Die Christdemokraten Konrad Epple und Tobias Vogt ziehen neben den drei Grünen, die die Wahlkreise Ludwigsburg, Bietigheim und Vaihingen gewonnen haben, in den Stuttgarter Landtag ein.

Kreis Ludwigsburg - Auch wenn er deutlich an Boden verloren hat, ist Konrad Epple wieder recht souverän in den Landtag eingezogen. Für den Schlossermeister aus Ditzingen, der seit 2011 auf Landesebene Politik macht, beginnt bald die dritte Legislatur im Parlament. Am Ende verbuchte der 57-Jährige im Wahlkreis Vaihingen/Enz zwar fast 8000 Stimmen weniger als Markus Rösler (Grüne), den Grund für das schlechtere Abschneiden sieht er aber nicht in erster Linie bei sich. Im Gegenteil: Sein Ergebnis (24,8 Prozent) sei sogar eine Bestätigung für die Arbeit der vergangenen fünf Jahre, findet Epple. Die CDU sei bestraft worden für das, was sie auf Bundesebene verbockt habe. Die Maskenaffäre, sagt Epple, habe die Partei viele Stimmen gekostet. Es gehe nun vor allem darum, die Pandemie und deren Folgen zu meistern.

 

FDP-Kandidat Zitzmann will keinen dritten Anlauf nehmen

Über das Zweitmandat hat auch sein Parteifreund Tobias Vogt den Einzug in den Landtag geschafft. Gegen 23 Uhr sei klar gewesen, dass ihm der Sprung ins Parlament geglückt sei, sagt der 35-Jährige. Daraufhin köpfte er mit seinem Vorgänger als Abgeordneter der CDU im Wahlkreis Bietigheim, Fabian Gramling, eine Flasche Rotwein. Die Stimmungslage war dennoch zwiespältig. Einerseits habe er sich über den persönlichen Erfolg gefreut, so Vogt. „Andererseits hat mich das Ergebnis der CDU wieder eingefangen.“

Klar ist für den Unternehmer aus Kirchheim am Neckar, dass er sich nun mit voller Kraft seinem Mandat widmen wird. Zugleich möchte er bei seinem Handwerksbetrieb am Ball bleiben, wenn auch stark gebremst. Die Firma führt er zusammen mit seinem Bruder. Was mögliche Koalitionsverhandlungen mit den Grünen anbelangt, sieht er die Ökopartei am Zug. „Sie sind der klare und deutliche Sieger der Landtagswahl“, sagt Tobias Vogt. Allerdings werde sich die CDU selbstverständlich ihrer Verantwortung stellen und stehe für Gespräche mit den Grünen zur Verfügung.

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Während Vogt den Sprung in die Landespolitik geschafft hat, begräbt der FDP-Kandidat Roland Zitzmann seine Ambitionen. Der Disponent aus Vaihingen/Enz ist zum zweiten Mal knapp gescheitert. Einen dritten Anlauf wird er nicht nehmen. In fünf Jahren, dann ist er 62, sollten jüngere eine Chance bekommen, meint der Familienvater. Das gute Abschneiden seiner Partei (10,5 Prozent im Land) hat zu seinem Scheitern beigetragen – auch wenn er das selbst nicht so sieht. „Es ist schön, dass die FDP so gut abgeschnitten hat“, sagt Zitzmann, „aber es ist natürlich schwer, auf so ein Landesergebnis noch mal zwei Prozent draufzulegen, um in den Landtag einzuziehen.“ Zitzmann erreichte 11,1 Prozent der Stimmen und steigerte sich im Vergleich zu 2016 deutlich. Er will auf kommunaler Ebene weiter politisch aktiv sein.

Ist das Wahlsystem in Baden-Württemberg ungerecht?

Auch für seine Parteikollegin Stefanie Knecht bleibt es bei der Arbeit im Ludwigsburger Gemeinderat. Sie lag mit ihrem Ergebnis (11,2 Prozent) im Wahlkreis 12 ebenfalls über dem Landesdurchschnitt der FDP, für einen Einzug in den Landtag reichte es allerdings nicht. „Um 22 Uhr war mir das eigentlich schon klar“, berichtet Knecht.

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Ein bisschen enttäuscht sei sie zwar, freue sich aber für die 18 Parteikollegen, die in den Landtag kämen. „Wir haben eine tolle Fraktion“, so die 51-Jährige. „Leider aber nur mit zwei Frauen.“ Durch das baden-württembergische Wahlsystem ohne Listen würden kleine Parteien und weibliche Kandidaten benachteiligt.

Auch Colin Sauerzapf plädiert für eine Reform des Wahlsystems. Der 23-Jährige hat als einziger SPD-Kandidat im Kreis besser abgeschnitten als die Partei auf Landesebene. Die 12,1 Prozent, die er im Wahlkreis 12 erreicht habe, seien „schon ein Wort“. Dass Genossen, die teils deutlich weniger Stimmen erreicht hätten, die Sozialdemokraten nun aber im Landtag verträten, sei dennoch in Ordnung.

Wie werden die Zweitmandate vergeben?

Die Zweitmandate werden in Baden-Württemberg an die Kandidaten vergeben, die in ihrem Wahlkreis nicht die relative Mehrheit erreicht, aber im Verhältnis zu den übrigen Wahlkreisbewerbern ihrer Partei im betreffenden Regierungsbezirk am besten abgeschnitten haben. Bis zum Jahr 2009 war die absolute Stimmenzahl entscheidend. Inzwischen kommt es auf den prozentualen Stimmenanteil an.