreichen. Gleich im Eingangsbereich lächelt der 63-Jährige von den Wahlplakaten, die noch darauf warten, in möglichst exponierter Lage angebracht zu werden.

Scheerer führt ins Besprechungszimmer, das er in Zeiten des digitalen Wahlkampfes in ein Aufnahmestudio verwandelt hat. „Eine neue Welt für mich, aber ich muss mich diesen Herausforderungen stellen, ich brauche für einen Instagram-Post vielleicht zehn Minuten länger als die jungen Leute, aber der Umgang mit den neuen Medien hält mich wiederum fit und jung“, sagt er und lacht.

Zum Glück habe er ein kompetentes fünfköpfiges Wahlkampfteam, das ihm zur Seite steht. Zuletzt sendete er drei Livestreams. Einen mit Michael Georg Link, dem Sprecher für Europapolitik der FDP-Bundestagsfraktion zum Thema US-Wahl. „Sind unsere Arbeitsplätze nach Corona sicher?“ – darum ging es in der zweiten Runde mit Wirtschaftsprofessor Hans-Peter Burghof und dem hiesigen Bundestagsabgeordneten Florian Toncar.

Beim digitalen Neujahrsempfang des Kreisverbandes Böblingen und des Stadtverbandes Leonberg hatte er den Handelsexperten Steffen Friedlein, Geschäftsführer Vermietung der ECE-Center, zu Gast. Sie diskutierten, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf den Einzelhandel hat und wie unsere Innenstädte in der Zukunft aussehen werden. Christian Lindner wäre am 4. März gekommen, daraus wird nun eine Online-Diskussion.

Veranstaltungen vor Ort sind derzeit undenkbar. „Was mir in diesem Wahlkampf fehlt, sind die Kontakte mit den Menschen , man bekommt kein Feedback, die Stimmung ist schwer einzuschätzen, umso spannender wird sicher das Wahlergebnis am 14. März sein.“

Sollte Hans Dieter Scheerer, der 2016 schon einmal angetreten war und wegen 600 Stimmen scheiterte, diesmal den Einzug in den Landtag schaffen, würde er seinen Beruf als Rechtsanwalt keinesfalls aufgeben. „Ich wäre weniger, aber immer noch regelmäßig im Büro, den Bezug zur Basis, zu meinen Mandanten, möchte ich nicht verlieren, ich muss bei den Leuten sein, um zu wissen wo?s brennt.“

2010 wagte der verheiratete Vater von 24-jährigen Zwillings-Töchtern den Schritt in die Selbstständigkeit. Als leitender Angestellter im Management der Metro, später als Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft der Edeka in Hamburg, war er permanent unterwegs. Ein Schlüsselerlebnis war eine Situation am Stuttgarter Flughafen, als er erst einmal einen Blick auf das Ticket werfen musste, um zu wissen, wohin ihn seine Sekretärin an diesem Tag überhaupt geschickt hatte. „Die Dame am Schalter hat mich schallend ausgelacht, und ich habe in diesem Moment realisiert, dass ich nur noch getrieben bin.“ Mit einem bereits vorhandenen Netzwerk fing Scheerer als Rechtsanwalt von der Pike auf wieder klein an.

Hans Dieter Scheerer, aufgewachsen in Herrenberg-Kuppingen, ist seit über 40 Jahren Mitglied bei den Freien Demokraten. „Ich gestalte gerne, bin ein Macher. Politik ist spannend, weil man beeinflussen kann und auch Kompromisse eingehen muss. Er engagiert sich, „weil ich irgendwelchen Radikalen nicht das Feld überlassen will.“

Seine Schwerpunktthemen sind unter anderem die Wirtschaft (Scheerer: „Die größte Freiheit ist wirtschaftliche Freiheit“), die Digitalisierung, die Förderung der Infrastruktur, Bildung, eine verantwortliche Umweltpolitik sowie Bürokratieabbau. Der Weil der Städter ist FDP-Kreisvorsitzender, Gemeinde- und Regionalrat. Zudem ist er Vorsitzender der Unámonos-Stiftung, die sich um bedürftige Kinder und Jugendliche im peruanischen Arequipa kümmert. Zwischendurch tankt er beim Joggen auf. „Manchmal wünschte ich mir, der Tag hätte 36 Stunden.“

Mit seinen Partei-Kollegen will er bis zum 14. März alles geben, um im Wahlkreis 6, der sich von Herrenberg, Weissach und Weil der Stadt bis nach Leonberg erstreckt, das „liberale Trauma“ zu überwinden: 2011 hatte Heiderose Berroth den Wiedereinzug in den Landtag verpasst. Seitdem ging die FDP in diesem Gebiet leer aus. Das soll sich ändern. „Wir werden kämpfen und ich bin von Natur aus ein Optimist“, sagt Hans Dieter Scheerer.