Der Leonberger Gemeinderat reicht Sybille De Mott schon nach einem knappen Jahr nicht mehr. Sie strebt nach mehr.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Vor einem guten Jahr war sie nicht einmal Parteimitglied, heute ist Sybille De Mott eine der Zukunftsfrauen der Grünen in Leonberg. Ziemlich überraschend hatte die bis dato politisch so gut wie unbekannte Tierärztin bei der Kommunalwahl im vergangenen Mai den Sprung in den Leonberger Gemeinderat geschafft – vom schwierigen Listenplatz 11 auf Rang 7 mit 5600 Stimmen. Außerdem wurde sie in den Höfinger Ortschaftsrat gewählt.

 

Jetzt möchte De Mott den nächsten großen Schritt machen: Sie bewirbt sich in der direkten Nachfolge von Bernd Murschel als Landtagskandidatin im Wahlkreis Leonberg/Herrenberg/Weil der Stadt. Und ihre Chancen, bei der Grünen-Wahlkreisversammlung im März ins Rennen um das Direktmandat geschickt zu werden, gelten als nicht gering.

Vom politischen Virus infiziert

„Mein Herz schlägt seit jeher grün“, sagt die gebürtige Böblingerin, die vor wenigen Tagen 47 Jahre alt geworden ist. Ihr politisches Bewusstsein lebte sie auf grünen Parteiveranstaltungen und Demos aus. „Das war mir aber irgendwann nicht mehr genug. Ich wollte nicht nur meckern, sondern selbst mit anpacken und Verantwortung übernehmen.“

Im Januar 2019 trat sie bei den Grünen an, kandidierte für den Ortschaftsrat ihres Heimatstadtteils und ließ sich auf die Kandidatenliste für den Gemeinderat setzen. „Dass es mit dem Ortschaftsrat klappt, das hatte ich nicht ausgeschlossen“, sagt sie. „Aber die Wahl in den Gemeinderat ist schon eine tolle Sache!“

Tierschutz ist ihr wichtig

Nach einem dreiviertel Jahr im Rathaus ist Sybille De Mott vom politischen Virus voll infiziert: Neben der Gremienarbeit gehört sie dem Vorstand der Leonberger Grünen an und war Delegierte bei der Landesdelegiertenkonferenz in Sindelfingen. Außerdem ist sie Mitglied in den Landesarbeitsgemeinsaften für Tierschutz, Frauenpolitik und Behindertenpolitik. „Ich habe mein Leben und meinen Terminkalender komplett umgekrempelt.“ Hilfreich ist dabei, dass sie keine eigene Praxis betreibt, sondern für verschiedene Fachunternehmen arbeitet, etwa in der Stammzellenforschung und in tiermedizinischen Labortests.

Entsprechend ihrer Profession spielt bei der Kandidatin Tierschutz eine große Rolle: „Wir müssen uns jetzt gegen unsinniges Tierleid stellen, das uns das Bundeslandwirtschaftsministerium mit weiteren Jahren Kükenschredderns, winzigen Kastenständen und betäubungsloser Ferkelkastration unterjubeln möchte.“ Die Bauern will sie nicht bekämpfen, sondern mitnehmen. Beim Artenschutz denkt sie an Pestizidabgaben, so wie es in einigen EU-Ländern praktiziert wird.

Bernd Murschel tritt nicht mehr an

Wie es sich für eine Grüne gehört: Klimaschutz, mehr Nahverkehr und Radwege in den Städten, Frauenpolitik, der Kampf gegen Rassismus und Rechtspopulisten sowie eine Behindertenpolitik, die Menschen mit Handicap integriert und nicht ausgrenzt – all diese Themen hat sich Sybille De Mott auf ihre Agenda für eine mögliche Arbeit im Landtag geschrieben.

Der jetzige Abgeordnete Bernd Murschel wird sich im kommenden Jahr von der landespolitischen Bühne verabschieden, im Leonberger Gemeinderat aber weitermachen. Er hatte bei der Wahl vor vier Jahren seinen Wahlkreis mit fast 32 Prozent gewonnen und die Jahrzehnte währende CDU-Dominanz beendet.

Drei Hunde gehören zur Familie

Dass sie womöglich in die Fußstapfen des erfolgreichen Landes- und Kommunalpolitikers treten könnte, überrascht Sybille De Mott immer noch ein wenig. „Bei unserer Wahlparty im Domizil hatte ich zu Bernd Murschel gesagt: Von null auf hundert“, erinnert sie sich an den Abend der Kommunalwahl im vergangenen Mai.

„Was eigentlich nur ein flapsiger Spruch am Abend nach der Kommunalwahl war, als ich als Neuling von Listenplatz 11 in den Gemeinderat der Stadt Leonberg gewählt wurde, hat sich zu meinem persönlichen Motto entwickelt.“ Nun will sie mit „großer Energie und Leidenschaft“ ihre Aufgaben im Ortschaftsrat, im Gemeinderat und möglichst auch im Landtag angehen.

Kraft holt sich die 47-Jährige bei ihrer Familie, zu der drei Kinder, die ihr Ehemann in die Beziehung mit eingebracht hat, und auch drei Hunde gehören. Als Kinogängerin und Freundin guten Essens ist sie dann doch nicht ausschließlich in Ratssälen und Parteiräumen anzutreffen.